Jochen Rathmann's Bücher

Donnerstag, 27. September 2012

[JR: At the Movies] Resident Evil: Retribution 3D




Resident Evil: Retribution 3D
7/10
2012 / Paul W.S. Anderson / mit Milla Jovovich, Michelle Rodriguez, Sienna Guillory, Aryana Engineer, Bingbing Li, Boris Kodjoe, Johann Urb,…

Die Resident Evil – Reihe ist sicherlich eine der interessanteren Erscheinungen der jüngsten Kino – Historie. Von den Kritikern verschmäht scheinen sich die Macher der bisher fünf Filme strikt an ihr Konzept zu halten und landen damit sichere Erfolge an den Kinokassen. Auch die Tatsache, dass es sich um Videospielverfilmungen handelt – die von der Zielgruppe immer ganz besonders streng beäugt werden – spricht für die Reihe.

Und auch wenn man den Filmen vieles vorwerfen kann, so wird jeder Teil von einer ganz besonderen Charakteristika geprägt. Wie oft kommt es vor, dass man jeden Teil einer Reihe (mit mehr als drei Filmen) problemlos zuordnen kann? Der erste Teil, der ausschließlich im Keller der Umbrella Corporation spielt, die nächtliche Flucht aus der Stadt, die Wüste, der Wolkenkratzer ins Los Angeles und auch in „Retribution“ gibt es wieder einen ganz besonderen Schauplatz, bzw. Schauplätze. Diese Differenzierung ist mir bei den Saw – Filmen nicht möglich.

Beschäftigt man sich dann aber etwas genauer mit der Handlung, fällt das Urteil erheblich nüchterner aus. Spätestens dann, wenn die Schauspieler zu ihren Dialogen ansetzen, müsste man sich als williger Zuschauer die Ohren zuhalten und sich über das optische Spektakel freuen. Mit einer Handlung wurde sehr sparsam umgegangen, die Dialoge sind vollends ungenießbar. In der deutschen Fassung dürfte auch die Synchronarbeit eine Teilschuld tragen.

Im äußeren Rahmen behält der Film sein Konzept bei. In den ersten Minuten bekommen wir eine Zusammenfassung der ersten vier Teile. Am Ende des Filmes stehen wir (wie am Ende des vierten Teils „Afterlife“) am eigentlichen Anfang eben jener Apokalypse, der ein baldiges Ende gut tun würde.

Doch wie selten ein anderer Film ist „Retribution“ zu 100% Augenkino. Auch im Zeitalter von „The Walking Dead“ schaffen die Macher es, neue Aspekte der Untoten aufzuzeigen. Ein besonderes Highlight ist die Anfangssequenz, bei der wir den Angriff des Rettungsschiffes vom Ende des vierten Filmes in rückwärtslaufenden Bildern mit einem bombastischen Score serviert bekommen. Aber auch die darauf folgende Alice – Vater – Mutter – Kind – „Vision“ hält den ein oder anderen Überraschungsmoment bereit.

Technisch gibt es kaum etwas an „Resident Evil: Retribution“ auszusetzen. Man war sich seiner Stärken bewusst und hat diese bis zum Maximum ausgeschöpft. Auch von schauspielerischer Seite her gibt es wenig zu bemängeln. Zwar wird mit Klischees nicht gegeizt, aber immerhin Milla Jovovich blieb ihrer kühlen Darstellung der Alice treu.

Auch wenn die Kampfszenen im Eis sich wie das Ende der Reihe anfühlen, zeigt die Schlusssequenz, dass wir in Zukunft mit einem weiteren Kapitel rechnen können. Doch auch wenn diese Wünsche zumeist unerhört bleiben, kann man Anderson und seinem Team nur raten, sich um einen ordentlichen Abschluss zu bemühen, bevor das Studio den Hahn abdreht. Dafür machen die Filme einfach zu viel Spaß.

Donnerstag, 6. September 2012

[JR: At the Movies] The Cabin in the Woods - Filmkritik


The Cabin in the Woods
9,5/10
2011 / Drew Goddard / mit Kristen Connolly, Chris Hemsworth, Fran Kranz, Anna Hutchinson, Richard Jenkins, Bradley Whitford,…


Drew Goddard dürfte all denjenigen bekannt sein, die im Vorspann der Fernsehserie “Lost“ aufmerksam die Credits studiert haben. Er kommt aus der J.J. Abrams – Clique und zeichnet sich für viele sehenswerte Fernsehstunden verantwortlich. Doch die wenigsten dürften wissen, dass er auch schon für die Vampirjägerin „Buffy“ und das Spin-Off „Angel“ geschrieben hat. So ist es keine große Überraschung, dass sich Goddard und Joss Whedon vor einigen Jahren für ein Wochenende in einem Hotelzimmer eingemietet haben mit der Aufgabe, ihren Lieblingshorrorfilm zu schreiben. Nach einigen Produktionsschwierigkeiten und lange Wartezeiten für jeden echten Fan, hat der Film es dann letztendlich doch noch in die Kinos geschafft.

Über „The Cabin in the Woods“ zu schreiben fällt schwer, da der ganze Film eine Wundertüte ist und bis zur letzten Sekunde für die ein oder andere ordentliche Überraschung gut ist. Deswegen ist es nicht die Aufgabe dieser Kritik, jeden „Mindfuck“ – Moment preiszugeben und ausführlich zu besprechen. Einschlägige Inhaltsangaben und Besprechungen verraten zu viel, doch ganz ohne Informationen fällt es schwer, der Brillanz des Filmes zu würdigen.

Die Frage, die unausweichlich im Raum steht ist, wie es ein Film, der scheinbar eine abgedroschene 08/15 – Story erzählt, innerhalb kürzester Zeit einen Hype und Mythos solchen Ausmaßes aufbauen kann. Schließlich gibt der Titel genau das vor, was im Film passiert. Und 1981 hat Sam Raimi mit dem „Tanz der Teufel“ einen genreprägenden Film mit eben dieser Handlung gedreht.

Hier ist es eben nicht nur die Gruppe von Teenagern, die einen lustvollen Ausflug ins Grün planen. Hier steht eine zweite Instanz im Mittelpunkt, die ich einfach Die Beobachter nennen möchte. Sie spielen bei allem, was im Film passiert, eine elementare Rolle. Ihnen selbst gehören in den ersten zwei Drittel des Films die genialsten Momente. Sie sind von der ersten Szene an im Bild, handeln ganz bewusst, und alles, was sie machen, wirft beim Zuschauer noch mehr Fragen auf.

Und genau hier liegt die Stärke des Films. Alles wirkt irgendwie bekannt, die Zusammenstellung der Jugendlichen entspricht den typischen US – Idealen: der Sportler, der Schlaue, die Schüchterne,... . Doch nichts passiert hier ohne Grund.

Wegen der durchdachten Szenenaufteilung wird beim Zuschauer eine neue Grundhaltung aufgebaut. Whedon und Goddard führen uns bewusst an der Nase herum, lüften jeden Handlungsstrang nur Stück für Stück auf, aber immer nur, wenn sie es auch wirklich wollen; und sind dem Zuschauer immer einige Schritte voraus (wie es im Idealfall immer sein sollte!).

Selbst wenn das letzte Drittel des Filmes seine atemberaubenden Züge annimmt, kann man immer noch nur erahnen, was dort gerade passiert. Eine vollständige Aufklärung bleiben sie uns nicht schuldig. Nach all der Unwissenheit und den ordentlichen, handgemachten Splattereffekten, mit denen durchaus nicht gespart wird, wird die Bedeutung der Hütte im Wald aufgelöst. Und dafür wird noch einmal ganz tief in die Trickkiste gegriffen. Und sie haben alles richtig gemacht!