Jochen Rathmann's Bücher

Donnerstag, 23. Februar 2012

[OSCAR COUNTDOWN 2012] Teil 14 - Midnight in Paris



9/10

„Midnight in Paris“ ist der 41. Film von Woody Allen und vielmehr als das typische Großstadtszenario, wie man es gewohnt ist. Auch wenn sich in vielen seiner Filme die Art der Handlung und die Figurenkonstellationen sehr stark zu ähneln scheinen, so sind seine Filme weder langweilig noch wiederholen sie sich. Auch der Arbeitsprozess, jedes Jahr ein Film und jeweils einen in der Vor – und Nachbereitung, lassen nie den Eindruck von gehaltloser Massenware aufkommen. In jedem seiner Filme setzt er neue Akzente und erzählt eine Geschichte weiter, die er vor über 40 Jahren begonnen hat.

Mit seinem neuesten Film hat er New York, Spanien und England hinter sich gelassen und sich dem nächtlichen Paris gewidmet. Der Film ist mehr als die Erzählung einer einfachen Geschichte. Er wagt sich an das Thema Zeitreise, lässt dabei allerdings den wissenschaftlichen Aspekt außen vor und versucht gar nicht erst, eine passable Erklärung für dieses Phänomen zu finden. Stattdessen spielt er mit diesem Mythos und lässt Zeitreisen innerhalb einer Zeitreise zu.

Im Mittelpunkt steht Gil Pender, ein erfolgreicher aber unglücklicher Drehbuchautor aus Hollywood, der viel lieber Romane schreiben würde statt einen weiteren Kassenschlager. Er reist mit seiner Verlobten und deren Eltern nach Paris und entzieht sich den langweiligen Konversationen über Kunst, Musik, etc. mit Bekannten und entdeckt ein Portal ins Paris der 20er. Die Fitzgeralds, Ernest Hemingway, Luis Bunuel; es gibt niemanden, dem er nicht begegnet. Gertrude Stein liest sein Manuskript, er verliebt sich in eine Geliebte Picassos. Das perfekte Leben, gäbe es da nicht noch die Gegenwart.

Woody Allen hat mit „Midnight in Paris“ ein weiteres kleines Meisterwerk geschaffen, mit dem er auch nach vielen Jahren wieder bei der Kritik breiten Anklang fand. Mit Owen Wilson scheint er eine neue Stimme gefunden zu haben. Wilson schlüpft mit einer Leichtigkeit in die Rolle des Stadtneurotikers und erinnert in Mimik und Gestik an den frühen Allen, vermutlich beabsichtigt.

„Midnight in Paris“ ist eine Liebeserklärung an die Literatur, den Film, die Musik und an die Nacht.


[OSCAR PROGNOSE]

Einer der Außenseiter. So toll die Nominierungen auch sind, so unwahrscheinlich ist ein Preis für Woody Allen.

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