Ich denke, jeder der sich etwas genauer mit dem Geschehen im
Bereich Film und Fernsehen beschäftigt, wird ohne weitere Umschweife zustimmen,
dass Aaron Sorkin ein schreibender Halbgott ist.
Umso erfreulicher ist es dann zu hören, dass der beste
Sender der Welt: HBO*, Sorkin eine weitere Serie zutraut, nachdem er mit „The West
Wing“, ganzen 7 Staffeln und über 150 Episoden so etwas wie den Senderrekord in
Quantität gebrochen hat.
Und schaut man sich die Liste des Casts an, dürfte jedes
Zuschauerherz etwas schneller schlagen. Die junge und überaus talentierte
Allison Pill, Nachwuchsstar Olivia Munn, der wichtigste filmische Import
Großbritanniens der letzten Jahrzehnte: Emily Mortimer; und Altmeister Jeff
Daniels.
Wie bei jeder guten HBO – Show entstand im Vorfeld genügend
Hype, um locker zehn Serien eines gewöhnlichen Networks zu promoten. Und dass
die Show in den USA auf längere Zeit ein Erfolg werden müsste, ist auch keine
große Überraschung.
Interessanter ist da schon der Blick auf uns, das deutsche
Publikum. Wir, die wir quasi kaum die Chance haben, die hochwertig produzierten
Projekte der Pay-TV Sender zu sehen, bekommen die Chance, über Sky die aktuelle
Folge unmittelbar nach der Ausstrahlung in den USA am traditionellen
HBO-Sonntag zu sehen.
So fair muss man aber auch sein, dass der Absatzmarkt für
Serien wie „Game of Thrones“ oder „True Blood“ auch hier etwas besser geworden
ist. Allerdings dürften die wenigsten die von vielen zur besten Serie aller
Zeiten betitelten „The Wire“ auf DVD entdeckt haben. Und eine Veröffentlichung
aller Staffeln liegt auch noch in weiter Zukunft.
„The Newsroom“ wird zeitgleich zur amerikanischen
Ausstrahlung in Deutschland über Sky im Originalton zu sehen sein, im Herbst
soll dann eine deutsche Synchronisation folgen. Spätestens 2013 könnte man dann
mit einem Platz im Free-TV rechnen. Doch wie wahrscheinlich ist der Erfolg bei
einem deutschen Publikum?
Aaron Sorkin ist bekannt dafür, Themen auszuwählen, die sehr
amerikanisch sind und deswegen häufig am deutschen Publikum vorbeirasseln. Eine
Kultur, wie sie in seiner ersten Serie „Sports Night“ geschildert wird, ist in
Deutschland gänzlich unbekannt. „Studio 60 on the Sunset Strip“, wurde zwar
nach einer Staffel abgesetzt, hätte dennoch nie den Weg zu uns gefunden. Sendungen
im Stil von „Saturday Night Live“ finden selbst in der grandiosen Show „30
Rock“ keinen Anklang. Der Film „Moneyball“, großartig besetzt und viele
Nominierungen während der letzten Award – Season, ist in den deutschen Kinos
kaum aufgefallen. Selbst Brad Pitt kann den Baseball nicht attraktiver machen.
Die Befürchtung steht im Raum, dass auch „The Newsroom“ (die
Qualität außen vorgelassen) hinter diesen Projekten untergehen könnte.
Geschildert wird das Treiben in einer Nachrichtenredaktion. Das amerikanische
Fernsehsystem ist anders aufgebaut als das deutsche, es gibt viel mehr
regionale Nachrichten und „Provinzgrößen“. Die Lieblingsnachrichtensendung
gehört für den Amerikaner genauso auf die tägliche To See-Liste wie die
allabendliche Late Night – Show. Würden wir uns etwa die Serie eines fiktiven
Nachrichtensprechers ansehen, die auf dem „wilden Leben“ von Claus Kleber oder
Tom Buhrow basiert?
Von zehn Jahren hätte man keine Sekunde daran gedacht, eine
Serie wie „The Newsroom“ nach Deutschland zu bringen. Doch die jüngsten
Entwicklungen auf dem Gebiet der TV-Serie machen ungeahntes möglich. In diesem
Moment, (als ich den Text geschrieben habe) befinden sich drei Staffeln von HBO
– Serien in den amazon Top 20. Auf dem 14. Platz kann man sogar die vierte Staffel
Mad Men entdecken (von der direkten Konkurrenz AMC).
Alles in allem ist man auf einem guten Weg. Und vielleicht
bräuchte es noch zwei, drei Jahre, bis „The Newsroom“ eine breite Fangemeinde
in Deutschland findet. Oder vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt.
*Die Absetzung der Serie „Bored to Death“ werde ich dennoch
nie verzeihen können.
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