Jochen Rathmann's Bücher

Mittwoch, 15. Februar 2012

[OSCAR COUNTDOWN 2012] Teil 2 – The Ides of March - Tage des Verrats


8/10

Neben der herausragenden und namhaften Besetzung ist der Film ein großes Risiko eingegangen. Schließlich ist „The Ides of March – Tage des Verrats“ nicht die Geschichte eines großen und bekannten Politikers oder die Rekonstruierung eines aufregenden Wahlkampfes. Es ist schlichtweg die Geschichte des „Caucus“, des sogenannten Vorentscheides einer Partei, wer aus den eigenen Reihen zur Präsidentschaftswahl antreten soll. Um genau zu sein, der Film behandelt die Phase unmittelbar vor dem Vorentscheid im Bundesstaat Ohio. Die demokratische Partei – Clooney wird wohl selbst in seinen Alpträumen keinen Republikaner spielen – entscheidet zwischen zwei Topkandidaten und um eine sichere Präsidentschaft, schließlich wird im Laufe der Handlung des öfteren erwähnt, dass bei dieser Wahl von der republikanischen Seite kein Gegenwind zu erwarten sei.

George Clooney (seine vierte Regiearbeit) selbst übernimmt die Rolle des Kandidaten, allerdings spielt seine Figur nur in der zweiten Reihe. Viel wichtiger ist Stephen Meyers (Ryan Gosling), Mitglied des Wahlkampfteams und ein unverbrauchter Knabe, der noch an die ehrliche Seite der Politik glaubt. Doch während die Vorbereitungen in Ohio laufen und alles für einen Sieg spricht, durchläuft Meyers eine wahre Tour de Force.

Ryan Gosling überzeugt in der Rolle des jungen Hoffnungsträgers, der nach und nach in ein Netz voller Lügen und Intrigen fällt. Er spielt ein Spiel, dessen Regeln er nicht beherrscht und verliert nach unüberlegten Handlungen seinen Platz im Team und seinen Glauben an die Sache. Doch da für ihn nur die Politik als Lebensinhalt in Frage kommt, schießt er zurück. Er lernt schnell, wer seine wahren Freunde sind und wer ihn nur für die eigenen Zwecke benutzt, wem er vertrauen kann: Niemandem. Plötzlich kippt seine Stimmung, sein Ton wird härter, der Auftritt raumergreifender, er hängt sich weit aus dem Fenster, hat allerdings einen Joker, den er jederzeit aus dem Ärmel schütteln kann. Und so spannend inszeniert diese Auftritte von Stephen Meyers sind, so scheint es doch, als hätte Gosling nicht immer den Ernst der Lage verstanden. So gibt es ein tolles Vieraugengespräch mit Gosling und Clooney gegen Ende des Films, in dem er neben sich zu stehen scheint.

Auch die Dialoge des Films wirken oft hölzern und zu stark konstruiert, obwohl das Drehbuch in der Storyentwicklung ein gutes Tempo vorgibt. Doch das alles ist nebensächlich, schließlich steht und fällt der Film mit der Stärke eines hervorragenden Casts (Clooney, Gosling, Giamatti, Seymour Hoffman, Tomei, Rachel Wood,...), der kaum schwächen zeigt.

 
[OSCAR PROGNOSE]

Eine einzige Nominierung konnte „The Ides of March – Tage des Verrats“ einfahren (Bestes adaptiertes Drehbuch). Ich hoffe einfach, dass in dieser Kategorie der Preis an den anderen Clooney – Film geht.

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