Jochen Rathmann's Bücher

Mittwoch, 11. Januar 2012

MEINE TOP TEN 2011 - BÜCHER

Vielleicht etwas später, als man es von anderen Stellen kennt, aber schließlich liegt das alte Jahr kaum zwei Wochen zurück, und irgendetwas hallt immer noch nach. Deswegen werde ich von heute an bis einschließlich Donnerstag meine Top 10 – Listen des vergangenen Jahres veröffentlichen:

Montag, 09.01.2012 – Musik (+Songs)
Dienstag, 10.01.2012 – TV Serien
Mittwoch, 11.01.2012 – Bücher
Donnerstag, 12.01.2012 – Filme


Die Top 10 Bücher des Jahres 2011:

01.  Haruki Murakami – Afterdark
Auch wenn ich Murakami seit langer Zeit bewundere und zu einem meiner fünf Lieblingsautoren zähle, habe ich Afterdark in erster Linie aus Recherchegründen gelesen. Ich habe mit einem Manuskript begonnen, dessen Handlung in einer einzigen Nacht spielt. Statt mich mit meiner eigenen Arbeit zu befassen, habe ich mich allerdings in dieser nächtlichen Vision verloren. Wie bei fast allen Büchern Murakamis findet man sofort seinen Platz im Geschehen und möchte nie wieder gehen. Ist der letzte Punkt gesetzt, kann es auch ganz schnell zu kurz anhaltenden Depressionen kommen. Solange, bis man den nächsten Murakami aufschlägt.

02.  Charles Bukowski – Pulp
2011 –  Das Jahr, als ich Bukowski entdeckte. Pulp ist bisher sein einziger Roman, den ich gelesen habe und steht hier stellvertretend für alle Gedichte und Kurzgeschichten, mit denen ich mich in den letzten Monaten beschäftigte. Bukowski schreibt von genau drei Themen: Das Schreiben, Alkohol und Sex. Und zwar in jedem Roman. In jeder Kurzgeschichte. In jedem Gedicht. Und auch wenn sie sich schon 1978 in Hamburg darüber beschwert haben, dass er sich zunehmend wiederholt, so könnte ich sein Werk ununterbrochen und immer wieder lesen. Vermutlich hat jeder genau diesen einen Lieblingsschriftsteller, dem er sich aufopfernd hingibt.

03.  Linwood Barclay – Kein Entkommen & In Todesangst
„In Todesangst“ war das erste Buch, das ich 2011 gelesen habe. Und auch wie später „Kein Entkommen“ beweist Barclay, dass er nach den humoristischen Kolumnen im Toronto Star und den Zach Walker – Büchern sein Genre mit dem Thriller gefunden hat. Den größten Fehler macht man genau dann, wenn man sich sagt: „Ich lese nur noch das Kapitel fertig und lege das Buch dann zu Seite.“ Eine der größten Stärken von Barclay ist es, ein Kapitel mit einem unfassbar starken Cliffhanger zu beenden, sodass man theoretisch immer weiter lesen muss.
Barclays Geschichten handeln meistens vom Verschwinden, aber die spannungsgeladenen Plots schaffen eine dichte Atmosphäre und einen großen Unterhaltungsfaktor.

04.  Jonathan Franzen – Freiheit
An so ein Buch geht man mit Respekt, immerhin habe ich bisher noch nichts von Franzen gelesen und bedenkt man die mediale Aufmerksamkeit, hat man eine ganz große Nummer vor sich liegen. Bis man dann feststellt, dass Franzen auch nur Wort an Wort setzt.
Richtig große Literatur macht sich dann bemerkbar, wenn man einen Charakter bis auf die Knochen zu hassen lernt. Und so gerne ich auch die Geschichte von Walter Berglund und seinem späten neuen Leben am Haus am See gelesen habe, so war es gleichzeitig auch die Ablehnung gegenüber Joey Berglund, die mich durch die Geschichte jagen ließ. Und wenn alles glatt läuft, können wir schon in acht Jahren den nächsten Franzen lesen.

05.  Stewart O’Nan – Halloween
Das Buch habe ich schon vor einigen Jahren in der Hand gehalten, doch haben mich der Titel und das Cover von weitern Interessen abgehalten. Mittlerweile habe ich viel über die Person und das Werk Stewart O’Nan gelesen, und plötzlich wurde Halloween (Im Original: The Night Country) viel reizvoller.
Zwischen dem orange-schwarzen Buchdeckel verbirgt sich eine bemerkenswerte Geschichte über den ersten Jahrestag eines tragischen Ereignisses und den Menschen, die zurückblieben. Aber auch diejenigen, die nicht überlebt haben. Der Roman beginnt mit vielen verschiedenen Geschichten, die am Ende doch alle ganz nah beieinander sind. Man verliert sich nahezu in dieser Kleinstadt bei Nacht, bis es am Ende einen ganz großen Knall gibt.

06.  Bret Easton Ellis – Less than Zero
Anfänglich war der Roman eine Abschlussarbeit, die Easton Ellis am Ende eines Seminars eingereicht hatte. Doch schon auf Seite 5 hat er zu seinem Stil gefunden, der alle seine späteren Bücher überdauern sollte. Es ist nahezu tragisch, wenn man zwischen den Zeilen seiner Tweets ließt, dass er das Prosaschreiben aufgegeben hat und sich nur noch Drehbüchern widmet, auch wenn „The Informers“ (siehe Top 10 Filme 2011) ein bemerkenswerter Erstling war.

07.  Daniel Depp – Stadt der Verlierer
Eine der vielen wahren Geschichten über Los Angeles und die dort angesiedelte Filmindustrie. Dieses Mal aus den Augen eines ehemaligen Stuntmans, der wegen des Alters als Privatdetektiv unterwegs ist.
Depp schreibt unterhaltsam, baut viele spannende Nebenhandlungen auf, die am Ende zum großen Teil offen bleiben. Wie man hört, arbeitet er an einer Trilogie. Das zweite Buch „Nächte in Babylon““ ist mittlerweile auch in Deutschland erschienen.

08.  Hank Moody – God Hates Us All
Hank Moody ist ein Gott. Doch wie es zu erwarten war, hat der Roman nicht das Niveau, das die Serie „Californication“ verspricht, halten können. Das Buch liest sich wie ein modernerer Beat – Roman; für alle eingefleischten Fans der Serie bietet die Geschichte einen interessanten Blick auf die Figur Hank  Moody, und wie die frühen Jahre ausgesehen haben könnten.

09.  Ferdinand von Schirach – Der Fall Collini
Nach den hochgelobten Erzählbänden „Verbrechen“ und „Schuld“ hat Schirach für seinen ersten Roman ordentlich Dräsche einstecken müssen. Wer behauptet, dass die Geschichte eine aufgeblähte Erzählung sei, mag damit vielleicht Recht haben. Wer aber sagt, dass sie auch viel schlechter geschrieben wäre als das, was man bisher von ihm kenne, liegt falsch. Schirach bleibt seinem Stil treu und bekommt für ein viertes Buch hoffentlich die Presse, die er verdient.

10.  Jürgen von der Lippe/Monica Cleeves – Verkehrte Welt
Kurzgeschichten, die alle eine Länge von höchstens drei Seiten haben. Sie sollen besonders dadurch herausstechen, dass es am Ende einen Rundumschlag gibt. Auch wenn dieses Vorhaben nicht immer funktioniert, so ist dieser Band zumindest eine Ansammlung von Kreativität und tollen Ideen. Reichhaltig und überraschend, auf jeder Seite.

Runners  Up: Benjamin von Stuckrad-Barre – Soloalbum;
Jonathan Ames – The Double Life Is Twice as Good

[Die Liste enthält eine Auswahl der Bücher, die ich im Jahr 2011 gelesen habe.]

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