Jochen Rathmann's Bücher

Mittwoch, 25. Januar 2012

[Reise eines Jungfilmers] Der erste Kurzfilm bei Creajeune Luxemburg 2012 - Teil 1

Am heutigen Mittwoch erlebt mein erster Kurzfilm „Ausbruch“ die Weltpremiere auf dem Filmfestival „Creajeune 2012“ in Luxemburg. Der Film entstand im Spätsommer 2010. Ein geeigneter Augenblick, noch einmal zurückzuschauen.

Ich denke, dass jeder, der sich mit dem Thema Filmemachen beschäftigt, schon in den frühen Jahren eine Kamera auf alles gehalten hat, was er finden konnte. Bei mir war das natürlich nicht anders, doch wirklich vorzeigbare Früh-Früh-Werke sind dabei nicht entstanden. Auch wenn ich mir die Erfindung der „Special Features“, wie man sie heute auf jeder DVD und Blu-Ray findet, vorbehalte. Schließlich habe ich nach einem mittelmäßigen Kriegsfilm – den ich in den 90ern auf VHS gedreht habe – die komplette Besetzung am Originaldrehort interviewt.
2009 habe ich dann an zwei Filmproduktionen mitgearbeitet. Zum einen ein Kurzfilm der Masterclass Ludwigsburg – Paris der Filmakademie Ludwigsburg sowie die Produktion eines mittellangen Films in Saarbrücken. Kennt man ein Filmset, kennt man alle; auch wenn es vielleicht etwas verfrüht ist, diese Aussage zu treffen. Doch war jetzt die Motivation und Euphorie gegeben, etwas eigenes, etwas seriöses auf die Beine zu stellen.
Über die Jahre lernt man viel über Filme, ihre Regisseure und den sehr eigenwilligen Arbeitsstil dieser Personen. Ein Regisseur, den ich sehr schätze, ist Robert Rodriguez. Auch wenn nicht alles sehenswert ist, so sind seine Filme doch zumindest unterhaltsam und reichhaltig an Ideen. Doch was mich wirklich fasziniert, ist die Art und Weise, wie er die verschiedenen Arbeiten wie Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Musik verteilt, nämlich gar nicht! Um sein kleines Häuschen in Austin, Texas hat er die Troublemaker – Studios aufgebaut und arbeitet dort „alleine“ an der Produktion, er ist die Produktion!
Da ich beim Filmemachen sowieso häufig unter Personalmangel leide, war es der perfekte Anlass, den Film auf ähnliche Weise herzustellen. Die Hauptrolle gab ich meiner Schwester, die während der Schauspiel – AG und ihrem Theaterinteresse genügend Basics gesammelt hat.
Das Drehbuch entstand innerhalb eines kurzen Zeitraums, war aber vorerst nur ein grober Handlungsrahmen, da es ohne feste Location nur sehr schwer zu schreiben war.
Bei den Drehorten hatte ich Glück und konnte auf zwei Orte zurückgreifen, die sich zu diesem Zeitpunkt in familiärem Besitz befanden.
Nach den tagelangen Planungen, bei denen man zwar viele Notizen macht, Storyboards zeichnet und mit Kamera, Licht, etc. experimentiert, ist es eine große Herausforderung, auch alles wirklich umzusetzen. Doch überraschenderweise gibt es am Endprodukt nichts, was ich nicht schon vorab erwartet hätte.
Der Film wurde an 2 Tagen (+1 Tag Nachdreh) gedreht. Am ersten Drehtag waren alle Außenaufnahmen geplant. Da sie im Film lediglich einen Flashback darstellen, waren diese Aufnahmen relativ schnell im Kasten. Die Sonne schien den ganzen Tag, den Ton habe ich zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen und mehr als drei Takes pro Szene habe ich auch nicht gebraucht. Der einzige wirkliche Fehler war, als ich die Kamera versehentlich während der Szenenvorbereitung aufnehmen lies und dann, als es soweit war, ausschaltete. Doch da einen Tag später die gleichen Bedingungen herrschten, ist ein Unterschied kaum sichtbar.
Der zweite Drehtag war dann schon etwas anspruchsvoller. Es waren Innenaufnahmen, in vier verschiedenen Räumen, alle schlecht ausgeleuchtet, und die Kamera war auch ständig in Bewegung.
Dieser Drehtag hatte beinah doppelt so lange gedauert wie der erste. Und da ich über Nacht das Material gesichtet habe und schon früh entdeckt habe, dass es mit bestimmten Einstellungen im Schnitt nicht funktionieren wird, kam es zu einem Nachdreh, der aber auch unproblematisch über die Bühne ging.
Doch die größte Schwierigkeit war dann der Schnitt. Hat man erst einmal das ganze Material beschriftet, sortiert und ausgewählt, ist es noch ein langer Schritt zum fertigen Film. Da ich auf diesem Gebiert aber auch wirklich überhaupt keine Erfahrung hatte, lief dieser Prozess sehr schleppend an. Doch nach kurzer Zeit habe ich ein System entwickelt – jeder professionelle Cutter hätte vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen – mit dem ich Zeitnah die Post-Produktion abschließen konnte.

Das Filmfestival Max Ophüls Preis hat - meine erste Einreichung überhaupt - abgelehnt. Eine große Überraschung war das nun wirklich nicht. Die Kurzfilmtage Oberhausen hatten ebenfalls kein Interesse.
Als die Zeitung titelte, dass der Wettbewerb Creajeune um eine Kategorie für junge Erwachsene erweitert wird, hatte ich eigentlich schon nicht mehr damit gerechnet, dass „Ausbruch“ überhaupt öffentlich aufgeführt wird.
Doch manchmal kommt es eben doch anders und der Film hat seinen Platz im Wettbewerb gefunden.

Fortsetzung folgt …

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