Jochen Rathmann's Bücher

Montag, 28. Juli 2014

[JR Filmkritik 2014] Viel Lärm um Nichts


Viel Lärm um Nichts
7/10

Ob es in 1000 Jahren das Medium Film, wie wir es heute kennen, noch geben wird, sei einmal dahingestellt. Doch eines ist sicher: Die Lebensform, die dann welchen Planeten auch immer bewohnen wird, wird in irgendeiner Weise das Werk von Shakespeare adaptieren. Es sei denn, es ist dann das Werk des wahren Verfassers, sollte eine zukünftige Spezies dieses lästige "Rätsel" gelöst haben.

Und so stellt sich gar nicht erst die Frage, warum es einer weiteren Verfilmung von "Viel Lärm um Nichts" bedarf. Weil es eben Shakespeare ist. Aber warum es gerade Fanboy-Ikone Joss Whedon sein musste, der sich an den klassischen Stoff heranwagt, ist da schon interessanter.

Es war ein Projekt, welches schon seit langem ganz oben auf seiner Wunschliste stand. Und da sich nach dem ersten Avengers-Film ein passables Zeitfenster bot, und seine Frau scheinbar kein Problem damit hatte, ihren gemeinsamen Urlaub ein weiteres Mal zu verschieben, entschied sich Blockbuster-Autorenfilmer Whedon, sein Projekt mit ein paar Freunden und einem Microbudget in seinem Haus in Santa Monica zu realisieren.

Shakespeares Worte in der Gegenwart gesprochen? Da bieten sich Vergleiche mit Baz Luhrmans Romeo + Juliet förmlich an. Und dennoch gelingt es Whedon, seine Welt viel realistischer erscheinen zu lassen. Schließlich verlässt die Kamera sein Privatgrundstück zu keiner Sekunde. Es ist keine aufregende oder revolutionierende Inszenierung. Whedon baut hier eine ruhige und intensive Atmosphäre auf, um seinen Schauspieler die größtmögliche Bühne zu bieten. Und diese wissen sie zu nutzen. Allen voran Amy Acker als bezaubernde Beatrice.

"Viel Lärm um Nichts" läuft seit dem 24.07.2014 im Kino.

Donnerstag, 17. Juli 2014

[JR Filmkritik 2014] Mistaken for Strangers


Mistaken for Strangers
8/10

Tom Berninger macht es einem wirklich nicht leicht, über seinen Film "Mistaken for Strangers" zu schreiben. Auf der einen Seite dürfte es einer der lustigsten Filme des Jahres sein. Auf der anderen Seite könnte es beinah schon an Mobbing grenzen, sich über das Verhalten und Handeln des Filmemachers zu amüsieren. Doch ist er es, der sich als tragischer Held inszeniert.

Tom Berninger bezeichnet sich selbst als Filmemacher, hat aber in seinem Portfolio nur zwei Horrorkurzfilme, die er zu Beginn der Dokumentation stolz in die Kamera hält (einer ist auf VHS). Als dann sein Bruder Matt Berninger, Sänger der brillanten THE NATIONAL, die bisher größte Tour der Bandgeschichte plant, möchte er seinen jüngeren Bruder als Roadie dabeihaben. Tom ist begeistert und nutzt diese Chance, seinen filmischen Ambitionen in Form eines Tourfilms Ausdruck zu verleihen.

Allerdings bleibt es bei einem kurzen Intermezzo. Nach Stationen wie Paris, London oder auch Berlin wird Tom quasi gefeuert. Die meiste Zeit belästigt er biertrinkend die Bandmitglieder oder das Management. Und Aufträge scheint er prinzipiell nicht ausführen zu wollen. Wieder Zuhause verfällt er (vermutlich nicht zum ersten Mal) in tiefe Zweifel, was eigentlich seine Rolle auf dieser Erde sei, und so sind es dann schließlich seine Eltern und der von der Welttournee zurückgekehrte große Bruder, die Tom mental wieder auf die Beine helfen.

So humorvoll auch das Scheitern des filmisch selbstinszenierten Taugenichts ist, gelingt es Tom Berninger dennoch oftmals, die ganze Bandbreite der Band THE NATIONAL einzufangen. Bei einer Laufzeit von sportlichen 75 Minuten bleibt natürlich nicht viel Platz, ganze Konzertpassagen zu zeigen. Und doch setzt er die Musik, ob Live oder vom Band, geschickt unter seinen eigenen Leidensweg ein, zeigt oft die ruhmreichen bzw. weniger rühmlichen Momente solch eines Touralltags auf. Und am Ende hat man das Gefühl, dass der Film noch gar nicht fertig ist und noch einiges auf uns zukommen wird. Was wünschenswert wäre, vor allem, weil dann auch Tom Berninger einer Art geregelten Arbeit nachgehen könnte.

"Mistaken for Strangers" läuft seit dem 10.07.2014 im Kino.

Mittwoch, 9. Juli 2014

[JR Filmkritik 2014] Almost Human


Almost Human
5/10

Joe Begos gelingt es, den Zuschauer in den ersten Sekunden mit seinem Film "Almost Human" in den Bann zu ziehen. Ein ziemlich aufgewühlter Kerl namens Seth fährt wie ein irrer durch die dunklen Straßen einer Stadt in Maine und kommt irgendwann bei seinem Kumpel Mark an. Irgendein Krach und irgendwelche Lichter verfolgen ihn und hätten einen gemeinsamen Freund (der von da an nicht mehr erwähnt wird!!!) mitgenommen. Mark glaubt natürlich, dass sein Freund ihm nur einen Scherz spielen will, muss aber spätestens dann skeptisch werden, als es im Haus zu Stromschwankungen kommt und er kurz darauf selbst in ein mysteriöses Licht gezogen wird. Doch zwei Jahre später taucht Mark plötzlich wieder auf, ist aber irgendwie nicht mehr er selbst. Er ist ein MAN ON A MISSION.

"Almost Human" spielt nach den klassischen Regeln des 80er Jahre Science Fiction-Horrorfilms. Doch sehr schnell stellt sich die Problematik ein, dass er nichts Neues anzubieten hat. Begos inszeniert stimmige Bilder; wer ein Faible für die Wälder Neuenglands hat, wird auf seine Kosten kommen. Und auch die beiden Hauptdarsteller wissen trotz ihrer bisher überschaubaren Laufbahn vor der Kamera zu überzeugen. Allen voran Graham Skipper, dessen Seth in den Jahren zwischen den Vorfällen alles andere als ein gutes Leben hatte.

Doch bleibt letztendlich eine große Überraschung aus. Irgendwie hat man alles schon gesehen, weiß, auf was es am Ende hinauslaufen wird. Man erkennt nach wenigen Sekunden die Motivation des zurückgekehrten Mark. Der Film kann mit einem geringen Budget eine dichte Atmosphäre erzeugen, doch hätte man auf die "Alien-Untersuchungsszenen" am besten verzichtet. Und ob Begos seine Schlussszene wirklich so konsequent hätte inszenieren müssen, wäre ein weiterer Punkt, über den man diskutieren könnte.

"Almost Human" ist seit dem 27.06.2014 auf BluRay und DVD erhältlich.