9/10
Scott Cooper dürfte über kurz oder
lang einer jener starken Regisseure werden, der für seine Arbeit nie
die Anerkennung bekommen wird, die er verdient. Nach dem
beeindruckenden Countrymusik-Roadmovie „Crazy Heart“, mit dem er
immerhin Jeff Bridges einen Oscar bescherte, entführt uns Cooper in
dem unzutreffend im Deutschen betitelten „Auge um Auge“ erneut in
eine Welt, die nur selten durch Schönheit auffällt.
In „Out of the Furnace“ geht er
sogar noch ein Stück weiter und präsentiert uns Figuren, deren
einzige Motivation ein wildes Potpourri aus Rache, Hass, Gier und
fehlender Menschlichkeit zu sein scheint. Hauptfigur Russell Baze
(Christian Bale) ist ein aufrichtiger Mann, der mit allen Mitteln
versucht, ein anständiges Leben zu führen, in einem Milieu, in dem
das Gegenteil normal ist. Nach einem persönlichen Unglück, welches
sein ganzes Leben auf den Kopf stellt, und Schwierigkeiten, in die
sein Bruder (Casey Affleck) hineingerät, gibt er den Versuch auf,
ein Gutmensch zu sein und lässt sich von jenen Motiven wie Rache und
Hass treiben.
Was den Film reizvoll macht, ist die
wahre Achterbahnfahrt der Emotionen, die nicht nur die Akteure
erleben. Cooper spielt geschickt mit den Blickwinkeln. Mal gibt er
uns den Vorzug im Informationsfluss und lässt die Darsteller
unwissend, dann befinden wir uns wieder auf gleicher Augenhöhe und
können selbst nur rätseln, was in den kommenden Minuten passieren
wird.
„Out of the Furnace“ ist in weiten
Teilen intensiver als sein Vorgänger „Crazy Heart“. Cooper
gelingt es, aus einem fabelhaften Cast das Maximum an Kraft
herauszuholen und versucht in keiner Sekunde, irgendetwas zu
beschönigen. Für sein nächstes Projekt konnte er Johnny Depp
gewinnen. Man würde es ihm wünschen, dass dann auch seiner Person
etwas mehr aufmerksam geschenkt wird.
"Auge um Auge" läuft seit dem 03. April 2014 im Kino.
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