Jochen Rathmann's Bücher

Mittwoch, 24. August 2016

KAUM WORTE zu „Die Vegetarierin“ von Han Kang

Dieser Roman ist harte Kost. Jeder, der selbst schon einmal in irgendeiner Art und Weise mit Menschen zu tun hatte, die unter einer psychischen Erkrankung leiden, kennt sich aus mit der Macht- und Hilfslosigkeit, die man als Außenstehender verspürt. Noch anstrengender wird die Lektüre aber aus deswegen, weil die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang dem Leser in diesem Text keine Zeit zum Durchatmen lässt. Eine starke Szene reiht sich an die nächste.

Der Roman ist in drei Kapitel aufgeteilt, die alle ein und dieselbe Person im Mittelpunkt stehen haben; aber durch die Augen einer jeweils anderen Person mit einem gewissen zeitlichen Fortschritt die Ereignisse geschildert werden. Es fängt an mit einem Beziehungsdrama, geht über in einen sexuellen Künstlerroman und endet in einer wahrhaften Familientragödie.

Han Kang entwirft Bilder, die, selbst wenn man kein Gefallen an dem Buch findet, niemanden so schnell loslassen dürften. Eine Familie, die in völliger Ratlosigkeit die Option Gewalt wählt. Sich entblößt auf einer Parkbank zurückziehen, um dort den inneren Frieden zu finden. Ein Mann, der seine Frau nur deswegen ausgewählt hat, weil sie ihm so primitiv erschien, dass er sich selbst nicht mehr anstrengen müsste. Wir wissen nicht warum Die Vegetarierin zu dem Mensch wurde, der sie am Ende des Buches ist. Aber liest man zwischen den Zeilen, wird das Mitgefühl umso stärker.


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