The Canyons
6/10
Natürlich könnte man es sich bei Bret
Easton Ellis einfach machen und sagen: Die einen mögen ihn, die
anderen eben nicht. Wer allerdings mit solch einer Haltung durchs
Leben geht, wird vermutlich sowieso nur wenig Freude in der Welt von
Ellis finden. Wer diese Hürde gemeistert hat und genauso
sehnsüchtigst auf einen neuen Roman wartet, dürfte zumindest
kurzfristig mit dem Film „The Canyons“ besänftigt werden.
Ellis, der nach eigener Aussage immer
irgendwie gerade ein Romanmanuskript „in progress“ auf dem
Schreibtisch liegen haben soll, dreht nun schon seit einigen Jahren
verstärkt Runden über dem Filmgeschäft und scheint in Paul
Schrader einen Regisseur gefunden zu haben, der ihn in seinen
Ambitionen unterstützt. Gemeinsam haben sie über das
Crowdfunding-Portal Kickstarter genügend Unterstützung gefunden,
Ellis' Drehbuch „The Canyons“ zu verfilmen. Schlagzeilen bekamen
sie spätestens dann, als bekannt wurde, dass man für die Besetzung
neben Pornodarsteller James Deen auch noch Lindsay Lohan überzeugen
konnte.
Der Film selbst ist dann eine einzige
Überspitzung von finsteren Hollywood-Klischees. Die fadenscheinige
Freundschaft/Beziehung von Schauspielern und Produzenten, die sich
gegenseitig für Filme besetzten und dann urplötzlich doch wieder
absagen müssen. Ein Filmset gibt es in „The Canyons“ nicht zu
sehen, doch handelt es sich vermutlich um Produktionen, die man eher
noch unter dem B-Movie einordnen dürfte.
Gleiches gilt zu einem großen Teil für
„The Canyons“ selbst. Oft mangelt es an der schauspielerischen
Leistung. Natürlich ist hier Lindsay Lohan am stärksten, was sie
natürlich ihrer langjährigen Erfahrung vor der Kamera zu verdanken
hat. James Deen hat ganz wenige Augenblicke, in denen er überzeugen
kann, doch sobald man von ihm verlangt, gleichzeitig zu gehen und zu
sprechen, scheitert er an seinen kaum vorhandenen Fähigkeiten.
Loben muss man Paul Schrader dafür,
dass er dem Film einen ganz eigenen, natürlich Look gibt. Umrahmt
wird das ganze von statischen Einstellungen, in denen alte,
zerfallene Kinosäle und Gebäude aus der Gegend gezeigt werden. Doch
geht es um die Inszenierung der einzelnen Szenen, begibt sich
Schrader zurück auf das Niveau eines Filmhochschulstudenten im
Vorsemester. Die Locations sind teilweise massiv übergestaltet.
Licht und Helligkeit sind entweder zu stark oder überhaupt nicht
vorhanden. Teilweise bekommt man schon vom Zusehen Kopfschmerzen,
wenn sich die Sonne in einem riesigen Glastisch reflektiert und man
das Gefühl hat, auf dem Bildschirm nur noch grobe Umrisse
wahrzunehmen. Verspieltheit trifft auf Unfähigkeit.
Bret Easton Ellis hat genau das
Drehbuch geschrieben, das man von ihm erwartet hat. Es greift
klassische Motive seiner literarischen Arbeiten auf und bringt
dennoch etwas Neues zur Party. Zwischen Regisseur und Autor gibt es
den Konflikt, wer nun der eigentliche Herr des Filmes ist. Ellis
behauptet strikt, dass es ein Schrader-Film wäre. Der wiederum
behauptet, dass es ganz klar ein Bret Easton Ellis-Film wäre. Paul
Schrader lag in Bezug auf „The Canyons“ oft daneben, doch mit
dieser Aussage sollte er zur Abwechslung mal Recht behalten.
„The Canyons“ ist ab dem 17.
März 2014 auf DVD und Blu-Ray erhältlich.