Jochen Rathmann's Bücher

Freitag, 23. September 2011

Filmkritik: Attack the Block


Attack the Block
4/5

Meistens sind es die Genies und genialen Köpfe, die sich mit neuen Werken zurückhalten und nur alle paar Jahre werfen. Einer dieser Fälle ist Edgar Wright, der in den letzten Jahre gerade einmal drei Film unter seiner Regie auf die Leinwand gebracht hat und ansonsten hauptsächlich an anderen Produktion mitarbeitet.
Gott sei dank, könnte man sagen, denkt man an seine Verdienste „Attack the Block“ einem breiten Publikum nahe zu bringen. Als Produzent fungiert er im Regiedebüt von Joe Cornish – zusammen haben sie gerade erst das Drehbuch zu Spielbergs Tim und Struppi geschrieben – und sorgt dafür, dass der Film auf den Leinwänden weltweit zu sehen sein wird. Es wäre wahrlich ein Verlust gewesen, hätte der Film es nicht über einige Festivalvorführungen hinaus geschafft.
Jetzt läuft er also in den Kinos dieses Landes und jeder interessierte kann eintauchen, in die Welt von Moses und seiner Gang, und all den Kuriositäten einer ganz besonderen Nacht.
Es sind mittelgroße Monster mit schwarzem Fell, die in dieser Nacht – die Nacht der Blockparty – im Süden Londons landen. Zwischen den Kindern, die mit ihren Wunderkerzen durch die Straßen laufen und dem Feuerwerk, dass den ganzen Film über anzuhalten scheint, landen diese Wesen aus dem Weltall auf der Erde. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Werwölfe, wären da nicht die blauleuchtenden Zähne und Augen, die stark an die Aliens aus dem Klassiker von Ridley Scott erinnern.
Moses und seine Gang kämpfen von nun an ums Überleben. Es ist ihr Viertel, ihre Regeln. Wer sich nicht an seine Regeln hält muss büßen.
Zu der Gruppe gesellt sich Sam – eine große Entdeckung des Films: Schauspielerin Jodie Whittaker – die noch wenige Stunden zuvor Opfer der Gruppe war. Es wirkt äußerst unrealistisch, dass die noch traumatisierte Frau sich innerhalb weniger Stunden mit ihren Peinigern arrangiert.
In Nebenrollen tauchen Nick Frost (Edgar Wright sei dank) und Luke Treadaway (vielversprechender Neuling) auf, die sich vor allem in der Wohnung eines Marihuanazüchters aufhalten und genügend geraucht haben, um die ein oder andere treffsichere Pointe zu landen.
Sowieso handelt es sich bei „Attack the Block“ um keinen klassischen Horrorfilm. Es ist eben typisch britisch, dass sich zu den Horrorelementen im Wechsel Anzeichen von schwarzem Humor bemerkbar machen. Zum Beispiel die Szene, in der die Gang – ganz harte Burschen – in ihren jeweiligen Wohnungen Waffen nachrüsten und von ihren Eltern und Großeltern ermahnt werden, nur nicht zu spät nach Hause zu kommen. Hier wird mit dem Vorschlaghammer die Illusion eines „Bad Boys“ zerschmettert.
Oder wir lernen, dass die Flucht auf Motorrollern bei weitem gefährlicher aber auch unterhaltsamer ist als mit dem Fahrrad zu flüchten.
Dass dieser Film kein Vermögen gekostet hat, kann man nur erahnen. Das Budget, dass ihnen aber zur Verfügung stand, haben sie optimal eingesetzt. Allzu viele haben sich vorab über das Aussehen der Aliens beschwert, eine Sache, der ich überhaupt nicht zustimmen kann. Sie heben sich etwas von dem Einheitsbrei ab, den man in vielen Genrefilmen geboten bekommt. Die Absicht war etwas Eigenes zu schaffen, und dass ist mehr als gelungen.
Ein weiteres optisches Highlight sind die Szenen zu beginn, in denen die Gruppe die Stellen der Abstürze aufsucht. Es wurde viel mit Nebel gearbeitet, blaue und gelbe Neonlichter und die Silhouetten der Gang, die sich am Horizont des nächtlichen Londons abzeichnen. Und damit sind nur einige der handwerklich tollgemachten Szenen erwähnt.
„Attack the Block“ ist ein kleiner Film, der die meisten wohl erst im Heimkino erreichen wird. Und spätestens dann wird er sein Potenzial als „Kult – Streifen“ voll und ganz ausschöpfen können.

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