Grand Piano
7/10
Man stelle sich einmal vor, da gäbe es
eine Version von „Nicht auflegen“, in der man nicht nur einfach
nichtsnutzig in einer Telefonzelle herumstehen muss und die anderen
die Arbeit erledigen lässt, sondern ein gefeierter Starpianist in
einem ausverkauften Konzertsaal an einem Piano sitzt und vor sich die
Notenblätter eines überaus anspruchsvollen Stückes hat und sich
nicht verspielen darf, da man sonst seine Frau und ihn selbst
erschießen wird.
Zugegeben, die Handlung von Eugenio
Mira's musikalischem Thriller klingt wie etwas, was man sich auf
einer Party nach fünf Sixpack Bier gegen halb drei einfallen lässt.
Allerdings ist es vermutlich auch seiner Fähigkeit als Komponist zu
verdanken, dass „Grand Piano“ mehr als nur ein flotter Film mit
guter Musik ist.
Ihm gelingt es, die Musik zu einem
Hauptdarsteller zu machen. Auch wenn sich hier und da immer mal
wieder inszenatorische Fehler einschleichen, sind die Szenen, in
denen Elijah Wood am Piano sitzt und wörtlich um sein Leben spielt,
von einer beeindruckenden Intensität und Perfektion. Es soll der
Eindruck entstehen, dass die Handlung des Films quasi in Echtzeit
passiert, wobei natürlich die Erzählzeit und die erzählende Zeit
nicht wirklich zueinanderfinden wollen. Doch trotz der seriösen
Konzertatmosphäre und der hohen Präsenz der Musik dürfte der Film
auch denjenigen gefallen, die mit klassischer Musik nicht viel
anfangen können. Mira gelingt es, alles in äußerst kurzweilige 78
Minuten zu packen. Warum man allerdings einen Abspann mit einer Länge
von 12 Minuten gebraucht hat, bleibt wohl ein Geheimnis der
Verantwortlichen.
John Cusack ist das erste Mal nach 30
Minuten zu hören und auch nur am Ende in wenigen Szenen zu sehen.
Dennoch harmoniert seine stimmliche Arbeit mit dem nervösen Spiel
von Elijah Wood. Über ein Headset stehen sie während des gesamten
Konzerts in Kontakt.
Ob Cusack's Charakter nun lediglich
besessen von perfekten Konzertaufführungen ist oder doch eine ganz
andere Motivation hat, löst Mira am Ende gelungen auf. Sicherlich
werden viele mit dieser Idee unzufrieden sein, doch sollte man „Grand
Piano“ nicht auf diese Schlusssequenz reduzieren. Dafür ist die
Präsentation der Musik einfach zu stark.
„Grand Piano“ ist seit dem 8.
Mai 2014 auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
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