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Montag, 5. Mai 2014

[JR Filmkritik 2014] Fruitvale Station


Fruitvale Station 
10/10

Sieht man einen Film und weiß schon im Vorfeld, dass die Person im Mittelpunkt des Geschehens am Ende nicht mehr Leben wird, neigt man als Zuschauer dazu, jede Tat, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Sind wir ehrlich, die meisten Regisseure provozieren dies auch gerne, indem sie ihren Figuren in den letzten Stunden auch besondere Worte in den Mund legen. "Fruitvale Station" ist gerade deswegen so verstörend, weil Ryan Coogler auf jegliche Mittel verzichtet.

Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt Coogler die Geschichte von Oscar Grant, einem jungen Schwarzen, dessen Leben in den Morgenstunden des Neujahrstags 2009 ein unerwartetes Ende nimmt. Dabei wird in keiner Sekunde ein Held porträtiert. Coogler zeigt den Menschen, wie er ist. Ein einfacher Kerl mit einem guten Herzen, aber einigen Problemen in seinem persönlichen Umfeld.

Wir folgen ihm durch die Stunden seines letzten Tages. Der Geburtstag seiner Mutter, Einkäufe, das Aussuchen einer Glückwunschkarte, der klägliche Versuch, seinen Job im Supermarkt zurückzubekommen, Gedanken an das Jahr zuvor, als seine Mutter ihn im Gefängnis besuchte. Es sind nüchterne Augenblicke, mit einem klaren Blick auf die Welt, einer Art Perspektivlosigkeit. Probleme, mit denen er sich Tag ein Tag aus konfrontiert sah.

Und obwohl man das Ende erwartet, kommt es doch unerwarteter als man denkt. Ryan Coogler gelingt es auch an dieser Stelle des Films wieder, die Realität vor billige Effekthascherei zu stellen. Bestimmte Dinge kann man einfach nicht kommen sehen. Umso größer ist dann die Wut darüber, mit welcher Dummheit unkontrolliert von Seiten der Polizei gehandelt wurde und letztendlich die Entscheidung über ein Leben in einer einzigen Hand liegt. Gemessen an der Strafe für den Polizisten im Mittelpunkt der Kontroverse und seine Kollegen, die diese unübersichtliche Situation provoziert haben, bleibt am Ende nur Ratlosigkeit, und einer der besten Filme des Jahrs 2014.

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