Jochen Rathmann's Bücher

Donnerstag, 23. Februar 2012

[OSCAR COUNTDOWN 2012] Teil 15 - The Help



9/10

Es sind die frühen 60er Jahre. Leben in einer typischen amerikanischen Kleinstadt. Die Farben der Kleider, der vorbildlichen Hausfrauen, leuchten heller als jede Neonröhre es könnte, die Autos sind breiter als die Straßen und eine Coke kostet einen Nickel.

In dieser Welt brauchen die weißen Hausfrauen schwarze Hausangestellte, die sich um alles kümmern, damit die Hausfrauen zu großen Kaffeekränzchen zusammenfinden können und darüber diskutieren, wie sie das Leben der schwarzen Aushilfen noch unerträglicher machen können. Während sie Ideen entwickeln, wie spezielle Sanitäranlagen, die außerhalb des Hauses angebracht werden, kümmern sich die Aushilfen um den Haushalt und erziehen (und prägen) nebenbei auch noch die Kinder, die ohne ihre Hilfe komplett vor die Hunde gehen würden.

In dieser Welt lebt Skeeter, eine junge Frau mit journalistischen Ambitionen und einem Verstand, der den anderen weit voraus ist. Sie entdeckt diese gesellschaftlichen Missstände und möchte ein Buch schreiben. Mit viel Mühe erreicht sie die Aushilfen und kann ihnen Mut machen, ihre Geschichte zu erzählen, die sie alle in einem Buch versammelt. „The Help“ by Anonymous wird für Furore sorgen.

Mit einer Laufzeit von 140 Minuten und solch einer Thematik mag der Film auf den ersten Blick wie einer harter Brocken erscheinen, um den der ein oder andere lieber einen Umweg machen möchte. Doch die ganz große Stärke des Films ist, dass es eben keine schwere Kost ist. Es sind durchaus brisante Zeiten, zu denen „The Help“ spielt, doch es gelingt dem Film einen ganz speziellen Ton zu finden. Humorvoll und mit einem zwinkernden Auge, auch wenn dabei die ernsten Momente nicht ins lächerliche gezogen werden. Es ist eine hauchdünne Gradwanderung zwischen Lachen und Weinen. Eine federleichte Inszenierung, die sich der Verantwortung bewusst ist. Nicht zuletzt einem großartigen Cast zu verdanken, allen voran die bezaubernde Emma Stone, der in den nächsten Jahren ganz Hollywood zu Füßen liegen wird.

In einer Welt zu leben, in der die Diskriminierung wegen Hautfarbe, Geschlecht, Glauben (...) gesetzlich untersagt ist, ist ein wahrer Segen. Filme wie „The Help“ sind wichtig, daran zu erinnern, dass die Gleichberechtigung eines jeden Menschen nicht immer selbstverständlich war – und noch immer nicht überall ist. Und das dies in einem lockeren, dennoch ernsthaftem ausbalancierten Ton gelingt, ist ganz große Kunst.


[OSCAR PROGNOSE]

„The Help“ war mein erster Favorit auf die Oscars. Doch nach und nach sehe ich die Chance auf eine goldene Statur schwinden. Es würde mich freuen, wenn der Film als großer Überraschungskandidat in den Hauptkategorien abräumen würde, doch vermutlich wird es dazu nicht kommen. Allerdings müssten Preise für Viola Davis und Octavia Spencer eine sichere Sache sein. Die wievielte Dankesrede von Meryl Streep sollen wir noch ertragen?

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