Jochen Rathmann's Bücher

Freitag, 17. Februar 2012

[OSCAR COUNTDOWN 2012] Teil 6 – Dame, König, As, Spion


6/10

70er Jahre. Kalter Krieg. Eine Mission des britischen Geheimdienstes läuft nicht nach Plan. Agent wird angeschossen. Die beiden Verantwortlichen müssen die Konsequenzen tragen und ihren Hut nehmen. Jahre später kommt Verdacht eines Doppelagenten auf. Einer der ehemaligen wird zurückgebracht und soll die Lücke im System ausfindig machen. Diese Zusammenfassung mag etwas plakativ erscheinen, doch würde man auch nur etwas weiter gehen, müsse man zu weit ausholen und alles weitere würde aus dem Rahmen fallen.

Der Zurückberufene ist George Smiley, eine legendäre Figur aus dem
Werk des Schriftstellers John le Carré. „Dame, König, As, Spion“ ist einer seiner populärsten Romane und wurde schon einmal von der BBC als Fernsehmehrteiler verfilmt, die Hauptrolle gab damals Alec Guiness. In dieser Verfilmung mimt Gary Oldman den Agenten George Smiley.

Der Film hat ein großes Problem, er tritt auf der Stelle. Es handelt sich um eine ruhige Spionagegeschichte, die zwar nie langweilig wird, allerdings erscheint sie stellenweise zu langatmig. Tomas Alfredson lässt das gewisse Etwas vermissen, was den Film zu einem atemberaubendem Erlebnis gemacht hätte. Denn am Rest gibt es nichts zu bemängeln. Die Kulissen sind sehr detailgetreu, man hat viel Wert auf Kleinigkeiten gelegt und wirklich keinen Zweifel am typischen Look der 70er Jahre gelassen.

Und eine Besetzung, die man von dieser Stärke nur in ganz wenigen Filmen findet. Gary Oldman als ruhiger, in sich gekehrter Ex – Spion auf neuer Mission. Mark Strong, der, nachdem er angeschossen wird, seinen Dienst als Lehrer antritt und fortan in einem Autobus lebt. Colin Firth, in dessen Mimik sich der beste Freund, aber auch der schlimmste Feind widerspiegelt sowie eine ganze Hand voll bekannter Gesichter und unbekannter Schauspieler, an denen es nichts auszusetzen gibt. Und tatsächlich, der junge Assistent mit den glatten kurzen Haaren ist Benedict Cumberbatch, besser bekannt als aktueller Hauptdarsteller der BBC – Reihe „Sherlock“.

Man muss sich dieser Inszenierung mit der gesamten Aufmerksamkeit widmen. Eine geradlinige Erzählstruktur gibt es nicht. Die Ermittlungen von Oldman werden immer wieder durch Rückblenden unterbrochen.

Und so enttäuschend vieles auch sein mag, spätestens am Ende gibt es einen kleinen Lichtblick. Zu der musikalischen Begleitung einer flotten 70er Version von „La Mèr“ folgen viele Bildschnitte, in denen wir die Auflösung des Falles erfahren und über das Schicksal vieler Protagonisten unterrichtet werden. Die Dynamik dieser letzten Minuten hätte der ganze Film gebraucht, dann hätte es eine gute Sache werden können.

[OSCAR PROGNOSE]

Drei Nominierungen, allerdings Chancenlos. Die für Oldman ist nachvollziehbar, die für die beste Kamera verständlich, das beste Drehbuch ein schlechter Scherz!?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen