Jochen Rathmann's Bücher

Montag, 19. Dezember 2016

filmJournaille #0 mit Rogue One: A Star Wars Story

ROGUE ONE ist ein toller Film.
Großes Kinoerlebnis, aufregende Popcorn-Unterhaltung. Gute Leistung des gesamten Schauspielensembles. Gut gegen Böse. Etwas Humor. Rache. Schuld und Sühne. Action. Detaillierte Spezialeffekte. Ein wahrhaft würdiger Vertreter des Science Fiction-Genres. Aber...

ROGUE ONE ist ein miserabler Star Wars-Film!
Star Wars ist eine äußerst emotionale Angelegenheit. Gehen wir davon aus dass Episode 8 und 9 das Niveau halten, haben wir am Ende eine Reihe von Filmen, die alle aufeinander aufbauen, deren Charaktere alle miteinander verbunden sind und man das gesamte Narrativ als eine Einheit betrachten darf.
ROGUE ONE hat damit nichts zu tun. Doch leider versucht der Film die ganze Zeit, uns das Gefühl zu geben, doch Teil jenes Gesamtpaktes zu sein. Merkwürdige Kurzauftritte von bekannten Gesichtern, die man sich hätte sparen können. Unangebrachte Emotionalität, die die Gefühle der drei Trilogien aufwirbeln soll, obwohl wir wissen, dass wir nie wieder etwas mit den Rogue One-Charakteren zu tun haben werden.
Hätte man solche Momente weggelassen und diese Lücken dann mit für den Film sinnvolleren Inhalten gefüllt, hätte es gar keine Rolle mehr gespielt, ob ROGUE ONE „a Star Wars Story“ ist oder nicht. Es wäre vielleicht ein noch besserer Film geworden, dem man dennoch größten Respekt zollen muss, dass er am Ende bis zur Schmerzgrenze und sogar noch darüber hinaus geht. Etwas, was man in millionenschweren Hollywood-Produktionen leider viel zu selten sieht.


Donnerstag, 1. Dezember 2016

Gilmore Girls oder Warum die letzten vier Worte nicht die allerletzten vier Worte sind

- Obligatorische Spoilerwarnung -

Vor gut einer Woche kam es dann tatsächlich zu der großen Gilmore Girls-Reunion bei Netflix und diesen ominösen letzten vier Worten, die von der Serienschöpferin Amy Sherman-Palladino, geschickt angeteast, die letzten Jahre alle Fans der Serie zu wilden Spekulationen veranlasst haben.

Und auch wenn man sich dann am Ende irgendwie mehr gewünscht hätte, ist die Lösung des Rätsels: Was. Ich. Bin. Schwanger.

Doch ist nun nach „Was. Ich. Bin. Schwanger.“ wirklich alles vorbei? 

Geht es nach Palladino, scheint sie sehr glücklich damit zu sein, nach dem Staffel 7-Desaster endlich ihren persönlichen Frieden und Abschluss gefunden zu haben. Zumindest erzählt sie das derzeit in Interviews. Aber ganz im Ernst, wer die letzten Minuten aufmerksam verfolgt hat, wird wissen, dass das Ende noch in weiter Ferne liegt.
Amy Sherman-Palladino hat nicht nur das „letzte“ Drehbuch geschrieben, sondern auch das „Finale“ inszeniert. Sie wusste also ganz genau, was sie macht.

Also Schlussszene: Was. Ich. Bin. Schwanger. Schnitt. Abspann.

Wo ich herkomme, sieht so ein handelsüblicher Cliffhanger aus und nicht das Ende einer großen Geschichte.

Hätte sie die Serie wirklich mit diesen vier Worten beenden wollen, hätte es so aussehen müssen: Was. Ich. Bin. Schwanger. Beide gucken sich an. Leiser Gesang (la la la la la la lala). Die Kamera entfernt sich langsam bis zur Totalen auf Stars Hollow. Abblende. Ende.

Das wäre ein runder Abschluss. Oder statt des La La-Gesangs meinetwegen auch „There She Goes“ von Sixpence Non The Richer. Jener Song, mit dem die Serie vor über sechzehn Jahren ihren Anfang fand.
 
Aber so ein flotter Cliffhanger-Schnitt nach dem „Was. Ich. Bin. Schwanger.“, so endet keine große Geschichte. Das wissen wir, und das weiß auch Amy Sherman-Palladino.

Ist die Kaffeetasse halb voll oder halb leer?


Dienstag, 8. November 2016

neun

Es war der 3. November 2004. Ein Mittwoch. Jacob Marley saß in der Schule. Zweite Stunde. Musik. Das Highlight der kommenden 45 Minuten sollte die Rückgabe eines Tests sein, der vier Wochen zuvor geschrieben wurde. Vier Wochen für die Korrektur eines einfachen fünf Fragen-Tests mag einigen wirklich zu lange erscheinen. Zumindest für die damalige Zeit. Doch da die Musiklehrerin das Lehren als zweites Standbein verstand und primär versuchte, ihre Karriere als Sängerin in der Großregion zu etablieren, fiel jede zweite Stunde aus und Tests waren immer vier bis sechs Wochen in der Korrektur. Bis eben der nächste geschrieben wurde.
Doch an diesem Morgen sollte es noch etwas länger dauern. Die Musiklehrerin kam niedergeschlagen in den Klassenraum, ließ die Tasche neben das Pult fallen, legte den Stapel korrigierter Tests demonstrativ auf den Tisch und setzte sich dann drauf. Sie atmete schwer aus und stellte dann die Frage: Na, was haltet Ihr von dem Wahlergebnis?
Die Begeisterung für dieses Thema schlug Wellen bis in die letzte Reihe, weswegen sie eine Minute wartete, ob jemand etwas zu sagen hätte, bevor sie dann selbst wieder das Wort ergriff und Dinge sagte, an die sich Marley heute nicht mehr erinnern kann. Da diese Sache scheinbar wirklich niemanden etwas in der Klasse anging, entschied sie sich ihr Weltverbesserungsreferat abzubrechen und tat endlich das, weswegen alle gekommen waren: Sie verteilte die Tests.
Und während sie durch die Reihen ging, noch immer geschockt von den Ereignissen der Nacht, blieb sie irgendwann theatralisch stehen und sagte laut und selbstbewusst: Hillary Clinton wird das nächste Mal zur Wahl antreten und die erste weibliche Präsidentin von Amerika werden.
Auch wenn sich Jacob Marley an kaum etwas aus ihrem Unterricht oder anderen Ereignissen seiner Schulzeit erinnern kann, so blieb ihm dieser Satz irgendwie hängen.
Hillary Clinton wird Präsidentin.


Montag, 7. November 2016

Unfriend FILMKRITIK

(2016, Simon Verhoeven)

Bei dieser Art von Film ist es immer ein ganz schmaler Grat zwischen Seriosität und Lächerlichkeit. Und Simon Verhoeven hat in seinem Horror-Debüt die ernsten, guten Momente, doch dann verliert es sich wieder.
Es gelingt ihm nicht, die Spannung konstant auf einem Niveau zu halten. Viel zu oft verliert er den roten Faden und die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Doch wenn es wieder an Fahrt aufnimmt, dann schaut man gerne zu.
Er spielt mit den Eigenheiten des Genres. Lässt Schreckmomente bewusst aus, wo man sie erwartet, nur um dann in unerwarteten Augenblicken zuzuschlagen. Doch leider bleibt es am Ende ein relativ unblutiger Einer-nach-dem-anderen-von-der-Liste-streichen-Slasher. Und dass er die Begründung für die Taten auf düstere Mythen und den Okkultismus zurückführt; ja, auch das macht nur bedingt Freude. „Unfriend“ ist also kein „unerwarteter Fehler“, hätte aber durchaus mehr sein können.
Doch das größte Lob geht an Gary Go, dem musikalischen Kreativpartner von Verhoeven, dessen Soundtrack den Höhepunkt des Films darstellt. Vor allem das Stück „The Beginning“, welches bei dem ein oder anderen als instrumentaler Ohrwurm hängenbleiben dürfte.


Dienstag, 1. November 2016

The Witch FILMKRITIK

(2015, Robert Eggers)

Das Schlimmste an „The Witch“ ist: Ich schätze diese Art von Film eigentlich sehr. Ich ziehe sie sogar die meiste Zeit anderen Filmen vor. Und oberflächlich ist das auch alles wahnsinnig interessant, doch wird es dann leider ganz schnell belanglos. Alles wirkt aufgesetzt. Der Horror, der überall angekündigt wird, bleibt irgendwie aus.
Heute muss jeder Horrorfilm der extremste, brutalste, schaurigste, gruseligste des Genres sein; doch dann muss man auch abliefern.
Einziger Lichtblick ist die Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy, als die der Hexerei bezichtigte Tomasin. Doch wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo 'ne Ziege her.


Mittwoch, 26. Oktober 2016

KAUM WORTE zu „Weit über das Land“ von Peter Stamm

Thomas hat keine Lust mehr. Zwei Kinder und eine Ehefrau im Haus, steht er auf und geht einfach weg. Vielleicht für immer, vielleicht nur für einige Jahrzehnte. Mit Verlaub, Thomas ist ein Arschloch, ein Egomane, ein Protz. So spießig, dass mit das Aufregendste auf seiner Exkursion der kurze Aufenthalt in einem Bordell ist, wo er die Bar nicht ein einziges Mal verlässt.

Ansonsten läuft Thomas einfach durch die Gegend. Viel Wald, Natur. Seitenlange Beschreibungen liefert Peter Stamm, wie jedes einzelne Blatt, auf dem der frische Morgentau seine Entfaltung findet, vom Lied des Windes getragen, gebrochen an den ersten Sonnenstrahlen eines aufgehenden Tages... Im Endeffekt lesen sich alle Thomas-Passagen wie diese Landlust-Pornografie, die derzeit von allen überschätzt für so populär gehalten wird. Man ärgert sich auf jeder zweiten Seite und sehnt sich nach einer Rückkehr zu der wahren Heldin des Buches:

ASTRID. Eben jene Frau, die plötzlich ohne Mann dasteht. Sie ist ratlos, überfordert, versucht zu schützen, was längst verloren ist. Ergibt sich dem gesellschaftlichen Drang. Muss sich und ihr Leben neu ordnen, was nicht gelingen will. Ihre Hoffnung ist eine Illusion, die sich nach und nach auflöst. Ob sie nun am Ende ein Happy End findet muss jeder selbst entscheiden. Zumindest der Leser kann sich immer dann glücklich schätzen, wenn ihre Geschichte im Vordergrund steht.


Montag, 24. Oktober 2016

London Has Fallen FILMKRITIK

(2016, Babak Najafi)

Wer einen charismatischen Action-Helden mag …
Wer eine wahre Männerfreundschaft schätzt, die sogar weit über den Tod hinausgehen würde …
Wer die Bösewichte klischeeüberladen mag …
Wer die Logik nicht ganz so ernst nimmt …
Wer immer noch nicht genug Plansequenzen gesehen hat, wo der Held „ohne Schnitt“ drei Minuten durch eine Straße läuft und alles niederschießt, was sich bewegt …
Wer möchte, dass die deutsche Bundeskanzlerin Agnes Bruckner heißt und als erste von Terroristen erschossen wird …
Wer testosterongeladene Dialoge schätzt, die mit einer Eisenstange zusammengehämmert wurden …
Wer Testosteron im Allgemeinen mag …
Für den ist „London Has Fallen“ der Film aller Filme.
Für den Rest wird es etwas schwieriger.


Donnerstag, 20. Oktober 2016

KAUM WORTE zu „The Secret History of Twin Peaks“ von Mark Frost_teil eins von zwei

Als vor gut zwei Jahren eine dritte Staffel der Fernsehserie „Twin Peaks“ angekündigt wurde, war das alles zu schön um wahr zu sein. Als dann auch noch ein Roman des Ko-Schöpfers Mark Frost in Aussicht gestellt wurde, welcher erzählerisch die 25jährige Lücke schließen sollte, glich das alles einem Hauptgewinn für jeden Fan.
Nach einigem logistischen hin und her ist nun endlich die dritte Staffel, unter den allerbesten Voraussetzungen, im Kasten und auch das terminlich oftmals verschobene Buch halten wir nun in den Händen. Allerdings ist es doch nicht der als „The Secret Lives of Twin Peaks“ angekündigte Lückenfüller. Also was genau ist dann diese „Secret History of Twin Peaks“?

FBI Special Agent TP (deren vollständigen Namen wir erst auf der letzten Seite erfahren) bekommt von Deputy Director Gordon Cole (der einst Dale Cooper nach Twin Peaks schickte) ein Dossier, welches man an einem Tatort sichergestellt hat und die gesamte Geschichte dieser kleinen Stadt in sich birgt. Ob nun verschollene Briefe der Forschungsreisenden Lewis und Clark, geheime UFO-Akten oder die Speisekarte vom Double R Diner. Eine mysteriöse Person namens „The Archivist“ hat alle Materialien zusammengetragen und textlich kommentiert, während eben jene TP dieses Gesamtwerk auf Herz und Nieren prüft und ihre eigenen Ansichten hinzufügt. So entsteht beim Leser eine Lektürehaltung, die man häufig bei den Werken von Mark Z. Danielewski einnimmt.

Die ersten beiden große Fragen, die sich sofort stellen, sind, wer sich hinter dem Pseudonym des Archivisten versteckt und ob TP die Person ist, die dann in der dritten Staffel frisch und fast unvoreingenommen, wie einst Dale Cooper, diese magische Kleinstadt in Washington betreten wird? Man könnte sogar soweit gehen, die Schauspielerin Amy Shiels hinter dem neuen Hauptcharakter zu vermuten. Aber dafür ist es noch etwas zu früh.


Dienstag, 18. Oktober 2016

How to be Single FILMKRITIK

(2016, Christian Ditter)

Dieser Film wollte so zuckersüß, frisch und ungezwungen sein. Und vielleicht hätte man ihm das auch abgenommen. Abgesehen davon, dass man Dakota Johnson die Unschuld vom Lande nicht mehr abnehmen möchte und Rebel Wilson auch irgendwann mal aufhören sollte, nur die Rebel Wilson-Rolle zu spielen.
Aber. Das große ABER des Films ist die merkwürdige Erzählstruktur, die die meiste Zeit überhaupt keinen Sinn ergibt. Die Drehbuchautoren konnten sich nicht entscheiden, ob sie eine üppige Geschichte geradlinig oder episodisch erzählen wollten. Also hat man alles irgendwie zusammengedrückt und Konstellationen unter den einzelnen Figuren geschaffen, die sich zu keinem Zeitpunkt rechtfertigen. Irgendwie hat hier jeder mit jedem zu tun, aber meistens dann doch niemand mit irgendwem. Größtes Opfer dieses erzählerischen Chaos ist Alison Brie, die man problemlos aus dem Film hätte herausstreichen können. Es wäre gar nicht aufgefallen.


Donnerstag, 13. Oktober 2016

KAUM WORTE zu „Biografie“ von Maxim Biller

Würde man alles aus „Biografie“ herausstreichen, was nicht von höchster Bedeutung für den Inhalt ist, wäre der Roman so lang wie „Esra“.
Also hält man hier ein sehr geschwätziges und vor allem schweres Buch in den Händen. Und genau das macht bei der – nicht immer leichten – Lektüre Spaß. Dieser Roman ist nicht für alle; ist er aber auch nicht gedacht. Man muss öfters im üppigen Namensverzeichnis auf den ersten Seiten nachlesen, wer jetzt nochmal wer und warum jemand hier oder dort ist, aber nach einiger Zeit hat sich das Problem wie von selbst gelöst, weil man sehr schnell den roten Faden entdeckt hat, der auf gut 900 Seiten blassrosa schimmert, oder es auch oft keine allzu große Rolle spielt.
Es ist ein Spiel mit der Sprache und ein wilder Ritt quer durch die Welt. Zügiges Umdenken, auch während eines einzelnen Satzes, wird gefordert, da man als Leser schnell und viel herumkommt.
Natürlich kann man Maxim Biller vorwerfen, dass er öfters mal das Wesentliche aus den Augen verliert. Doch sind es gerade diese kleinen Momenten, in denen scheinbar nichts relevantes passiert, die zu den stärksten Augenblicken der Erzählung gehören. Und davon gibt es reichlich. Man muss nur den Mut und die Ausdauer haben, in diese Welt einzutauchen.


Dienstag, 11. Oktober 2016

acht

Jacob Marley hat mittlerweile aber ganz sicher ein Alter erreicht, wo er nicht nur bei der täglichen Lektüre der Zeitung länger, als es meinetwegen noch vor fünf Jahren war, bei den Todesanzeigen verweilt und aufmerksam die Jahrgänge studiert und leider feststellen muss, dass es gerade noch zwanzig Jahre dauern wird, bevor es richtig spannend wird.
Nein,
er schaut sich auch gerne auf der ersten Seite der Internetfilmdatenbank die Kategorie „Heutige Geburtstage“ an und bleibt zu oft bei den Zahlen zwischen den Klammern hängen, was ihn gut und gerne in tiefe Depressionen stürzt.
Mittendrin und kurz vorm Ende.
Irgendwie dazwischen.
Schon drüber.
In diesem Sinne:
Cheers!


Donnerstag, 6. Oktober 2016

The First Avenger: Civil War FILMKRITIK

(2016, Joe & Anthony Russo)

Der große Showdown des Films kommt nicht etwa am Ende, sondern kurz vor Einbruch des dritten Akts. Und er findet natürlich auf dem Flughafen von Leipzig statt, weil es für den Parkplatz vor der Kaufhalle in Braunschweig keine Drehgenehmigung gab.
Und dann kämpfen alle uns bis dahin vorgestellten Marvel-Superhelden (außer die beiden wirklich Coolen) wie wild gegeneinander und am Ende ist zwar alles kaputt und alle erschöpft und niedergeschlagen, aber wirklich was getan hat sich nicht. Wäre es nicht viel interessanter gewesen, wenn Captain America sein Schild in die Luft geworfen hätte, Ant-Man wäre als Miniaturausgabe seiner selbst darauf gelandet, hätte die Flugrichtung verändert, Spider-Man hätte es an seinen Fäden weggezogen und es hätte plötzlich „ritsch“ gemacht; kurz darauf würde der frisch abgetrennte Kopf von Hawkeye an den „kämpfenden“ Avengers vorbeirollen und alle gucken sich irritiert an und wissen nicht weiter? Mein Gott! Damit hätte dann wirklich keiner gerechnet.
Doch was gibt es stattdessen? Einen godzillagroßen Ant-Man, der unkontrolliert um sich schlägt. Wobei, einen überdimensional großen Paul Rudd; das ist doch eine feine Sache, den würden wir uns doch alle gern in den Vorgarten stellen.
Aber mal im Ernst. „Civil War“ ist für das Marvel Cinematic Universe ein Game-Changer, und ich bin mir nicht sicher, ob das die Macher auch wissen. Wie sollen denn die Avengers in Zukunft überhaupt noch unbefangen die Hand gegenüber irgendeinem erheben, ohne die Geschehnisse des Films zu einer Karikatur seiner selbst zu machen? Vielleicht sollten jetzt wirklich Leute wie Tony Stark, Natasha Romanoff und Steve Rogers ihre Kostüme im High Tech-Kostümschrank hängen lassen und die Zukunft in die Hände der Guardians oder von Doctor Strange legen, die die Regeln in ihrer Welt erst noch definieren müssen.
Avengers, rest in peace. Wirklich, peace!


Dienstag, 4. Oktober 2016

10 Cloverfield Lane FILMKRITIK

(2016, Dan Trachtenberg)

Am Ende blieb der ganz große Knall dann doch aus. Der Film ist irgendwie das, was man erwartet hat. Und damit hat man diesem ganzen Projekt einen Gefallen getan. Auch wenn die meisten „Cloverfield“-Zuschauer sich vermutlich etwas mehr „Cloverfield“-Action gewünscht hätten, sind die 80 Minuten vor besagter „Cloverfield“-Action nahezu meisterlich.
Denn zunächst bleibt dieser Funken Restzweifel bestehen. Dann klärt sich der Sachverhalt Stück für Stück auf. Doch spätestens wenn John Goodmans mystisch-menschenfreundlicher Gutmenschcharakter Schicht für Schicht auseinander genommen wird, ist die Frage nach dem Guten und dem Bösen nicht mehr zu beantworten.
Da könnte man sich fast schon zu der Aussage hinreißen lassen, dass die „Cloverfield-Action“ am Ende ein wenig überflüssig und fehlplatziert war.
Aber eben nur fast.


Donnerstag, 29. September 2016

KAUM WORTE zu „Die Toten“ von Christian Kracht

Das erste Kapitel von Christian Krachts „Die Toten“ ist nun wirklich mehr als nur ein geschickt gesetzter Eisbrecher. Vor einer laufenden Kamera nimmt sich ein japanischer Offizier in seiner Wohnung in Tokio das Leben. Da die Handlung des Romans weit vor unserer Gegenwart angesiedelt ist, und Alan Turing sich zu diesem Zeitpunkt vermutlich erst einmal einige Notizen bzgl. dieses Horrorapparates gemacht hat, wird der Film nicht ins Internet gestellt und zu einem Anti-viralen Hit, sondern entwickelt und auf Reise geschickt.

Und dann tauchen wir ein, in teils vertraute und fremde Welten. Kracht beschreibt alles mit einer unvergleichlichen Tiefe, was vor allem daran liegt, dass die einzelnen Kapitel sehr kurz sind. Vielmehr Szenen, in denen er alles andere ausblendet und sich immer nur auf einen einzelnen Gegenstand bzw. Zustand konzentriert. Dabei treten reale Figuren und historisch gefärbte Momente der Vergangenheit ins Rampenlicht, die er, wie ein Marionettenspieler seine Puppen, fest unter Kontrolle hat und sich einen Spaß daraus macht, sie nach eigenem empfinden handeln oder stattfinden zu lassen.

Wie ein Geist schwebt man unaufgeregt durch die Lektüre und ist zu schnell an einem Punkt angekommen, an dem man nur noch zurückblicken kann.


Montag, 26. September 2016

sieben

Sind Sie schwerhörig?“, wollte Jacob Marley wissen, als er auf dem Weg nach Hause war und an der Garage seines Nachbarn vorbeikam.
Dieser war mit irgendeiner Belanglosigkeit beschäftigt und schaute Marley nur etwas infantil und verdutzt an.
Na, weil ihr Radio so laut ist!“, schrie Marley ihn an.
Jetzt schien es der Mann von nebenan verstanden zu haben und zog nun leicht erregt die Schultern in die Höhe und schnalzte unwissend mit der Zunge.
Also sind sie nur ein Arschloch“, sagte Marley und zog von dannen.



Donnerstag, 22. September 2016

Mein Soundtrack dieser Tage #1


DIANA ROSS – Do You Know Where You're Going To
THE DREAM ACADEMY – Please, Please Please Let Me Get What I Want
SWEDISH HOUSE MAFIA – Don't You Worry Child
ALAN WALKER – Faded (Dash Berlin Remix)
THE STRUMBELLAS – Spirits
ELTON JOHN – Rocket Man
JAN BÖHMERMANN – Baby Got Laugengebäck
NEEDTOBREATHE – The Heart
TOM PETTY AND THE HEARTBREAKERS – American Girl
ANSEL ELGORT – Home
KATE NASH – Good Summer
THE LUMINEERS – Flowers In Your Hair
GARY GO – The Beginning

Dienstag, 20. September 2016

Ep X Ep / Revenge / Staffel 4 / Episode 23 / Ende

Natürlich ist das immer so eine Sache. Wie gelingt das perfekte Serienende? Kann man eine bestimmte Serie überhaupt den ganz eigenen, persönlichen Abschluss finden lassen? Im Fall von „Revenge“ wäre das tatsächlich möglich gewesen. Eine Serie, die drei Jahre lang überaus unterhaltsam war und sich in der vierten und letzten Staffel dazu entschieden hat, einen äußerst merkwürdigen Weg einzuschlagen. Aber selbst dann wäre es noch im Bereich des Möglichen gewesen, ein glückliches Ende geschehen zu lassen.
Aber – und hier fangen die üblichen und in diesem Fall leider nicht zu vermeidenden Spoilerwarnungen an – den einzig Wahren, the one and only, David Clarke, um den es in jeder Sekunde der Serie ging, der von den Toten auferstanden ist, dessen Reinwaschung mehrere Menschen ihr ganzes Leben gewidmet haben, wenige Sekunden vor Schluss, an einer für die Sendung absolut irrelevanten Krankheit sterben zu lassen, ja das, meine Damen und Herren, ist der absolute Hohn und neutralisiert nachträglich die Bedeutung der Serie.

Donnerstag, 15. September 2016

The Invitation FILMKRITIK

(2015, Karyn Kusama)

Irgendwo in den Hollywood Hills. In einem schicken Haus. Ein Treffen von Freunden, die sich seit langer Zeit nicht mehr gesehen haben. Im Mittelpunkt ein getrenntes Paar, die beide neue Lebenspartner dabei haben. Eigentlich sollte man nur froh sein, mal wieder einen gemeinsamen Abend zusammen zu verbringen. Doch irgendwie ist alles seltsam. Merkwürdig.
Das empfindet zumindest die Hauptfigur Will, und damit ist er nicht alleine. Sicherlich, für die Figuren im Film ist er derjenige, der sich etwas eigenartig verhält. Doch wir als Zuschauer sind an seiner Seite und wissen sofort, dass dieser Abend tatsächlich ein finsteres Geheimnis birgt.
Die Stärke des Films ist es, dass wir jederzeit genauso viel wissen wie die Hauptfigur. Seine Zweifel sind unsere Zweifel. Sein Verdacht ist unser Verdacht. Und wenn er glaubt, dass er das Problem hat und nicht die Menschen um ihn herum, glauben auch wir, dass wir das Problem haben und nicht die Gäste dieser Dinnerparty. Und die letzten fünfzehn Minuten von „The Invitation“, die so ganz anders sind als die ersten anderthalb Stunden, sind da in gewisser Weise eine Genugtuung. Ein Filmerlebnis, wie man es nur noch selten finden kann.


Dienstag, 13. September 2016

Mother, May I Sleep with Danger? FILMKRITIK

(2016, Melanie Aitkenhead)

James Franco liebt bekanntermaßen die künstlerische Freiheit und Vielfalt. So wundert es nicht, dass irgendwo auf seiner Bucket-List auch ein traditioneller Lifetime-Fernsehfilm stehen musste.
Leider enttäuscht der Film über weite Strecken, obwohl er einige interessante Aspekte bietet. Doch die schauspielerische Leistung insgesamt fällt eher mager aus. Da kann auch Franco nicht helfen, der selbst in drei oder vier Szenen auftaucht, die er ganz offensichtlich an einem Vormittag schnell hintereinander abgedreht hat.
Doch die größte Peitsche für jeden geneigten Zuschauer ist der nervtötende Soundtrack. Aggressive Gitarrenmusik, viel zu laut abgemischt, die gefühlt 79 der 80 Minuten Filmlaufzeit im Hinter- bzw. Vordergrund den Betrachter auf eine harte Probe stellt.


Donnerstag, 8. September 2016

Montag, 29. August 2016

Ep X Ep / The Night Of / Episode 1 / The Beach

Natürlich geht es in dieser Miniserie um eine Story, wie sie permanent durch jeden drittklassigen Krimischmöker gezogen wird. Und auch die Tatsache, dass es sich um eine HBO-Produktion handelt, sollte nicht automatisch alle Zweifel verschwinden lassen. Dass aber der großartige Autor Richard Price an allen Drehbüchern beteiligt war, ja das klingt vielversprechend.
Und tatsächlich gelingt Regisseur Steven Zaillian mit der ersten Folge „The Beach“ ein beeindruckendes Stück Fernsehunterhaltung, wie man es nicht alle Tage finden kann, und das man aufgrund der stolzen Laufzeit von 80 Minuten durchaus als eigenständiges Filmwerk betrachten darf.
Es ist gar nicht möglich abzuschalten, weil jede Szene nur noch neugieriger macht, wie es weitergeht. Obwohl man weiß, dass die Hauptfigur Naz am Ende hinter Gittern landen muss, ist die Spannung kaum zu ertragen. Zaillians Bildsprache, und wie er diese äußerst glanzlose Ecke von New York szenisch einfängt, grenzt nahezu an das Genie dieses Mannes.
Da stellt man sich freiwillig die Frage: Möchte ich da überhaupt dranbleiben?
Denn: Kann die Qualität dieses ersten starken Eindrucks überhaupt gehalten oder gesteigert werden?
Und: Wenn nicht, bleibt uns dann wenigstens „The Beach“?
Ja, ich habe tatsächlich einige Momente gezögert. Aber, Hallelujah, Gott sei dank habe ich dann weitergemacht.

Mittwoch, 24. August 2016

KAUM WORTE zu „Die Vegetarierin“ von Han Kang

Dieser Roman ist harte Kost. Jeder, der selbst schon einmal in irgendeiner Art und Weise mit Menschen zu tun hatte, die unter einer psychischen Erkrankung leiden, kennt sich aus mit der Macht- und Hilfslosigkeit, die man als Außenstehender verspürt. Noch anstrengender wird die Lektüre aber aus deswegen, weil die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang dem Leser in diesem Text keine Zeit zum Durchatmen lässt. Eine starke Szene reiht sich an die nächste.

Der Roman ist in drei Kapitel aufgeteilt, die alle ein und dieselbe Person im Mittelpunkt stehen haben; aber durch die Augen einer jeweils anderen Person mit einem gewissen zeitlichen Fortschritt die Ereignisse geschildert werden. Es fängt an mit einem Beziehungsdrama, geht über in einen sexuellen Künstlerroman und endet in einer wahrhaften Familientragödie.

Han Kang entwirft Bilder, die, selbst wenn man kein Gefallen an dem Buch findet, niemanden so schnell loslassen dürften. Eine Familie, die in völliger Ratlosigkeit die Option Gewalt wählt. Sich entblößt auf einer Parkbank zurückziehen, um dort den inneren Frieden zu finden. Ein Mann, der seine Frau nur deswegen ausgewählt hat, weil sie ihm so primitiv erschien, dass er sich selbst nicht mehr anstrengen müsste. Wir wissen nicht warum Die Vegetarierin zu dem Mensch wurde, der sie am Ende des Buches ist. Aber liest man zwischen den Zeilen, wird das Mitgefühl umso stärker.


Montag, 22. August 2016

KAUM WORTE zu „The Girls“ von Emma Cline

Feiern sollte man diesen Roman dafür, dass es keine weitere Charles Manson Blut und Orgien-Fantasie ist, wie man es nach ersten Besprechungen vermuten könnte. Auch wenn ich persönlich kein Problem hätte, noch eine Sicht auf den Manson-Wahnsinn zu lesen, hätte es vermutlich sowieso nicht funktioniert, da das Personal von „The Girls“ zwar sehr nah an den Originalprotagonisten aus dem Jahr 1969 angelegt wurde, es aber dennoch oberflächliche und tiefgehende Abweichungen zu damals gibt.

Das hier ist die Geschichte einer jungen Frau, einer sehr jungen Frau, Evie, die scheinbar keinen Platz in dieser Welt findet, und es sich doch so sehr wünscht, dass sie auch bereit ist, zu drastischen Mitteln zu greifen. Doch erzählt Cline in diesem Roman auch die Welt der jungen Frau im höheren Alter, die auch dann nicht wirklich einen Platz in dieser Welt gefunden hat.

Russell, der Wannabe-Manson, ist in diesem Roman vermutlich der größte Waschlappen. Sowieso werden Männer hier eher schwächlich dargestellt. Liegt vor allen Dingen daran, dass diese im Leben von Evie oft nur große Enttäuschung gebracht haben, sie sich aber scheinbar auch sexuell eher zu Frauen hingezogen fühlt und auf deren Taten und Worte einen größeren Wert legt.

Emma Cline gelingt es, den Mikrokosmos der Ranch in Worten einzufangen, gleichzeitig aber den Rest von Evies Welt nicht aus den Augen zu verlieren. Die physische und psychische Veränderung des Anwesens, der dort lebenden Menschen und der Ich-Erzählerin werden mit fortschreitender Dauer spürbar. Die Nacht der Morde wird in einer Art Minuten-Protokoll sachlich und nüchtern geschildert. Und am Ende bleibt eine einsame, zweifelnde, unsichere Frau zurück, die ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden hat; und ihn vielleicht auch nie finden wird.



Donnerstag, 18. August 2016

sechs

Es ist einer dieser Tage, da sitzt Jacob Marley vor dem Fernseher und kann sich auf nichts wirklich konzentrieren. Also greift er zur Fernbedienung und hofft auf eine glückliche Fügung des Schicksals. Irgendwo muss ja theoretisch etwas laufen, was sein Interesse bzw. seine Lustlosigkeit befriedigt.
Und dann eine vertraute Melodie, frühe Kindheitserinnerungen werden wach. Eine Aaron Spelling-Produktion, also Friede, Freude, Heiterkeit. Diese himmlische Familie. Und der überaus sympathische Vater, der gleichzeitig... Moment, da war doch was. Lieber schnell umschalten.
Perfekt. Eine Sitcom. Schnell, kurzweilig, Lache aus der Konserve. Und da... Mist! Cosby. Da wird gar nicht erst darüber nachgedacht. Direkt umschalten.
Wenigstens hier kann nichts schiefgehen. Im dritten Anlauf dann. Jugendliche, die aus ihrem Leben ein Musical machen, durch die Schulflure singen und hüpfen und sich mit ganz normalen Teenagerproblemen herumschlagen müssen. Und da der coolste Typ mit dem Irokesenschnitt... Ah Fuck!
Jacob Marley schaltet den Fernseher aus. Dann liest er lieber ein Buch.


Montag, 15. August 2016

The Boy FILMKRITIK

(2016, William Brent Bell)

Zunächst hat man Angst. Ja, tatsächlich. Schaut man sich im Jahr 2016 einen Film wie „The Boy“ an, hat man schon nach wenigen Minuten wirkliche, aufrichtige Angst. Angst, schon wieder an einen dieser massenproduzierten, langweiligen, Schema F-gestrickten möchtegernhybriden Mysteryhorrorfilm für Groß und Klein geraten zu sein.
Zumindest die ersten fünfundvierzig Minuten hält der Film diese Angst auch aufrecht. Alles schon mal dagewesen. Irgendwo schon gesehen. Jede Schreckpointe kündigt sich Minuten zuvor an. Offensichtliches steht nicht nur im Raum, es wird auch noch aus- und angesprochen und man möchte am liebsten viel Abstand von dieser ganzen Angelegenheit nehmen.
Doch dann kommt, wie aus dem Nichts, eine Szene, die man nicht unbedingt erwarten würde. Und plötzlich wendet sich das Blatt und alles wirkt irgendwie anders. Auch das erwartete Auftauchen eines bisher nur erwähnten Charakters hilft der Erzählung. Und am Ende hatte sich die Drehbuchautorin in allerletzter Sekunde gegen eine übliche unerklärliche Erklärung entschieden und für eine rationale Begründung der Geschehnisse. Dafür sollte man ihr noch einmal persönlich danken. Schließlich wird „The Boy“ dadurch zu keinem Eckpfeiler des Genres, aber immerhin zu einem unterhaltsamen Film.



Donnerstag, 11. August 2016

KAUM WORTE zu „Tony Soprano stirbt nicht“ von Antonia Baum

Antonia Baum schreibt kurz, prägnant, stilsicher und drängend. Ja, sicherlich gibt es die ganze Story im Hintergrund und die Schrottplatzfresser und natürlich spielt das hier alles eine Rolle, aber wäre dem nicht so, wäre es ebenfalls ein sehr sehr gutes Buch geworden, wenn es das Buch dann überhaupt gegeben hätte.

Es ist nicht voyeuristisch. Es ist ihre Kunst, uns viel über ihren Vater und ihre Familie zu erzählen, wir am Ende aber trotzdem das Gefühl haben, nichts über die Menschen zu wissen. Sie nicht zu kennen.

Wir sind mit Antonia Baum im Krankenhaus, auf der Autobahn, und spazieren auch durch ihre Imagination. Spätestens dann, als im letzten Teil des Buches drei Erzählungen auftauchen, die sie in ihren düsteren Momenten zusammengereimt hat, und man sich als Leser immer wieder dabei entdeckt, die fiktionalen Gestalten Baums ihren eigenen Familienmitgliedern zuzuordnen. Steckt eben wahnsinnig viel in diesem kleinen Buch.


Montag, 8. August 2016

Ep X Ep / Downton Abbey / Staffel 3 / Episode 2 / Die Welt im Wandel

Das Highlight dieser Episode ist eigentlich nur ein kleiner Moment, eine verbale Geste, die das gesamte Konzept der Serie auf einen Punkt bringt. Wegen eines internen Streits der Angestellten des Hauses, wurden, um dem Kammerdiener Thomas das Leben zu erschweren, die Hemden von Lord Grantham versteckt. Was nun diesen zwingt, für das anstehende abendliche Dinner eine Garderobe zu wählen, die seiner und des Anlasses alles andere als würdig ist. Als dann auch noch der Herd in der Küche ausfällt, scheint das Chaos perfekt. Man muss umsatteln, improvisieren. Etwas, was den älteren Granthams fern liegt. Um diesen Schock zu verdauen, bittet die Dowager of Grantham einen nahestehenden Diener um einen Drink. Doch da sie die Person nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen hat, verleitete sie der Anblick seines Gewandes zu der Annahme, dass dies seine Aufgabe sei. Stattdessen war es ihr Sohn in seiner Ausweichgarderobe.

Mittwoch, 3. August 2016

fünf

Manchmal gibt es eben doch noch Wunder. So oder so ähnlich ging es unserem Jacob Marley, als er im Nachrichtenstream einen Schnappschuss des quasi-Präsidenten Donald Trump entdeckte, wie dieser in seinem Luxusjet saß und einen Eimer Hähnchenteile von Kentucky Fried Chicken verspeiste. Und was ging ein Aufschrei durch diesen Planeten, wie es denn sein kann, dass er einen Hähnchenflügel mit Messer und Gabel isst. Die Antwort auf diese Frage liegt doch auf der Hand: Donald Trump hat Recht! Ja, die Finger (licking good!) schmerzen beim tippen dieser Zeilen, doch die Wahrheit muss ein jeder ertragen können!
Auch Jacob Marley isst sein Hähnchen ausschließlich mit Messer und Gabel. Alles was man sonst mit den Händen essen kann, wird auch mit den Händen gegessen. Aber ein Hähnchen, wie barbarisch geht es denn bitteschön noch?
Ein Fried Hähnchen ist nichts anderes als ein abgeschlachtetes Tier. Welches dann mit den Fingern auseinanderzureißen; das sollte selbst Serienmördern keine Freude bereiten. Burger, Hot Dogs, Spaghetti, meinetwegen, aber Hähnchen mit den Fingern ist widerlich.
Gut, dass ein Milliardenkonzern 30 Hühner und Hähnchen in 20 cm² Käfigen großzieht, sie mit Chemie vollpumpt und dann in eine vollautomatische Tötungsmaschine wirft ist natürlich auch auf vielen Ebenen verwerflich, doch liegt es dann an dem Hähnchenesser, mit dem richtigem Besteck eine kulinarische Obduktion in Würde und Respekt durchzuführen. Und genau da ist Trump endlich EINMAL im Recht.
Dass dieses Bild natürlich nur entstanden ist, um zu zeigen, dass Trump ein einfacher Kerl wie du und Jacob Marley ist und er mit seinen vergoldeten Löffeln auch gerne mal Junkfood zu sich nimmt, tja, interessiert dann natürlich niemanden mehr. Und die Zeitungen, die fein säuberlich neben ihm auf dem Tisch aufbereitet wurden, hat er definitv auch nicht gelesen. Dafür hat er ja Leute. Mensch, der Colonel wäre stolz.