Jochen Rathmann's Bücher

Montag, 30. Januar 2012

[Reise eines Jungfilmers] Der erste Kurzfilm bei Creajeune Luxemburg 2012 - Teil 2

Die Cinémathèque in Luxemburg war etwas kleiner, als ich es erwartet hätte, allerdings war der Kinosaal rein optisch eine wahre Oase für Cineasten. Liebevoll angefertigte Kunstdrucke von John Wayne, Marlene Dietrich, etc. verzieren die Wände.
Das Programmheft stellte keine große Überraschung dar – schließlich konnte man die Informationen schon länger online abrufen -, dennoch bin ich darüber verwundert, dass weder mein eingereichter Text bzgl. des Inhalts abgedruckt wurde, noch dass mein Film von demjenigen verstanden wurde, der einen neuen Infotext angefertigt hat. Es ist aber trotzdem befriedigend zu lesen, dass der Film nicht so oberflächlich wirkt und jeder seine eigenen Gedanken dazu machen muss, auch wenn es dann mal die Falschen sind.


Der Saal war zu etwa 90% ausgelastet. Der Eintritt war frei, allerdings setzten sich die Besucher zum Großteil aus der Jury, Beteiligten, Filmemachern und „Gangsta“ – Rappern zusammen, die mit gleich zwei Beiträgen im Wettbewerb vertreten waren.
Wie viele externe Besucher da waren, war nur schwer einzuschätzen. Nach dem ersten Block schien es dann auch, dass viele nach dem kostenlosen Wein und Essen in der Pause genügend gesehen haben und weiterzogen. Für jemanden, dessen Film am Schluss des zweiten Blockes lief, ein wahrer „Lichtblick“.
Durch den Abend führten zwei Moderatoren, die gleichzeitig für die Organisation und die Jurybetreuung zuständig waren. Nach der ersten Stunde Film gab es mit allen anwesenden Filmemachern eine kurze Frage-Antwort-Runde, bevor dann eine halbe Stunde unterbrochen wurde.
Im zweiten Block war die Stimmung im Saal größtenteils entspannter geworden. Auch wenn ein Beitrag mit der Länge von 25 Minuten – bis 30 Minuten ist ein Kurzfilm ein Kurzfilm – etwas den Rhythmus störte. Im Durchschnitt waren die Beiträge 5 – 8 Minuten lang.
Als mein Film lief, war eine kleine Unruhe im Saal wahrzunehmen. Immerhin liefen gerade die beiden Beiträge eines deutsch – französischen Austausches junger Rapmusiker aus der Region, die lautstark im Raum vertreten waren, doch nach einem Augenblick hatte sich die Aufregung wieder gelegt und es schien, dass tatsächlich alle Augen auf meinen „Ausbruch“ fielen.



Nach dem zweiten Block gab es eine kleine Q&A – Runde, an der ich neben den anderen anwesenden Regisseuren teilnahm. Ich habe 2 – 3 Fragen zu meinem Film beantwortet, die ich glücklicherweise auf Deutsch sagen durfte, da die Übersetzung von jemand anderem übernommen wurde. (Sowieso wurde viel für die Aufhebung der deutsch-französischen-luxemburgischen Sprachbarriere getan.) Darüber hinaus habe ich im Gespräch mit einem Jury – Mitglied erfahren, dass der Film für rege Diskussionen unter den einzelnen Mitgliedern geführt hat. Ich würde Lügen, wenn ich das nicht beabsichtigt hätte.

Die dann folgende Preisverleihung ging relativ schnell über die Bühne. Bei gerade einmal fünf Kategorien, die alle äußerst differenziert waren, hätte mein Kurzfilm nur in einer Kategorie, dem Hauptpreis, gewinnen können. Von 20 Filmen hatten ungefähr 10 Beiträge die Chance, genau diesen Preis zu gewinnen. Und „Ausbruch“ ging natürlich leer aus. Wie man aus der Jurybegründung heraushörte, war einer der herbausstechenden Gründe die Technik; damit konnte ich leider nicht dienen. Erstaunlich viele Filme hatten Fördermittel und kleine Produktionsfirmen zur Unterstützung, die Gewinnerbeiträge wurden teilweise mit einer RED – Kamera gedreht. Dagegen können meine blutigen Anfänge nur sehr schwer ankommen.

Alles in allem war es ein großer Moment, dass eigene Werk auf der großen Leinwand zu sehen, vor einem fremden Publikum in einem richtigen Kinosaal.

Der Grundstein wurde gelegt, jetzt geht es weiter...

Mittwoch, 25. Januar 2012

[Reise eines Jungfilmers] Der erste Kurzfilm bei Creajeune Luxemburg 2012 - Teil 1

Am heutigen Mittwoch erlebt mein erster Kurzfilm „Ausbruch“ die Weltpremiere auf dem Filmfestival „Creajeune 2012“ in Luxemburg. Der Film entstand im Spätsommer 2010. Ein geeigneter Augenblick, noch einmal zurückzuschauen.

Ich denke, dass jeder, der sich mit dem Thema Filmemachen beschäftigt, schon in den frühen Jahren eine Kamera auf alles gehalten hat, was er finden konnte. Bei mir war das natürlich nicht anders, doch wirklich vorzeigbare Früh-Früh-Werke sind dabei nicht entstanden. Auch wenn ich mir die Erfindung der „Special Features“, wie man sie heute auf jeder DVD und Blu-Ray findet, vorbehalte. Schließlich habe ich nach einem mittelmäßigen Kriegsfilm – den ich in den 90ern auf VHS gedreht habe – die komplette Besetzung am Originaldrehort interviewt.
2009 habe ich dann an zwei Filmproduktionen mitgearbeitet. Zum einen ein Kurzfilm der Masterclass Ludwigsburg – Paris der Filmakademie Ludwigsburg sowie die Produktion eines mittellangen Films in Saarbrücken. Kennt man ein Filmset, kennt man alle; auch wenn es vielleicht etwas verfrüht ist, diese Aussage zu treffen. Doch war jetzt die Motivation und Euphorie gegeben, etwas eigenes, etwas seriöses auf die Beine zu stellen.
Über die Jahre lernt man viel über Filme, ihre Regisseure und den sehr eigenwilligen Arbeitsstil dieser Personen. Ein Regisseur, den ich sehr schätze, ist Robert Rodriguez. Auch wenn nicht alles sehenswert ist, so sind seine Filme doch zumindest unterhaltsam und reichhaltig an Ideen. Doch was mich wirklich fasziniert, ist die Art und Weise, wie er die verschiedenen Arbeiten wie Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Musik verteilt, nämlich gar nicht! Um sein kleines Häuschen in Austin, Texas hat er die Troublemaker – Studios aufgebaut und arbeitet dort „alleine“ an der Produktion, er ist die Produktion!
Da ich beim Filmemachen sowieso häufig unter Personalmangel leide, war es der perfekte Anlass, den Film auf ähnliche Weise herzustellen. Die Hauptrolle gab ich meiner Schwester, die während der Schauspiel – AG und ihrem Theaterinteresse genügend Basics gesammelt hat.
Das Drehbuch entstand innerhalb eines kurzen Zeitraums, war aber vorerst nur ein grober Handlungsrahmen, da es ohne feste Location nur sehr schwer zu schreiben war.
Bei den Drehorten hatte ich Glück und konnte auf zwei Orte zurückgreifen, die sich zu diesem Zeitpunkt in familiärem Besitz befanden.
Nach den tagelangen Planungen, bei denen man zwar viele Notizen macht, Storyboards zeichnet und mit Kamera, Licht, etc. experimentiert, ist es eine große Herausforderung, auch alles wirklich umzusetzen. Doch überraschenderweise gibt es am Endprodukt nichts, was ich nicht schon vorab erwartet hätte.
Der Film wurde an 2 Tagen (+1 Tag Nachdreh) gedreht. Am ersten Drehtag waren alle Außenaufnahmen geplant. Da sie im Film lediglich einen Flashback darstellen, waren diese Aufnahmen relativ schnell im Kasten. Die Sonne schien den ganzen Tag, den Ton habe ich zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen und mehr als drei Takes pro Szene habe ich auch nicht gebraucht. Der einzige wirkliche Fehler war, als ich die Kamera versehentlich während der Szenenvorbereitung aufnehmen lies und dann, als es soweit war, ausschaltete. Doch da einen Tag später die gleichen Bedingungen herrschten, ist ein Unterschied kaum sichtbar.
Der zweite Drehtag war dann schon etwas anspruchsvoller. Es waren Innenaufnahmen, in vier verschiedenen Räumen, alle schlecht ausgeleuchtet, und die Kamera war auch ständig in Bewegung.
Dieser Drehtag hatte beinah doppelt so lange gedauert wie der erste. Und da ich über Nacht das Material gesichtet habe und schon früh entdeckt habe, dass es mit bestimmten Einstellungen im Schnitt nicht funktionieren wird, kam es zu einem Nachdreh, der aber auch unproblematisch über die Bühne ging.
Doch die größte Schwierigkeit war dann der Schnitt. Hat man erst einmal das ganze Material beschriftet, sortiert und ausgewählt, ist es noch ein langer Schritt zum fertigen Film. Da ich auf diesem Gebiert aber auch wirklich überhaupt keine Erfahrung hatte, lief dieser Prozess sehr schleppend an. Doch nach kurzer Zeit habe ich ein System entwickelt – jeder professionelle Cutter hätte vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen – mit dem ich Zeitnah die Post-Produktion abschließen konnte.

Das Filmfestival Max Ophüls Preis hat - meine erste Einreichung überhaupt - abgelehnt. Eine große Überraschung war das nun wirklich nicht. Die Kurzfilmtage Oberhausen hatten ebenfalls kein Interesse.
Als die Zeitung titelte, dass der Wettbewerb Creajeune um eine Kategorie für junge Erwachsene erweitert wird, hatte ich eigentlich schon nicht mehr damit gerechnet, dass „Ausbruch“ überhaupt öffentlich aufgeführt wird.
Doch manchmal kommt es eben doch anders und der Film hat seinen Platz im Wettbewerb gefunden.

Fortsetzung folgt …

Montag, 16. Januar 2012

Die Golden Globe Awards 2012 - Anatomie einer Nacht

Vorab:

Die Award – Season neigt sich dem Ende und läuft auf das große Finale im Februar mit den Oscars zu, bevor sie dann gefühlt im März von vorne beginnt. Und auch wenn die Golden Globes über die Jahre an Qualität der Nominierungen zu wünschen übrig ließ, so ist es eine – relativ – kurze Angelegenheit in entspannter Umgebung. Es ist einfach unterhaltsamer den Stars und Sternchen beim Trinken an großen runden Tischen zuzusehen, statt sie Reihe an Reihe gepresst für mehrere Stunden zu beobachten, während selbst die Clooneys und Pitts mit Müdigkeit und Langeweile zu kämpfen haben.
Ein Manko dieser Saison ist vielleicht der fehlende eindeutige Favorit. Auch wenn es in den vergangenen Jahren oft lästig war, so gut wie jeden Preisträger im Vorfeld zu wissen, so fehlt es dieses Mal an einer Konstanten.
Bei den diesjährigen Globes drücke ich Daumen für „Midnight in Paris“ und „The Help“. In den Fernsehkategorien müssten „New Girl“ und „American Horror Story“ eine sichere Bank sein, dann noch einen für Duchovny und der Morgen ist gerettet. Doch wie ich mein Glück bei diesen Veranstaltungen einschätze, setzt spätestens um kurz vor vier der erste Frust ein.

Die Show:

Anders als bei den Oscars zeigt Pro7 ausschließlich die Verleihungszeremonie und verzichtet auf die Vorberichterstattung in eigener Sache und dem ausstrahlenden US – Sender. Stattdessen gibt es diesen leicht surrealen Moment, wenn der viertklassige Horrorfilme – in diesem Jahr „Panic House“ – endet und man das US – Fernsehsignal anzapft. Genauso abrupt endet die Übertragung dann und wir befinden und wieder im Sumpf der Wiederholung drittklassiger Sendungen.

Bis 02:15

Moderator Ricky Gervais war sichtlich entspannter bei seiner Eröffnungsrede als das Publikum. Auch wenn er  - Gott sei dank – mal wieder über das Ziel hinausgeschossen hat, war doch jede Pointe treffsicher. Das Publikum verzog ernst die Mienen, sogar Comedykollegen wie Tina Fey waren wenig begeistert, obwohl es nur Jodie Fosters „Bieber“ war, der ordentlich eins drauf bekam. Ansonsten verschonte Gervais größtenteils das Publikum. Zunächst waren seine Ziele die Kardashians, der ausstrahlende Sender NBC sowie die Hollywood Foreign Press.

Johnny Depp betrat die Bühne und wurde prompt von Gervais gefragt, ob er denn nun „The Tourist“ gesehen hat, was Depp natürlich verneinte. Es ist nämlich keine große Überraschung, dass Johnny Depp seine eigenen Filme nie ansieht, daher ging die Pointe etwas unter. Er stellte den nominierten Film „Hugo“ vor, den er und seine Firma produzierten.

Zooey Deschanel ging der Globe durch die Lappen. Nicht wirklich verwunderlich, schließlich gewinnen in der Serien – Kategorie immer die neuen Serien der Season. Und natürlich die Serie, die im Pay – TV ausgestrahlt wird. Somit stand eigentlich schon vorab fest, dass es Enlightened sein musste.

Bis 02:28

Bei der Bekanntgabe der Miss Golden Globe kam es tatsächlich zu einer Verzögerung, da Julianne Moore und Rob Lowe die nötigen Informationen fehlten. Eine Hand aus dem unteren Bildrand reichte ihnen einen Zettel. Im glattgebügelten amerikanischen Fernsehen zählt so eine Aktion als nächster „Nipple-Gate“.

Downtown Abbey gewinnt den ersten Globe, und vermutlich auch die folgenden. Wer die Emmys gesehen hat, dürfte dies nicht wundern. Auch wenn erste Stimmen berichten, dass die Serie einen gigantischen Einbruch in der zweiten Staffel erleidet. Also freuen wir uns heute Nacht noch einmal mit ihnen.

Kate Winslet gewinnt und somit auch mein erster Tipp der Nacht. Freida Pinto stellt „Midnight in Paris“ vor. Da man sich offensichtlich des Casts aus Allens letztem Film „Ich sehe den Mann deiner Träume“ bediente, hätte ich lieber Josh Brolin auf der Bühne gesehen, der kurz im Bild zu sehen war. Sowieso scheint es, als wäre bei den Globes 2012 jeder anwesend, der auch nur irgendeinen Rang und Namen hat. Eine positive Überraschung.

Bis 02:41

Entweder ist Jeremy Irons in einen großen Topf Botox gefallen oder leidet an der Benjamin Button – Krankheit. Er wirkt viel jünger als ich in aus den 80er Filmen in Erinnerung habe.

Ein breites Grinsen zieht sich durch mein Gesicht, während sich Kelsey Grammer den Weg auf die Bühne bahnt. Hier bestätigt sich wieder die Regeln, dass die Serien gewinnen, die gerade erst in der ersten Staffel liefen – nur traf es dieses Mal die richtige.

Das breite Grinsen fällt in sich zusammen, nachdem „American Horror Story“ für „Homeland“ weichen musste. Wie so oft macht vieles einfach keinen Sinn. Auch für David Benioff und sein „Game of Thrones“ hat es – nach den Emmys – dieses Mal wieder nicht geklappt.

Bis 02:52

Jimmy Fallon ist als „Presenter“ immer eine sichere Bank und wird nächstes Jahr – sollte NBC dann die Globes austragen – definitiv der Nachfolger von Gervais als Moderator sein, der ja bekanntlich dieses Jahr zum „wirklich“ letzten Mal als Gastgeber fungiert.

Ich habe weder Madonnas „W.E.“ gesehen, noch den Soundtrack gehört, doch die wenigen Sekunden, die man von dem Gewinnerlied hört, während Madonna auf die Bühne geht, lassen diese Entscheidung nicht wirklich nachvollziehen. Sollte sie wirklich an einem neuen Album arbeiten, muss sie etwas mehr bieten, wenn sie die musikalische Überhand nicht vollständig an Lady Gaga verlieren will.

Um 2:52 Uhr entscheidet sich Pro7 spontan, die laufende Übertragung zu unterbrechen und schaltet in die Werbung. Die Scorpions singen „Children of the Revolution“.
ICH LIEBE ES DEM DEUTSCHEN FERNSEHEN AUSGELIEFERT ZU SEIN!

Bis 03:03

Downtown Abbey verliert den zweiten Preis, dafür gewinnt der grandiose Idris Elba für „Luther“ in einer Kategorie, die für den deutschen Fernsehzuschauer eher uninteressant ist. Hier bekommt man amerikanische Fernsehfilme und Mehrteile beinah nie zu sehen. Wir haben unsere Sat1 FilmFilm(e) und die Eventzweiteiler übers Dritte Reich mit Heiner Lauterbach und Veronica Ferres. In your Face,  Hollywood!

Bis 03:16

Immerhin kann Peter Dinklage einen Globe davontragen und lässt “Game of Thrones” nicht mit heruntergelassenen Hosen dastehen.

Nachdem Brad Pitt brav Clooneys „Ides of March“ angekündigt hat, hat nun Clooney Pitts „Moneyball“ angesagt. Und auch wenn ich bisher nur von dem Baseballdrama gehört habe, sind die gezeigten Ausschnitte noch langweiliger als ich es mir sowieso schon vorgestellt habe. Sportfilme sind einfach nicht mein Thema.

Ob sich Pixar mit Cars 2 einen Gefallen getan hat? Zumindest ist es jetzt amtlich, dass die Awardsträhne vollends abgerissen ist. Jetzt steht immerhin Spielberg für „Tintin“ auf der Bühne und „Rango“ ging leer aus. Vielleicht klappt es bei den Oscars.

Bis 03:26

50/50 macht einen richtig guten Eindruck. Erstaunlich, dass es noch keinen deutschen Kinostart gibt.

Immerhin gewinnt Jessica Lange und beschert „American Horror Story“ einen Globe. Auch wenn es immer noch Rätselhaft ist, dass die Serie nicht in der Hauptkategorie gewonnen hat. So viel stärker kann „Homeland“ nun wirklich nicht sein.

Fazit zur Halbzeit:
5 aus 14 meiner Favoriten haben bisher gewonnen. Im Publikum sitzen Clooney, Pitt und DiCaprio und trotzdem kommt Ricky Gervais nicht richtig in Fahrt. Entweder gab es doch eine senderinterne Zensur oder die negative Presse des vergangenen Jahres nagt noch immer an ihm.


Bis 03:37

Etwas bizarr wirkt es schon, wenn in der Kategorie des ausländischen Films ein Beitrag aus dem kleinen Ländchen „USA“ vorgestellt wird. Vermutlich erahnte man, dass es Jolie’s Erstling sonst in keine Kategorie geschafft hätte.

Da hat es die Danes doch tatsächlich geschafft, ein Jahr nach Temple Grandin schon wieder auf der Bühne zu stehen und den nächsten Globe abzuholen. Und wieder gewinnt „Homeland“.

Bis 03:50

Matt Le Blanc gewinnt für die Darstellung des Matt Le Blanc. In der gleichen Kategorie verliert Big Bang’s Johnny Galecki. Die Frage nach dem fehlenden Jim Parsons (der in den letzten zwei Jahren 2 Emmys und 1 Globe gewonnen hat) muss man bei dieser Foreign Press nun wirklich nicht mehr stellen.

Auch wenn ich lieber Jessica Chastain als Gewinnerin gesehen hätte, freut es mich trotzdem, dass „The Help“ mit Octavia Spencer den ersten Globe des Abends gewonnen hat. Der Weg für die Oscars müsste so gut wie frei sein.

Bis 04:06

Auch wenn hauptsächlich mal wieder die falschen Filme und Serien gewinnen, so lässt die diesjährige Gästeliste keine Wünsche offen. Ein sichtlich vom Alter gezeichneter Sidney Poitier hält die Laudatio auf den diesjährigen Cecil B. DeMille – Preisträger Morgan Freeman.

Bis 04:19

Robert Downey Jr. stellt “The Artist” vor. Noch kurz vor den Globes habe ich mir die erste Sendung aspekte mit Katty Salié angesehen, wo ich die ersten bewegten Bilder aus dem modernen Stummfilm gesehen habe. Und auch die Szenen während der Preisverleihung lassen ganz großes vermuten, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie der Film funktionieren soll. Am Startwochenende werde ich mich wohl selbst davon überzeugen müssen.

Scorsese gewinnt mit „Hugo“ die Regie. Da man bei den Oscars spätestens jetzt wüsste, dass der Film auch den Hauptpreis gewinnt, beweisen die Globes ein weiteres Mal, dass sie keine Bedeutung haben.

Mittlerweile ist Gervais vom Bier zum Wein übergegangen. Nicht nur seine Witze werden immer überschaubarer, auch die Gegenreaktionen der Laudatoren hält sich im Rahmen. Es fehlt eindeutig an Biss. Schade.

Es ist nicht zu fassen. Jetzt räumen „Modern Family“ auch noch bei den Globes ab. Es ist beinah unverschämt, wenn die Serie alle bestiehlt. Vielleicht gewinnen sie diese Preise auch vollkommen zurecht. In Deutschland scheint man sich für die wirklich erfolgreichen Serien nicht zu interessieren.

Bis 04:27

Jean Dujardin hat für „The Artist“ den Preis als bester Hauptdarsteller (Comedy) gewonnen. Vermutlich dürfte das auch für die Oscars reichen. Zumindest hat er mit der Dankesrede viel Humor bewiesen. Und seine Frau hat mit ihrem Handy alles mitgefilmt. Glücklicherweise, denn wo sie diesen Moment noch einmal in hochauflösender Bildqualität herbekommen möchte, kann ich nicht sagen.

Bis 04:43

Meryl Streep gewinnt (mal wieder) und ist genauso schockiert wie jeder anwesende. Allerdings schafft sie es, sich wenig später zu freuen und stottert sich durch eine unsägliche Dankesrede. Doch kaum beginnt die Musik, beschwert sie sich. Äußerst merkwürdig.

„The Artist“ gewinnt als bester Film (Comedy). Mittlerweile könnte man den Abend auch in „An Evening with Harvey Weinstein“ umbenennen; oder „The Punisher 3“.

Bis 04:50

George Clooney gewinnt für “The Descendants”. Nach diesem Abend ist es der Alexander Payne Film, auf den ich mich am meisten freue.

Bis 04:59

Und dann gewinnt auch noch „The Descendants“ in der Kategorie Film (Drama). Für mich eine wirklich große Überraschung, auch wenn der Film bei den Oscars vermutlich nicht viel zu melden haben wird. Vielleicht schafft es dann „The Help“ in die erste Reihe.

Abschließend:

Dieses Mal kam der größte Witz nicht von Gervais sondern von Seiten der Foreign Press: New Girl ging leer aus. Das sind die Momente, in denen man lernt, dass es die wahren Meister sind, die hier entscheiden dürfen.
Ansonsten war es das große Hin und Her, wie man es eben von dieser Art von Sendung kennt. Viele meiner Favoriten und Lieblinge (Woody Allen, The Help, American Horror Story) mussten nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. Zu oft haben die Falschen gewonnen.
Der Gastgeber Ricky Gervais verabschiedet sich nach dreijähriger Moderation mit einer schwachen Leistung von den Globes. Vielleicht war es aber auch die Absicht, dass sich ein Jahr nachdem Gervais über Hollywood herzog, Hollywood sich jetzt an ihm rächen durfte. Wie auch immer sie es sich vorgestellt hatten, die Nummer ging nach hinten los.

Unspektakulär, eine solide und kurzweilige Veranstaltung.

Donnerstag, 12. Januar 2012

MEINE TOP TEN 2011 - FILME

Vielleicht etwas später, als man es von anderen Stellen kennt, aber schließlich liegt das alte Jahr kaum zwei Wochen zurück, und irgendetwas hallt immer noch nach. Deswegen werde ich von heute an bis einschließlich Donnerstag meine Top 10 – Listen des vergangenen Jahres veröffentlichen:

Montag, 09.01.2012 – Musik (+Songs)
Dienstag, 10.01.2012 – TV Serien
Mittwoch, 11.01.2012 – Bücher
Donnerstag, 12.01.2012 – Filme


Die Top 10 Filme des Jahres 2011:

01.    Black Swan (Regie: Darren Aronofsky)
Dieses Jahr war es – im Vergleich zu den Jahren davor – dann doch ganz einfach. Als ich Anfang des Jahres Black Swan gesehen habe, wusste ich, dass dieser Film am Ende des Jahres in dieser Liste ganz oben stehen würde. Der jetzige Platz 1 hat nicht zu bedeuten, dass der Rest des Filmjahres schlecht war. Doch Black Swan wuchs immer weiter, auch Monate, nachdem ich ihn gesehen habe.

02.    Planet der Affen: Prevolution (Regie: Rupert Wyatt)
James Franco und Affen! In einem Film! Was will man mehr!?
Die Vorgeschichte zu den Affenfilmen aus den 60ern und 70ern hätte eine plumpe und oberflächliche Angelegenheit werden können. Schließlich ist der Film ein Blockbuster. Allerdings ein Blockbuster, der ganz nah am Programmkino gebaut ist. Die Technik aus Neuseeland wurde bis zum Maximum ausgeschöpft; und Andy Serkins ruft eine Leistung ab, die nahezu unmenschlich wirkt.

03.    Paper Man (Regie: Kieran Mulroney, Michele Mulroney)
Es gibt Filme, bei deren Sichtung man sich im Zimmer umsieht, ob nicht irgendwo eine Kamera versteckt ist, die alles mitfilmt. Selten habe ich mich so sehr mit einer Handlung und Figuren identifiziert wie in dem kleinen Independent – Film Paper Man, der hierzulande nur eine DVD – Auswertung erhielt. Es ist eine Schande zu sehen, was alles in den Kinos laufen darf und welche Filme unbeachtet bleiben. Doch Fairerweise muss man sagen: Immerhin werden sie gedreht.
Auch wenn Paper Man nur auf dem dritten Platz der Liste steht, empfehle ich jedem, sich sofort eine Kopie zu besorgen!

04.    Midnight in Paris (Regie: Woody Allen)
Da dreht dieser Mann seit Jahrzehnten tolle Filme in New York und kämpft um das Image, diese Stadt niemals verlassen zu wollen, da liefert er nach und nach kleine Meisterwerke ab, die alle innerhalb Europas entstanden. Match Point und Vicky Christina Barcelona schienen schon nicht mehr steigerbar, doch seine Vision vom nächtlichen Paris ist einer seiner besten Filme. Gleichzeitig hat er auch in Owen Wilson einen Alter Ego gefunden, der das Neurotische auch in seinen nächsten 30 Filmen verkörpern kann.

05.    Winter’s Bone (Regie: Debra Granik)
Eine kleine, feine Indie – Überraschung der in der vergangenen Oscar – Saison den großen Filmen beinah den Rang abgelaufen hätte. Basierend auf dem Roman von Daniel Woodrell muss hier ein junges Mädchen um ihre Existenz kämpfen; irgendwo in den Wäldern der Ozarks.
Jennifer Lawrence bewies hier ihr ganzes Talent und schaffte den Durchbruch, später folgten die X – Men und die „Hunger Game“ – Verfilmungen. Ergänzt wird der tolle Cast durch John Hawkins, der mittlerweile auch als Superstar in Hollywood abgefeiert werden sollte.

06.    The Future (Regie: Miranda July)
Miranda July ist eine ganz bemerkenswerte Frau und eine herausragende Künstlerin mit einer ganz eigenen Sicht auf die Welt und alldem, was im Leben passiert. Neben Büchern und Performance Kunst dreht sie auch Filme, auch wenn die magere Ausbeute aus sechs Jahren gerade einmal bei 2 liegt. Nummer 2 ist The Future, der sich mit all den Problemen beschäftigt, die man mit sich in den 30ern herumträgt. Was habe ich bisher geschafft, was soll noch passieren? Fragen des Lebens in einem kleinen, feinen Film verpackt.

07.    The Informers (Regie: Gregor Jordan)
Bret Easton Ellis nahm sein eigenes Buch zur Vorlage und erarbeitete ein Drehbuch für den ersten von vielen Filmen aus seiner Feder. Für die nächste Zeit hat er offensichtlich seinen Platz im Filmgeschäft gefunden.
„The Informers“ ist ein starker Erstling, mit einem qualitativ hochwertigem Cast und einer bewundernswerten Amber Heard, deren Leistung am ehesten heraussticht.

08.    Red State (Regie: Kevin Smith)
Red State sieht nicht aus wie ein Kevin Smith Film, es fehlen die Kevin Smith – typischen Schauspieler und im Viewaskewniverse hätte der Film auch keinen Platz. Aber mit Red State (der vorletzten Regiearbeit von Smith) haut er ganz nebenbei eine wahre Granate heraus. Nach dem etwas hölzernen „Zack and Miri Make a Porno“ musste er von seinem bevorzugten Gebiet etwas Abstand nehmen und legt einen bemerkenswerten Film hin, der in der ersten Hälfte reichhaltig an Horrorelementen ist, bevor er dann in der letzten Hälfte in einen aufregenden Thriller übergeht.

09.    The Help (Regie: Tate Taylor)
Basierend auf einem überaus erfolgreichen Roman, hätte der Film viele Fehler machen können. Eine schwierige Thematik und eine Laufzeit von 2 ½ Stunden versprechen nicht gerade Unterhaltungskino. Doch dann kommt alles anders als erwartet. Der Film ist federleicht Inszeniert, hat viele lustige Momente, ohne jeweils den Ernst der Lage aus den Augen zu verlieren. Die 2 ½ Stunden vergehen wie im Flug.
In der diesjährigen Oscar-Saison gibt es viele Lücken und noch immer kein Favorit, auf den man das Hauptaugenmerk richten könnte. Es würde mich nicht wundern, wenn The Help am Ende die ganz großen Preise abräumt.

10.    Der letzte Gentleman (Regie: Shari Springer Berman, Robert Pulcini)
In diesem Fall hat Jonathan Ames seinen Roman in ein Drehbuch verwandelt. Paul Dano schlüpft in die Alter Ego Figur Ames’ und versucht sich im Großstadtdschungel von New York zurechtzufinden. Sein Mentor wird von Kevin Kline gespielt, der das wahre Goldstück des Filmes ist. Ein kleiner Film, der aufgrund einer Direct-to-DVD Veröffentlichung von den wenigsten entdeckt werden dürfte. Doch wer die Chance hat, sollte sie ergreifen.

Runner Up:

Howl (Regie: Rob Epstein, Jeffrey Friedman)
Howl ist bei weitem kein einfacher Film. Auf verschiedenen Ebenen wird die Geschichte rund um das legendäre Gedicht von Allen Ginsberg erzählt, der hier brillant von James Franco verkörpert wird. Zwar hat es nicht mehr ganz für den Einzug in die Top Ten gereicht, doch hat der Film mir das Tor in die „Beatgeneration“ geöffnet und mittlerweile sammeln sich Stapelweise Werke dieser Zeit an, die in den nächsten Monaten gelesen werden.

[Bewertet wurden alle Neuerscheinungen des Jahres 2011. Kinostarts sowie Direct-to-DVD Veröffentlichungen.]


Liste der gesehenen Filme 2011:

127 Hours
Animal Kingdom
Attack the Block
Black Swan
Blue Valentine
Brothers
Cowboys & Aliens
Der Auftragslover
Der Gott des Gemetzels
Der letzte Gentleman
Der Zoowärter
Die Schlümpfe
Final Destination 5 3D
Gasland
Gnomeo & Julia
Green Lantern
Gullivers Reisen – Da kommt was Großes auf uns zu
Harry Potter und die Heligtümer des Todes Teil 2 3D
Hop – Osterhase oder Superstar?
Howl
I’m Still Here
John Carpenter’s The Ward
Kung Fu Panda 2
Larry Crowne
Liebe, oder lieber doch nicht
Meine erfundene Frau
Midnight in Paris
Mr. Poppers Pinguine
Paper Man
Pirates of the Carribean – Fremde Gezeiten 3D
Planet der Affen: Prevolution
Rabbit Hole
Rango
Red State
Restrepo
Rio
Shanghai
Source Code
Spooky Buddies – Der Fluch des Hallowuff Hunds
Super – Shut Up, Crime!
Super 8
The Fighter
The Future
The Green Hornet
The Help
The Ides of March – Tage des Verrats
The Informers
The King’s Speech
Thor
Trash Humpers
True Grit
Unknown Identity
Winter’s Bone
X – Men: Erste Entscheidung
Your Highness

Mittwoch, 11. Januar 2012

MEINE TOP TEN 2011 - BÜCHER

Vielleicht etwas später, als man es von anderen Stellen kennt, aber schließlich liegt das alte Jahr kaum zwei Wochen zurück, und irgendetwas hallt immer noch nach. Deswegen werde ich von heute an bis einschließlich Donnerstag meine Top 10 – Listen des vergangenen Jahres veröffentlichen:

Montag, 09.01.2012 – Musik (+Songs)
Dienstag, 10.01.2012 – TV Serien
Mittwoch, 11.01.2012 – Bücher
Donnerstag, 12.01.2012 – Filme


Die Top 10 Bücher des Jahres 2011:

01.  Haruki Murakami – Afterdark
Auch wenn ich Murakami seit langer Zeit bewundere und zu einem meiner fünf Lieblingsautoren zähle, habe ich Afterdark in erster Linie aus Recherchegründen gelesen. Ich habe mit einem Manuskript begonnen, dessen Handlung in einer einzigen Nacht spielt. Statt mich mit meiner eigenen Arbeit zu befassen, habe ich mich allerdings in dieser nächtlichen Vision verloren. Wie bei fast allen Büchern Murakamis findet man sofort seinen Platz im Geschehen und möchte nie wieder gehen. Ist der letzte Punkt gesetzt, kann es auch ganz schnell zu kurz anhaltenden Depressionen kommen. Solange, bis man den nächsten Murakami aufschlägt.

02.  Charles Bukowski – Pulp
2011 –  Das Jahr, als ich Bukowski entdeckte. Pulp ist bisher sein einziger Roman, den ich gelesen habe und steht hier stellvertretend für alle Gedichte und Kurzgeschichten, mit denen ich mich in den letzten Monaten beschäftigte. Bukowski schreibt von genau drei Themen: Das Schreiben, Alkohol und Sex. Und zwar in jedem Roman. In jeder Kurzgeschichte. In jedem Gedicht. Und auch wenn sie sich schon 1978 in Hamburg darüber beschwert haben, dass er sich zunehmend wiederholt, so könnte ich sein Werk ununterbrochen und immer wieder lesen. Vermutlich hat jeder genau diesen einen Lieblingsschriftsteller, dem er sich aufopfernd hingibt.

03.  Linwood Barclay – Kein Entkommen & In Todesangst
„In Todesangst“ war das erste Buch, das ich 2011 gelesen habe. Und auch wie später „Kein Entkommen“ beweist Barclay, dass er nach den humoristischen Kolumnen im Toronto Star und den Zach Walker – Büchern sein Genre mit dem Thriller gefunden hat. Den größten Fehler macht man genau dann, wenn man sich sagt: „Ich lese nur noch das Kapitel fertig und lege das Buch dann zu Seite.“ Eine der größten Stärken von Barclay ist es, ein Kapitel mit einem unfassbar starken Cliffhanger zu beenden, sodass man theoretisch immer weiter lesen muss.
Barclays Geschichten handeln meistens vom Verschwinden, aber die spannungsgeladenen Plots schaffen eine dichte Atmosphäre und einen großen Unterhaltungsfaktor.

04.  Jonathan Franzen – Freiheit
An so ein Buch geht man mit Respekt, immerhin habe ich bisher noch nichts von Franzen gelesen und bedenkt man die mediale Aufmerksamkeit, hat man eine ganz große Nummer vor sich liegen. Bis man dann feststellt, dass Franzen auch nur Wort an Wort setzt.
Richtig große Literatur macht sich dann bemerkbar, wenn man einen Charakter bis auf die Knochen zu hassen lernt. Und so gerne ich auch die Geschichte von Walter Berglund und seinem späten neuen Leben am Haus am See gelesen habe, so war es gleichzeitig auch die Ablehnung gegenüber Joey Berglund, die mich durch die Geschichte jagen ließ. Und wenn alles glatt läuft, können wir schon in acht Jahren den nächsten Franzen lesen.

05.  Stewart O’Nan – Halloween
Das Buch habe ich schon vor einigen Jahren in der Hand gehalten, doch haben mich der Titel und das Cover von weitern Interessen abgehalten. Mittlerweile habe ich viel über die Person und das Werk Stewart O’Nan gelesen, und plötzlich wurde Halloween (Im Original: The Night Country) viel reizvoller.
Zwischen dem orange-schwarzen Buchdeckel verbirgt sich eine bemerkenswerte Geschichte über den ersten Jahrestag eines tragischen Ereignisses und den Menschen, die zurückblieben. Aber auch diejenigen, die nicht überlebt haben. Der Roman beginnt mit vielen verschiedenen Geschichten, die am Ende doch alle ganz nah beieinander sind. Man verliert sich nahezu in dieser Kleinstadt bei Nacht, bis es am Ende einen ganz großen Knall gibt.

06.  Bret Easton Ellis – Less than Zero
Anfänglich war der Roman eine Abschlussarbeit, die Easton Ellis am Ende eines Seminars eingereicht hatte. Doch schon auf Seite 5 hat er zu seinem Stil gefunden, der alle seine späteren Bücher überdauern sollte. Es ist nahezu tragisch, wenn man zwischen den Zeilen seiner Tweets ließt, dass er das Prosaschreiben aufgegeben hat und sich nur noch Drehbüchern widmet, auch wenn „The Informers“ (siehe Top 10 Filme 2011) ein bemerkenswerter Erstling war.

07.  Daniel Depp – Stadt der Verlierer
Eine der vielen wahren Geschichten über Los Angeles und die dort angesiedelte Filmindustrie. Dieses Mal aus den Augen eines ehemaligen Stuntmans, der wegen des Alters als Privatdetektiv unterwegs ist.
Depp schreibt unterhaltsam, baut viele spannende Nebenhandlungen auf, die am Ende zum großen Teil offen bleiben. Wie man hört, arbeitet er an einer Trilogie. Das zweite Buch „Nächte in Babylon““ ist mittlerweile auch in Deutschland erschienen.

08.  Hank Moody – God Hates Us All
Hank Moody ist ein Gott. Doch wie es zu erwarten war, hat der Roman nicht das Niveau, das die Serie „Californication“ verspricht, halten können. Das Buch liest sich wie ein modernerer Beat – Roman; für alle eingefleischten Fans der Serie bietet die Geschichte einen interessanten Blick auf die Figur Hank  Moody, und wie die frühen Jahre ausgesehen haben könnten.

09.  Ferdinand von Schirach – Der Fall Collini
Nach den hochgelobten Erzählbänden „Verbrechen“ und „Schuld“ hat Schirach für seinen ersten Roman ordentlich Dräsche einstecken müssen. Wer behauptet, dass die Geschichte eine aufgeblähte Erzählung sei, mag damit vielleicht Recht haben. Wer aber sagt, dass sie auch viel schlechter geschrieben wäre als das, was man bisher von ihm kenne, liegt falsch. Schirach bleibt seinem Stil treu und bekommt für ein viertes Buch hoffentlich die Presse, die er verdient.

10.  Jürgen von der Lippe/Monica Cleeves – Verkehrte Welt
Kurzgeschichten, die alle eine Länge von höchstens drei Seiten haben. Sie sollen besonders dadurch herausstechen, dass es am Ende einen Rundumschlag gibt. Auch wenn dieses Vorhaben nicht immer funktioniert, so ist dieser Band zumindest eine Ansammlung von Kreativität und tollen Ideen. Reichhaltig und überraschend, auf jeder Seite.

Runners  Up: Benjamin von Stuckrad-Barre – Soloalbum;
Jonathan Ames – The Double Life Is Twice as Good

[Die Liste enthält eine Auswahl der Bücher, die ich im Jahr 2011 gelesen habe.]

Dienstag, 10. Januar 2012

MEINE TOP TEN 2011 - TV SERIEN

Vielleicht etwas später, als man es von anderen Stellen kennt, aber schließlich liegt das alte Jahr kaum zwei Wochen zurück, und irgendetwas hallt immer noch nach. Deswegen werde ich von heute an bis einschließlich Donnerstag meine Top 10 – Listen des vergangenen Jahres veröffentlichen:

Montag, 09.01.2012 – Musik (+Songs)
Dienstag, 10.01.2012 – TV Serien
Mittwoch, 11.01.2012 – Bücher
Donnerstag, 12.01.2012 – Filme


Die Top 10 TV Serien des Jahres 2011:

01.    American Horror Story (Staffel 1 Episode 1 - 7)
Wenn man meint, alles schon gesehen zu haben, spuckt das Pay – TV gerade mal so eine der innovativsten Serien aus, die das Fernsehen seit langem gesehen hat. Bisher konnte jede Episode eine Steigerung verzeichnen. Ein extrem starker Pilotfilm wird schon von der zweiten Folge überholt. Was auch immer noch kommen mag, selbst an schlechten Tagen wird diese Serie besser sein als alles andere.

02.    Eureka (Staffel 1 - 4.1)
Kaum entdeckt, wurde die Serie auch schon wieder abgesetzt. Schade, aber immerhin gibt es noch etwas Nachschub, bis sich die Tore von GD auf immer schließen werden. Eureka ist Popcorn – TV im wahrsten Sinne. Auch wenn sich jede Folge an ein striktes Muster hält und die Charaktere nicht durch Tiefe glänzen, kreativ ist das alles schon.

03.    Warehouse 13 (Staffel 1 und 2)
Im Serienuniversum von Eureka angelegt geht es hier nicht um große Erfindungen, sondern kleine Artefakte, die die Sicherheit der Menschheit alle 40 Minuten aufs Neue bedrohen. Ähnlich wie bei Eureka läuft vieles nach Schema F, das Ausmaß der Produktion bleibt überschaubar. Gleichzeitig kann aber jede neue Folge mit tollen Ideen aufwarten. Langeweile ausgeschlossen.

04.    The Walking Dead (Staffel 1)
Zuerst passiert Jahrelang nichts, und dann offenbart das Jahr zwei grandiose Horrorserien. Hier widmet man sich dem Subgenre der Zombies, und niemand geringeres als Frank Darabont hat die erfolgreiche Graphic Novel – Reihe fürs Fernsehen adaptiert. Ein fantastischer Cast mit viel Potenzial für die kommenden Jahre.

05.    Californication (Staffel 4)
Hank Moody ist eine Institution. Auch wenn ich in dieser Staffel ein klein wenig Demut verzeichnen muss. Natürlich geht heutzutage die Literatur und das Filmgeschäft Hand in Hand, dennoch habe ich gehofft, dass dieses Thema schon in der ersten Staffel abgehandelt wurde. Ich hätte mich über eine Staffel gefreut, in der der literarische Schaffensprozess im Mittelpunkt gestanden hätte, diesen Aspekt habe ich vermisst. Doch wie man hört, erschien zu Beginn der fünften Staffel ein weiterer Moody, man darf hoffen.

06.    Glee (Staffel 1 und 2.1)
Wo Ryan Murphy all diese Ideen herholt (siehe American Horror Story) soll sein Geheimnis bleiben, so lange er diese Qualität abliefert. Besonders reizvoll an seinen Serien ist, dass er nicht nur den Piloten macht und sich dann als Executive Producer versteckt, er schreibt jedes zweite Skript persönlich.
Glee ist Pop – Kultur aller erster Klasse. Auch ein Generationswechsel in den nächsten Jahren dürfte die Serie ohne größere Schäden verkraften.

07.    Pushing Daisies (Staffel 1)
Ein Opfer des Autorenstreiks im Jahre 2007/08; ist es fast schon dramatisch dabei zuzusehen, wie eine erstklassige Serie schon nach wenigen Episoden eingestellt wurde. Eine fantastische Besetzung und viel Kreativität und Herzblut in jeder Szene.

08.    Haven (Staffel 1)
Ein bisschen Krimi, Thriller, Horror und ein Schuss Humor, ab und an Anspielungen auf Stephen King (der zwar die Romanvorlage geschrieben hat, sich aber von Beginn an von diesem Projekt distanziert und keinerlei Mitarbeit stattgefunden hat). Eine Frage, deren Antwort ich mir noch schuldig bin: Wäre ich an der ersten Staffel auch ohne Emily Parker drangeblieben? Vielleicht finde ich eine Antwort in der zweiten Staffel.

09.    In Treatment (Staffel 2)
Nach der Trennung zog es Paul nach New York, von wo er in einer neuen Praxis eine Handvoll neuer Patienten betreut. Der Wechsel tut der Serie gut. Auch wenn es nur schwer einzuschätzen ist, wie eine zweite Staffel in den gleichen vier Wänden ausgesehen hätte, hat der Charme des vorwinterlichen New Yorks weitaus mehr zu bieten. Allen voran Alison Pill, die ihre Geschichte ähnlich überzeugend wie schon Mia Wasikowska in Staffel 1 spielt. Allerdings könnte sich 3sat etwas mehr am Ausstrahlungsmodell von HBO orientieren; ein dreiviertel Jahr ist doch etwas zu lang.

10.    Stuckrad Late Night (Staffel 1)
Vermutlich ist es vielmehr ein Nachruf. Es heißt zwar, dass man sich gerade in einer kreativen Umbauphase befände, doch genau ein Jahr nach Start der ersten Staffel ist ein neues Ausstrahlungsdatum noch weit entfernt. Gleichzeitig besetzen Joko & Klaas den Sendeplatz mit ihrem grandiosen „neoParadise“. Stuckrad hätte einen besseren Sendeplatz und kontinuierliche Zeiten verdient. Man muss hoffen, dass er eine zweite Chance bekommt.

Runner Up: Nummer 6
Alles hat ein Anfang. Und hört man von Serien wie Twin Peaks, Akte X und alles, was darauf folgt, soll man die Ursprünge in dieser Serie von 1967 finden. Die Serie ist auch heute noch mehr als zeitgemäß, tolle Bücher und eine erstaunliche Kulisse. Mit gerade einmal 17 Folgen hat „The Prisoner“ zur perfekten Balance gefunden.

[Bewertet wurden alle Serien, die ich im Jahr 2011 gesehen habe.]

Montag, 9. Januar 2012

MEINE TOP TEN 2011 - MUSIK

Vielleicht etwas später, als man es von anderen Stellen kennt, aber schließlich liegt das alte Jahr kaum zwei Wochen zurück, und irgendetwas hallt immer noch nach. Deswegen werde ich von heute an bis einschließlich Donnerstag meine Top 10 – Listen des vergangenen Jahres veröffentlichen:

Montag, 09.01.2012 – Musik (+Songs)
Dienstag, 10.01.2012 – TV Serien
Mittwoch, 11.01.2012 – Bücher
Donnerstag, 12.01.2012 – Filme


Die Top 10 Musikalben des Jahres 2011:

01.    Udo Lindenberg – MTV Unplugged: Live aus dem Hotel Atlantic
Wenn ich mich richtig erinnere, gab es bisher keine Unplugged – Session, an der so viele Gäste teilgenommen haben. Durch und durch auf hohem Niveau produziert und eingespielt, jedes Lied mit Ohrwurmqualität und ein perfekt aufgelegter Gastgeber.

02.    David Lynch – Crazy Clown Time
Wie es scheint, hat er das Filmemachen tatsächlich aufgegeben; zumindest für die nächste Zeit. Neben (oder vielleicht gerade durch) seine(r) Transzendentale Meditation hat er den Mut gefunden, die Erfahrung, die er während dem komponieren seiner eigenen Soundtracks gesammelt hat, in eine eigenes Album zu packen. Der Stil der Musik ist zum Großteil aus seinen Filmen bekannt, dennoch weiß Lynch zu überraschen. Langweilig wird es nie.

03.    Garfunkel & Oates – All in your Face
Auf keine CD habe ich jemals sehnsüchtiger gewartet. Natürlich stellen Riki Lindhome und Kate Micucci unentwegt ihre selbstaufgenommenen Videos auf Youtube, aber ordentliche Studioaufnahmen haben diese Kompositionen auf jeden Fall verdient. Die beste Nummer ist „Gay Boyfriend“, die über den vergangenen Sommer geschätzte 700  Mal lief, schenkt man dem Zählwerk von itunes glauben.

04.    The Kooks – Junk of the Heart
Die zwei Frühwerke der Kooks haben mich herzlich wenig interessiert, umso überraschender ist es, dass –  für meinen Geschmack – hier alles stimmt. Jeder Song hat absolutes Hitpotential, und auch mein Lied des Jahres ist hier vertreten: siehe unten.

05.    Clueso – An und für sich
Sind wir ehrlich, mit „So sehr dabei“ hat Clueso sein Meisterwerk abgeliefert. Was hätte jetzt noch kommen sollen? Mit seiner neuen CD hat er ein äußerst komplexes Werk vorgelegt, das sich nicht unbedingt beim ersten Durchhören erschließt. Die wahre Schönheit offenbart sich erst, wenn man dranbleibt. Behilflich war das grandiose Konzert im Oktober: http://atjochenrathmann.blogspot.com/2011/11/zu-schnell-vorbei-clueso-in-saarbrucken.html

06.    Dropkick Murphys – Going Out In Style
Folk – Rock hat sich in diesem Jahr zu meinem Lieblingsgenre entwickelt. Ebenfalls sollte Fiddler’s Green „Wall of Folk“ nicht unerwähnt bleiben.
Nach jedem Song fragt man sich, was noch besser werden kann. Und bis zum Schluss hält das hohe Niveau an.

07.    Katzenjammer – A Kiss Before You Go
Kein Lied klingt wie das andere, dennoch bleibt ihr Stil in jedem Stück erhalten. Auch wenn das Rotationsprinzip von allen vier Bandmitgliedern wie ein Heiligtum gepflegt wird, sollte man sich in Zukunft gemeinsam auf Solveig Heilo als Leadsängerin einigen.

08.    Thees Uhlmann – Thees Uhlmann
Er wollte nur eine kleine Rock n’ Roll Platte über seine Heimatstadt machen, liefert aber gleichzeitig ein Konzeptalbum ab, die alles bisher da gewesene seiner Band Tomte in den Schatten stellt. Ähnlich wie bei Peter Fox wünscht man sich mehr, auch wenn es vermutlich nur ein einmaliger Ausflug bleiben wird.

09.    Coldplay – Mylo Xyloto
Sind wir ehrlich, das Album klingt wie eine Dauerwerbesendung für die unterschiedlichsten Apple – Produkte. Das ist aber gar nicht schlimm. Ähnlich wie beim Folk – Rock könnte man den Eindruck haben, dass es sich irgendwann zwangsläufig wiederholen muss. Die große Kunst liegt dann aber darin, sich mit jeder Nummer neu zu erfinden. Und wenn das einer kann, dann Coldplay.

10.    Casper – XOXO
Erst kürzlich entdeckt, auch wenn mir die Musik quasi schon das ganze Jahr aufgedrängt wurde. Prinzipiell gibt es nichts an ihm auszusetzen. Auch die absoluten Rap – Verweigerer werden hier fündig. Er tritt ausschließlich mit Liveband auf, setzt auf keine billigen Effekte und schreibt Texte, die man im deutschsprachigen Raum nur selten findet.

[Bewertet wurden die Alben, die im Jahr 2011 erschienen.]


Die Top 10 Songs des Jahres 2011:

01.    The Kooks – Rosie
02.    Till Brönner – I’m only Human*
03.    Clueso & Udo Lindenberg – Cello
04.    Yann Tiersen – Another Shore
05.    Garfunkel & Oates – Gay Boyfriend
06.    I Blame Coco – Turn Your Back on Love
07.    Cäthe – Unter meiner Haut
08.    Wye Oak – Holy Holy
09.    Jonathan Jeremiah – Happiness
10.    Foster the People – Pumped Up Kicks

*Zwar erschien Brönners “I’m only Human” im Jahre 2010 auf der CD “At the End of the Day”, doch lief der Song während der Arbeiten an “Zombies Around The Christmas Tree” in einer Endlosschleife, gehört also irgendwie dazu.