Jochen Rathmann's Bücher

Mittwoch, 9. Januar 2013

Meine Top 10 - Bücher 2012


Top 10 Bücher 2012

Doch vorab eine der besten Kurzgeschichten überhaupt:

David Benioff – Barfuß im Klee (aus „Alles auf Anfang“)
Die Geschichte wird in zwei Teilen erzählt. Zunächst lernen wir den Protagonisten als jungen Mann kennen, der den Schulalltag hinter sich lässt und das Mädchen seiner Träume findet, allerdings sofort wieder aus den Augen verliert. Im zweiten Teil, viele Jahre sind vergangen, versucht er sie wiederzufinden.
Was Benioff auf wenigen Seiten gelingt, schaffen andere nicht auf 500. Und am Ende erwischt es den Leser mit einer Wucht, und das muss man erst einmal verdauen.

Doch jetzt zu den Romanen und Kurzgeschichtensammlungen...

01 Stewart O’Nan – Letzte Nacht
Eine Wucht von einem Roman. Das Schicksal weniger Menschen am letzten Öffnungstag eines typischen amerikanische Red Lobster-Restaurants. Und dann auch noch wenige Tage vor Weihnachten. Viele unausgesprochene Dinge stehen im Raum, und man würde gerne noch so viele Probleme aus dem Weg räumen, doch die Zeit läuft schneller ab, als es manch einer wahrhaben mag.


02 Stephen King – Der Anschlag (+Wind)
An den Dunklen Turm-Zyklus habe ich mich bisher noch nicht herangewagt, doch sowohl Autor und Verlag haben versichert, dass das achte Buch der Reihe, „Wind“, auch problemlos für denjenigen zu lesen sei, der keinerlei Vorkenntnisse besitzt. Sie sollten recht behalten, ein guter Roman voller Geschichten. Doch das einzig wahre Meisterwerk aus der Feder von King, das 2012 erschienen ist, ist seine halbgeschichtliche Aufarbeitung des Attentates auf Präsident John F. Kennedy.
Es macht einerseits Spaß, die amerikanische Politik und Gesellschaft der damaligen Zeit durch die Augen von King zu betrachten, doch der Roman hat nur einen einzig wahren Höhepunkt: Sadie Dunhill. An dieser Figur kommt man einfach nicht vorbei.

03 James Franco – Palo Alto
Das Buch ist eine Zusammenstellung aus Kurzgeschichten, die er einerseits als Hausaufgaben an den 30 Universitäten geschrieben hat, die er alle zur gleichen Zeit besucht, sowie eigens für das Buch geschriebene Texte. Hier und da erkennt man leichte Anfängerfehler oder meint, die Aufgabenstellung des Dozenten herauszuhören, doch birgt Franco ein Talent in sich, dass auch in Zukunft erstklassige Arbeit auf dem literarischen Wege verspricht.


04 Suzanne Collins – The Hunger Games
Jugendliteratur hin oder her, endlich mal wieder ein Buch, das dem weltweiten Hype mehr als gerecht wird. Schnell vergessen machen soll Katniss Everdeen das Twilight-Missgeschick. Die Bücher verkaufen sich weltweit an Leser jeder Altersklasse. So und nicht anders funktioniert Literatur, wenn man es richtig macht.


05 Christian Kracht – Imperium
Ein toller Abenteuerroman. Bei einer Lesung durfte ich selbst erleben, wie ratlos Kracht wirkt, spricht man ihn auf die Kontroversen, die die Veröffentlichung des Buches mit sich brachte, an. Und tatsächlich findet man im Buch nicht eine.

06 Roger Willemsen – Momentum
Roger Willemsen macht genau dort weiter, wo er mit “Der Knacks” aufgehört hat. Große Momente in kleine Geschichten verpackt, die man sich nach und nach anlesen darf.

07 Christoph Schlingensief – So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein
Am liebsten möchte man schreien, liest man die Passagen des Buches, in denen es noch Hoffnung gab. Die Aufzeichnungen des mittlerweile verstorbenen Christoph Schlingensiefs sind ein intimes Portrait eines Ausnahmekünstlers und gibt Einblick in seine Gedankenwelt, in der er zwischen Medikamenten, klassischer Musik, Krankenhausaufenthalten und Theaterinszenierungen hin und her springt. Ein ehrliches und trauriges Buch.


08 Miranda July – Zehn Wahrheiten
Wenig überraschend ist es, dass die Kurzgeschichten der Künstlerin Miranda July genauso stark sind wie ihre bisherigen zwei Filme. Sie hat einen interessanten Erzählton, vieles wirkt beinah schon autobiografisch. Kleine Anekdoten von nicht ganz einfachen Charakteren in einer Welt, die sie selbst am wenigsten zu verstehen scheinen.

09 Ferdinand von Schirach – Verbrechen / Carl Tohrbergs Weihnachten
Alle Geschichten dieser Sammlung sowohl als Hörbuch im Auto gehört aber auch inszeniert auf der Theaterbühne gesehen. Und doch ist es das geschriebene Wort, dass einen wie eine Wucht trifft. Auch nach mehrmaligem Konsum lässt die Kraft der Worte von Schirachs in keinster Weise nach. Sehr zu empfehlen ist auch der kleine Band „Carl Tohrbergs Weihnachten“, der zwar zur Adventszeit erschienen ist, doch (leider) nicht nur aus Weihnachtsgeschichten besteht.


10 J.K. Rowling – Ein plötzlicher Todesfall
Zu Beginn übertreibt es Rowling etwas mit all dem Sex und den benutzten Kondomen im Vorgarten. Wir haben es alle verstanden, wir sind nicht mehr in Hogwarts. Doch nach und nach, wenn auch wirklich jeder Dorfbewohner bis ins kleinste Detail beschrieben ist, nimmt die Geschichte an Fahrt auf und wird erst dann richtig gut, wenn die erste verhängnisvolle Nachricht ihren Platz auf der Homepage der Gemeinde findet. Ab dieser Stelle liest man dann einen tollen Roman mit einem wirklich erschütternden Ende.

Lobende Erwähnung:  
Linwood Barclay – Bad Move
Der erste Roman des derzeit besten Thrillerautoren. Noch lange bevor er weltweit Ruhm mit seinen ernsteren Themen machte, erschuf der Kanadier Linwood Barclay seinen Alter Ego namens Zach Walker, der beruflich Science Fiction-Romane schreibt und mit seiner Familie in die Vorstadt gezogen ist, da er die Stadt für zu gefährlich hielt. Schnell wird er eines besseren belehrt und muss seine Familie, und vor allem sich selbst, davor schützen, was die Idylle erst nach einiger Zeit preisgibt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen