Jochen Rathmann's Bücher

Dienstag, 21. Februar 2012

[OSCAR COUNTDOWN 2012] Teil 9 - Moneyball



9/10

Als ich vor einigen Jahren Richard Roeper’s „Sox and the City“ las, tat ich das zum einem wegen dem Autor und nur zweitrangig wegen des Sports. Baseball ist, gerade auch in Deutschland, in Europa größtenteils uninteressant. Hier und da gibt es Mannschaften, die in irgendeiner Liga einen Platz haben, aber zu wirklich großem Ruhm dürfte der Sport auch in den kommenden Jahren nicht kommen. Basketball, natürlich; Football, auch noch, wenn auch eher für Feinschmecker; aber Baseball?

Umso gewagter einen Film zu drehen, der auch außerhalb der USA ein breites Publikum finden soll. Natürlich ziehen Namen wie Brad Pitt und Jonah Hill. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass „Namedropping“ alleine nicht reicht, um sich zwei Stunden das Wirken hinter den Kulissen einer Baseballmannschaft anzuschauen. Mit diesen Zweifeln habe auch ich mich beschäftigt, doch letztendlich die richtige Wahl getroffen.

„Moneyball“ ist ein sehenswerter und toll gespielter Film. Ursprünglich sollte Steven Soderbergh die Regie übernehmen, ist dann allerdings kurzfristig von dem Projekt abgesprungen und Bennett Miller hat übernommen. Wie der Film mit Soderbergh ausgesehen hätte, bleibt ein Rätsel, aber Miller hat eine ordentliche Arbeit abgeliefert.

Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit und liefert einen spannenden Blick hinter die Kulissen dieses Betriebes, der so wahrscheinlich auch in der NBA oder NFL stattfindet. Es ist erstaunlich zu sehen, wie viel Einfluss der Trainer überhaupt hat. Stellt man sich diese Verhältnisse in der Fußballbundesliga vor, würden uns spannende Auftritte von Magath und Co. bevorstehen. Die Geschichte hat ihren richtigen Rhythmus, so wird z.B. die 20-Spiele-Siegserie nicht elendig in die Länge gezogen sondern in einer kleinen Collage zusammengefasst. Natürlich werfen sich die Protagonisten Zahlen und Fakten um die Ohren, mit denen die meisten wohl nichts anfangen (mich nicht ausgeschlossen) können, dennoch hat man nie das Gefühl, als verliere man den Draht zur Geschichte und den Figuren. Miller hat die richtige Balance zwischen Unterhaltung und (Sport-)Wissenschaft gefunden.

Eine große Überraschung des Films ist Brad Pitt, der mich persönlich noch nie wirklich interessiert hat. Ich habe ihn in seinen Filmen geduldet, doch leider war mir die Publicity-Figur Pitt immer präsenter als der ernstzunehmende Schauspieler. Doch seine Darbietung des Oakland – Managers Billy Beane ist beeindruckend. Seine Figur ist nicht der typische Sportsmann, der nach den größten Namen strebt. Mit Hilfe des Wirtschaftswissenschaftlers Peter Brand, gespielt von einem überzeugenden Jonah Hill, versucht er kostengünstig ein perfektes Team zusammenzustellen und eckt mit dieser Methode mehr als einmal an. Er ist exzentrisch, tauscht Spieler wie andere Briefmarken und schaut sich kein Spiel der Mannschaft live an. Entweder schuftet er im stadioneigenen Trainingsraum oder ist in seinem Wagen unterwegs, lässt sich von Brand die wichtigsten Neuigkeiten per SMS schicken und schaltet immer nur für wenige Sekunden das Radio oder den Fernseher ein.

„Moneyball“ ist tatsächlich ganz großes Kino. Eine fantastische Geschichte (basierend auf wahren Begebenheiten) und ein großer Cast (Phillip Seymour Hoffmann als Trainer,…). Man sollte sich nicht von der Baseballthematik abschrecken lassen, man wird definitiv nicht enttäuscht.


[OSCAR PROGNOSE]

Sechs Nominierungen, ein Achtungserfolg, keine Frage. Dennoch chancenlos gegen eine stärkere Konkurrenz.

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