Jochen Rathmann's Bücher

Dienstag, 27. Mai 2014

[JR Filmkritik 2014] Enemy


Enemy
7/10

Der Geschichtsprofessor Adam führt ein ruhiges und eher ernüchterndes Leben. Dies ändert sich allerdings von der einen Sekunde auf die andere, als er sich auf Empfehlung eines Kollegen hin einen Film ansieht und sich selbst auf dem Bildschirm entdeckt. Im Abspann findet er heraus, dass sein "Doppelgänger" ein Mann namens Anthony ist. Da dieser seinen Weg erst noch auf die Liste der A-Prominenz finden muss, fällt es Adam nicht schwer, Kontakt aufzunehmen.

Was folgt ist ein Film, bei dem man sich nie ganz sicher sein kann, welche Wege er geht. Regisseur Denis Villeneuve hat vermutlich seinen Spaß damit, dem Zuschauer nur einzelne Brotkrumen zuzuwerfen und ihnen eine Aufklärung schuldig bleibt. Im Mittelpunkt steht die Spinnen-Metapher. Eine Legende besagt, dass die Schauspieler in ihren Verträgen versichern mussten, nicht über die Bedeutung der Tiere im Film zu sprechen. Wie sinnvoll man das halten mag, muss jeder für sich entscheiden. Hat Villeneuve vielleicht einfach Bilder kreiert, die keinerlei Bedeutung haben? Unwahrscheinlich, aber möglich. Doch eines ist klar: Der selbst erschaffene Mythos tut dem Film gut.

Eine ungemütliche Inszenierung macht die Leiden des Hauptakteurs spürbar. Jake Gyllenhaal gelingt es, beiden Figuren eine eigene Farbe zu geben. Trotz fehlender sichtbarer Unterschiede erkennt der Zuschauer sofort, welche der beiden Figuren in der Szene ist.

Nach einigen Minuten erkennt man, dass es sich bei der Welt in "Enemy" um keine gewöhnliche Gesellschaft handelt. Hier und da gibt es Anormalitäten, die mehr Fragen aufwerfen als Antworten zu geben. Vermutlich muss man den Film öfters als einmal sehen, um Villeneuves Vision annähernd vollständig zu verstehen. Doch lohnt es sich auch, im Internet nach den unterschiedlichsten Theorien zu suchen. Einigen stimmt man zu, andere lehnt man ab. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Doch bei einer Sache kann man sich sicher sein. Bei der Schlussszene dürfte es selbst dem größten Spinnenfreund zuviel werden. 

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