Selten hatte ich in
jüngster Zeit so eine Freude bei einer Lektüre wie es bei „Das
Zimmer“ von Jonas Karlsson der Fall war. Und das liegt allen voran
an Björn, dem Ich-Erzähler des Romans. Björn ist ein riesiges,
gewaltiges Arschloch. Das merkt man schon nach wenigen Seiten. Und
wie jedes riesige und gewaltige Arschloch es so an sich hat, wird er
im weiteren Verlauf der Geschichte nicht sympathischer. Das ganze in
einem Großraumbüro angesiedelt, übertrumpft es zuweilen sogar noch
Ricky Gervais' The Office, meinetwegen auch Stromberg.
Jonas Karlsson
beschreibt die Negativität dieser Figur mit solch einer
Leidenschaft, dass man das Gefühl bekommt, dieser Björn ist eine
Person aus seinem realen, direkten Umfeld. Und dieses Buch ist eine
Abrechnung mit dem Nervtöter. Schließlich erkennt man schnell, dass
es solch einen Björn im Leben von uns allen gibt. Auch wenn man
nicht in einem Büro arbeitet.
Das betitelte Zimmer
an sich ist das große Mysterium des Buches. Ist er also tatsächlich
in diesem Raum oder steht er einfach nur apathisch vor einer Wand?
Gut, man stellt sich das ein oder andere Mal die Frage, warum nicht
irgendjemand (Björn oder seine „gegnerischen“ Kollegen) eine
Video- oder Bildaufzeichnung zum Beweis anfertigen, um dem Spuk schon
nach wenigen Seiten ein Ende zu bereiten. Allerdings wirkt diese
ganze Welt, in der der Roman spielt, sowieso nicht allzu
realitätsnah. Wir wissen nur sehr wenig über die tatsächliche
Arbeit, soviel wir wissen müssen, und auch das Leben außerhalb der
Büroräume sehen wir ausschließlich durch Björns Augen.
Nach jedem Kapitel
ändert sich die Meinung, die man als Leser vom Zimmer hat. Und das
ganz große Kunststück der Geschichte ist es, erst im allerletzten
Absatz aufzuklären, womit man es eigentlich zu tun hat. Mit diesem
Wissen sollte man dann den Roman erneut lesen. Es lohnt sich!