Jochen Rathmann's Bücher

Montag, 17. März 2014

[JR Filmkritik 2014] The Canyons


The Canyons
6/10


Natürlich könnte man es sich bei Bret Easton Ellis einfach machen und sagen: Die einen mögen ihn, die anderen eben nicht. Wer allerdings mit solch einer Haltung durchs Leben geht, wird vermutlich sowieso nur wenig Freude in der Welt von Ellis finden. Wer diese Hürde gemeistert hat und genauso sehnsüchtigst auf einen neuen Roman wartet, dürfte zumindest kurzfristig mit dem Film „The Canyons“ besänftigt werden.

Ellis, der nach eigener Aussage immer irgendwie gerade ein Romanmanuskript „in progress“ auf dem Schreibtisch liegen haben soll, dreht nun schon seit einigen Jahren verstärkt Runden über dem Filmgeschäft und scheint in Paul Schrader einen Regisseur gefunden zu haben, der ihn in seinen Ambitionen unterstützt. Gemeinsam haben sie über das Crowdfunding-Portal Kickstarter genügend Unterstützung gefunden, Ellis' Drehbuch „The Canyons“ zu verfilmen. Schlagzeilen bekamen sie spätestens dann, als bekannt wurde, dass man für die Besetzung neben Pornodarsteller James Deen auch noch Lindsay Lohan überzeugen konnte.

Der Film selbst ist dann eine einzige Überspitzung von finsteren Hollywood-Klischees. Die fadenscheinige Freundschaft/Beziehung von Schauspielern und Produzenten, die sich gegenseitig für Filme besetzten und dann urplötzlich doch wieder absagen müssen. Ein Filmset gibt es in „The Canyons“ nicht zu sehen, doch handelt es sich vermutlich um Produktionen, die man eher noch unter dem B-Movie einordnen dürfte.

Gleiches gilt zu einem großen Teil für „The Canyons“ selbst. Oft mangelt es an der schauspielerischen Leistung. Natürlich ist hier Lindsay Lohan am stärksten, was sie natürlich ihrer langjährigen Erfahrung vor der Kamera zu verdanken hat. James Deen hat ganz wenige Augenblicke, in denen er überzeugen kann, doch sobald man von ihm verlangt, gleichzeitig zu gehen und zu sprechen, scheitert er an seinen kaum vorhandenen Fähigkeiten.

Loben muss man Paul Schrader dafür, dass er dem Film einen ganz eigenen, natürlich Look gibt. Umrahmt wird das ganze von statischen Einstellungen, in denen alte, zerfallene Kinosäle und Gebäude aus der Gegend gezeigt werden. Doch geht es um die Inszenierung der einzelnen Szenen, begibt sich Schrader zurück auf das Niveau eines Filmhochschulstudenten im Vorsemester. Die Locations sind teilweise massiv übergestaltet. Licht und Helligkeit sind entweder zu stark oder überhaupt nicht vorhanden. Teilweise bekommt man schon vom Zusehen Kopfschmerzen, wenn sich die Sonne in einem riesigen Glastisch reflektiert und man das Gefühl hat, auf dem Bildschirm nur noch grobe Umrisse wahrzunehmen. Verspieltheit trifft auf Unfähigkeit.

Bret Easton Ellis hat genau das Drehbuch geschrieben, das man von ihm erwartet hat. Es greift klassische Motive seiner literarischen Arbeiten auf und bringt dennoch etwas Neues zur Party. Zwischen Regisseur und Autor gibt es den Konflikt, wer nun der eigentliche Herr des Filmes ist. Ellis behauptet strikt, dass es ein Schrader-Film wäre. Der wiederum behauptet, dass es ganz klar ein Bret Easton Ellis-Film wäre. Paul Schrader lag in Bezug auf „The Canyons“ oft daneben, doch mit dieser Aussage sollte er zur Abwechslung mal Recht behalten.

The Canyons“ ist ab dem 17. März 2014 auf DVD und Blu-Ray erhältlich. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen