Jochen Rathmann's Bücher

Mittwoch, 22. Februar 2012

[OSCAR COUNTDOWN 2012] Teil 11 - War Horse/Gefährten


2/10

Natürlich ist es schade, wenn große Regie – Pioniere eine schwache Arbeit abliefern, dennoch ist es nicht zu verhindern. Dann heißt es: Augen zu und durch, beim nächsten Mal wird es wieder klappen. Doch was Steven Spielberg mit „War Horse“ abliefert, ist ein Debakel, wie man es sicherlich nicht erwartet hätte.

Erzählt wird die Geschichte eines Pferdes, das einmal quer durch den Ersten Weltkrieg reitet, mit wechselnden Besitzern. Eine Art Episodenfilm mit Bewegung, aus der Sicht des Pferdes erzählt. Der Film basiert auf einem Roman, dessen Adaption schon für großen Erfolg am Broadway gesorgt hat. Muss also auch auf der Leinwand funktionieren, hat sich Spielberg vermutlich gedacht. Und es hätte tatsächlich auch klappen können, schließlich hat die Geschichte an und für sich viele Facetten zu bieten.

Doch irgendwie wollte es nicht so recht klappen. Spielberg hat keine Mühen und Kosten gescheut, jede noch so kleine Einstellung mit klischeehaften Dialogen, übertriebenem Einsatz der Kamera und einem pathetischen Score zu ruinieren. Am schlimmsten trifft es die erste Episode, in der das Pferd von dem Farmersohn Albert aufgezogen wird und die Familie kurz vor dem Verlust des Hofes steht.

Doch auch als das Pferd mit der englischen Kavallerie loszieht, wird es nicht besser. Dabei sind gar nicht die Kulissen oder die Kostüme anzuprangern. Man sieht, wo bei diesen Filmen das Geld bleibt. Aber alles bleibt belanglos, die Kampfszenen im Kriegsszenario sind nicht konsequent. Spielberg baut eine Stimmung, ähnlich wie in „Der Soldat James Ryan“ auf, kneift dann aber doch. Vermutlich war es wichtiger, eine geringe Altersfreigabe zu bekommen.

Mittlerweile ist es immer beliebter geworden, die Rolle der Deutschen auch an deutsche Schauspieler zu geben. Und so war David Kross im Vorhinein ein großes Aushängeschild des Filmes geworden. Schade, wenn man bedenkt, dass sein Auftritt nach gerade einmal zehn Minuten schon wieder vorbei ist. In diesen zehn Minuten gibt er sich sichtlich Mühe, doch fehlt ihm hier ganz eindeutig die Zeit, in die Rolle zu wachsen. Nicht anders ist es mit Maximilian Brückner, dessen Auftritt sich auf den Ausruf „Bring Se Horse!“ beschränkt. Ein weiterer nennenswerter Auftritt ist der von Hinnerk Schönemann, der gegen Ende des Films einige Minuten spielen darf.

Der Abspann verrät, dass der von mir hochgeschätzte, bewunderte (und vermutlich einer der besten Filmautoren überhaupt) Richard Curtis am Drehbuch beteiligt war; ein großer Fehler. Keine Figur, noch nicht einmal das Pferd, kann durch ihre Tiefe überzeugen, der Film findet ausschließlich an der Oberfläche statt. Auch wenn die Geschichte es nahezu provoziert, dass man sich während der zweieinhalb Stunden mit der Sorge beschäftigt, ob das Pferd überlebt und wieder zu Albert (der zwischenzeitlich selbst in den Krieg gezogen ist) zurückkehrt, so verliert diese Frage schnell an Bedeutung.

Was bleibt, sind eine handvoll Naturaufnahmen, die sich wirklich sehen lassen, auch wenn vermutlich der PC nachgeholfen hat. Und auch die Verknüpfung der einzelnen Episoden wirkt ganz harmonisch. Mehr aber auch nicht.


[OSCAR PROGNOSE]

Nicht der Rede wert.

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