Dieser Roman ist
harte Kost. Jeder, der selbst schon einmal in irgendeiner Art und
Weise mit Menschen zu tun hatte, die unter einer psychischen
Erkrankung leiden, kennt sich aus mit der Macht- und Hilfslosigkeit,
die man als Außenstehender verspürt. Noch anstrengender wird die
Lektüre aber aus deswegen, weil die südkoreanische Schriftstellerin
Han Kang dem Leser in diesem Text keine Zeit zum Durchatmen lässt.
Eine starke Szene reiht sich an die nächste.
Der Roman ist in
drei Kapitel aufgeteilt, die alle ein und dieselbe Person im
Mittelpunkt stehen haben; aber durch die Augen einer jeweils anderen
Person mit einem gewissen zeitlichen Fortschritt die Ereignisse
geschildert werden. Es fängt an mit einem Beziehungsdrama, geht über
in einen sexuellen Künstlerroman und endet in einer wahrhaften
Familientragödie.
Han Kang entwirft
Bilder, die, selbst wenn man kein Gefallen an dem Buch findet,
niemanden so schnell loslassen dürften. Eine Familie, die in
völliger Ratlosigkeit die Option Gewalt wählt. Sich entblößt auf
einer Parkbank zurückziehen, um dort den inneren Frieden zu finden.
Ein Mann, der seine Frau nur deswegen ausgewählt hat, weil sie ihm
so primitiv erschien, dass er sich selbst nicht mehr anstrengen
müsste. Wir wissen nicht warum Die Vegetarierin zu dem Mensch wurde,
der sie am Ende des Buches ist. Aber liest man zwischen den Zeilen,
wird das Mitgefühl umso stärker.
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