Jochen Rathmann's Bücher

Mittwoch, 22. Februar 2012

[OSCAR COUNTDOWN 2012] Teil 13 - Hugo


6/10

Kriminelle Machenschaften in New York. Eine düstere Shutter Islandesque Geschichte. Die Biografie einer legendären Rockband. Der neue Martin Scorsese Film hätte viel werden können. Heraus kam die Verfilmung eines Kinderbuches. Neuland für Scorsese.

Hugo Cabret lebt im Paris der 30er Jahre als plötzlich sein Vater stirbt. Von nun an kommt er bei seinem Onkel unter, der im Pariser Bahnhof für sämtliche Uhren zuständig ist. Als auch dieser stirbt, bleibt Hugo nichts außer die dunklen Flure und Gänge, das Innenleben des Bahnhofs zum Leben und ein Automaton seines Vaters. Ständig auf der Flucht vor dem Bahnhofspolizisten, der jedes elternlose Kind ausnahmslos ins Waisenhaus steckt, lernt er einen älteren Spielwarenhändler und dessen Patentochter kennen. Hier beginnt Hugos Abenteuer.

Der Film weist viele kreative Ideen und Einfälle vor. Zum Beispiel findet der Prolog des Films, eine Kamerafahrt durch den Bahnhof, dem Hauptschauplatz, sowie Hugos Begegnung mit dem Spielwarenhändler, beinah wortlos statt, der Score leise im Hintergrund. Es gibt tolle Kamerafahrten durch die Bahnhofsbuchhandlung, Christopher Lee als düsterer aber gutmütiger Besitzer. Doch der Funken will nicht überspringen. Scorsese hat sich bei dieser Aufgabe übernommen. In der erste Hälfte wird Dickens „David Copperfield“ erwähnt, und man spürt, dass mit einem Auge auf die Handlung großer Romane geblinzelt wurde, doch Scorsese bekommt die Story nicht in Fahrt gebracht. Es gibt tolle Momente; die Huldigungen an die Kunstform Film. Chloe Moretz, die eine weitere perfekte Leistung abliefert. Der Cameoauftritt von Martin Scorsese selbst.

Immer wieder schleichen sich Momente ein, in denen der Film den Zuschauer verlässt und ins kindische und lächerliche abdriftet. Immerhin handelt es sich um keinen reinen Kinderfilm, viele Anspielungen sind bewusst auch für den erwachsenen Zuschauer bestimmt. Dieses Ungleichgewicht, wie man es in fast keinem Scorsese Film findet, steht hier zu oft im Mittelpunkt.

Dem Film eilt ein Ruf voraus. Es würde nicht wirklich viel passieren. Dies gilt vor allem für die erste Hälfte des Films, in der man das Gefühl hat, dass tatsächlich ohne einen roten Faden gearbeitet wurde. Doch kommt es dann endlich zu der Begegnung in der Filmabteilung der Bibliothek und die Herkunft des Automaton wird geklärt, entwickelt sich doch noch ein ganz ansehnlicher Film.


[OSCAR PROGNOSE]

Mit 11 Nominierungen der absolute Spitzenreiter bei den Oscars. Und da gibt es immer nur eine Möglichkeit. Entweder überflügelt der Film alles und gewinnt seine 11 Oscars und gesellt sich zu Filmen wie dem dritten „Herr der Ringe“ oder „Titanic“, oder er verliert auf ganzer Linie und greift einen, vielleicht zwei Preise aus den Nebenkategorien ab.
So wird es kommen...

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