Jochen Rathmann's Bücher

Donnerstag, 8. Mai 2014

[JR Filmkritik 2014] Grand Piano


Grand Piano
7/10

Man stelle sich einmal vor, da gäbe es eine Version von „Nicht auflegen“, in der man nicht nur einfach nichtsnutzig in einer Telefonzelle herumstehen muss und die anderen die Arbeit erledigen lässt, sondern ein gefeierter Starpianist in einem ausverkauften Konzertsaal an einem Piano sitzt und vor sich die Notenblätter eines überaus anspruchsvollen Stückes hat und sich nicht verspielen darf, da man sonst seine Frau und ihn selbst erschießen wird.

Zugegeben, die Handlung von Eugenio Mira's musikalischem Thriller klingt wie etwas, was man sich auf einer Party nach fünf Sixpack Bier gegen halb drei einfallen lässt. Allerdings ist es vermutlich auch seiner Fähigkeit als Komponist zu verdanken, dass „Grand Piano“ mehr als nur ein flotter Film mit guter Musik ist.

Ihm gelingt es, die Musik zu einem Hauptdarsteller zu machen. Auch wenn sich hier und da immer mal wieder inszenatorische Fehler einschleichen, sind die Szenen, in denen Elijah Wood am Piano sitzt und wörtlich um sein Leben spielt, von einer beeindruckenden Intensität und Perfektion. Es soll der Eindruck entstehen, dass die Handlung des Films quasi in Echtzeit passiert, wobei natürlich die Erzählzeit und die erzählende Zeit nicht wirklich zueinanderfinden wollen. Doch trotz der seriösen Konzertatmosphäre und der hohen Präsenz der Musik dürfte der Film auch denjenigen gefallen, die mit klassischer Musik nicht viel anfangen können. Mira gelingt es, alles in äußerst kurzweilige 78 Minuten zu packen. Warum man allerdings einen Abspann mit einer Länge von 12 Minuten gebraucht hat, bleibt wohl ein Geheimnis der Verantwortlichen.

John Cusack ist das erste Mal nach 30 Minuten zu hören und auch nur am Ende in wenigen Szenen zu sehen. Dennoch harmoniert seine stimmliche Arbeit mit dem nervösen Spiel von Elijah Wood. Über ein Headset stehen sie während des gesamten Konzerts in Kontakt.

Ob Cusack's Charakter nun lediglich besessen von perfekten Konzertaufführungen ist oder doch eine ganz andere Motivation hat, löst Mira am Ende gelungen auf. Sicherlich werden viele mit dieser Idee unzufrieden sein, doch sollte man „Grand Piano“ nicht auf diese Schlusssequenz reduzieren. Dafür ist die Präsentation der Musik einfach zu stark.

Grand Piano“ ist seit dem 8. Mai 2014 auf DVD und Blu-Ray erhältlich.

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