Jochen Rathmann's Bücher

Montag, 2. Juli 2012

HBO's The Newsroom - Warum die Serie vom deutschen Publikum übersehen werden könnte



Ich denke, jeder der sich etwas genauer mit dem Geschehen im Bereich Film und Fernsehen beschäftigt, wird ohne weitere Umschweife zustimmen, dass Aaron Sorkin ein schreibender Halbgott ist.

Umso erfreulicher ist es dann zu hören, dass der beste Sender der Welt: HBO*, Sorkin eine weitere Serie zutraut, nachdem er mit „The West Wing“, ganzen 7 Staffeln und über 150 Episoden so etwas wie den Senderrekord in Quantität gebrochen hat.

Und schaut man sich die Liste des Casts an, dürfte jedes Zuschauerherz etwas schneller schlagen. Die junge und überaus talentierte Allison Pill, Nachwuchsstar Olivia Munn, der wichtigste filmische Import Großbritanniens der letzten Jahrzehnte: Emily Mortimer; und Altmeister Jeff Daniels.

Wie bei jeder guten HBO – Show entstand im Vorfeld genügend Hype, um locker zehn Serien eines gewöhnlichen Networks zu promoten. Und dass die Show in den USA auf längere Zeit ein Erfolg werden müsste, ist auch keine große Überraschung.

Interessanter ist da schon der Blick auf uns, das deutsche Publikum. Wir, die wir quasi kaum die Chance haben, die hochwertig produzierten Projekte der Pay-TV Sender zu sehen, bekommen die Chance, über Sky die aktuelle Folge unmittelbar nach der Ausstrahlung in den USA am traditionellen HBO-Sonntag zu sehen.

So fair muss man aber auch sein, dass der Absatzmarkt für Serien wie „Game of Thrones“ oder „True Blood“ auch hier etwas besser geworden ist. Allerdings dürften die wenigsten die von vielen zur besten Serie aller Zeiten betitelten „The Wire“ auf DVD entdeckt haben. Und eine Veröffentlichung aller Staffeln liegt auch noch in weiter Zukunft.

„The Newsroom“ wird zeitgleich zur amerikanischen Ausstrahlung in Deutschland über Sky im Originalton zu sehen sein, im Herbst soll dann eine deutsche Synchronisation folgen. Spätestens 2013 könnte man dann mit einem Platz im Free-TV rechnen. Doch wie wahrscheinlich ist der Erfolg bei einem deutschen Publikum?

Aaron Sorkin ist bekannt dafür, Themen auszuwählen, die sehr amerikanisch sind und deswegen häufig am deutschen Publikum vorbeirasseln. Eine Kultur, wie sie in seiner ersten Serie „Sports Night“ geschildert wird, ist in Deutschland gänzlich unbekannt. „Studio 60 on the Sunset Strip“, wurde zwar nach einer Staffel abgesetzt, hätte dennoch nie den Weg zu uns gefunden. Sendungen im Stil von „Saturday Night Live“ finden selbst in der grandiosen Show „30 Rock“ keinen Anklang. Der Film „Moneyball“, großartig besetzt und viele Nominierungen während der letzten Award – Season, ist in den deutschen Kinos kaum aufgefallen. Selbst Brad Pitt kann den Baseball nicht attraktiver machen.

Die Befürchtung steht im Raum, dass auch „The Newsroom“ (die Qualität außen vorgelassen) hinter diesen Projekten untergehen könnte. Geschildert wird das Treiben in einer Nachrichtenredaktion. Das amerikanische Fernsehsystem ist anders aufgebaut als das deutsche, es gibt viel mehr regionale Nachrichten und „Provinzgrößen“. Die Lieblingsnachrichtensendung gehört für den Amerikaner genauso auf die tägliche To See-Liste wie die allabendliche Late Night – Show. Würden wir uns etwa die Serie eines fiktiven Nachrichtensprechers ansehen, die auf dem „wilden Leben“ von Claus Kleber oder Tom Buhrow basiert?

Von zehn Jahren hätte man keine Sekunde daran gedacht, eine Serie wie „The Newsroom“ nach Deutschland zu bringen. Doch die jüngsten Entwicklungen auf dem Gebiet der TV-Serie machen ungeahntes möglich. In diesem Moment, (als ich den Text geschrieben habe) befinden sich drei Staffeln von HBO – Serien in den amazon Top 20. Auf dem 14. Platz kann man sogar die vierte Staffel Mad Men entdecken (von der direkten Konkurrenz AMC).

Alles in allem ist man auf einem guten Weg. Und vielleicht bräuchte es noch zwei, drei Jahre, bis „The Newsroom“ eine breite Fangemeinde in Deutschland findet. Oder vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt.


*Die Absetzung der Serie „Bored to Death“ werde ich dennoch nie verzeihen können.

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