Jochen Rathmann's Bücher

Mittwoch, 10. Juli 2013

[JR: At the Movies] World War Z


World War Z
5/10
2013 / Marc Forster / mit Brad Pitt, Mireille Enos, Fana Mokoena, Daniella Kertesz, David Morse,...

„World War Z“ bringt nichts Neues zur Party mit. Vielmehr sind die 116 Minuten ein filmisches Schinkenröllchen. Wir verspüren kein wirkliches Verlangen danach, doch steht eine befüllte Platte auf dem Tisch greift man aus Gewohnheit zu bis schließlich keins mehr da ist, und das war es dann auch schon.

Ich persönliche kenne die Romanvorlage von Max Brooks nicht, bin mir aber durchaus um seinen Kult-Status bewusst. Umso fraglicher ist es da nach dem Film, wie sehr man sich an das Buch gehalten hat. Einen Anreiz, zum Roman zu greifen, bietet der Film auf jeden Fall nicht; auch wenn das nicht seine Aufgabe ist.

Gut, es geht um den Planeten Erde auf dem mal wieder Endzeit-Stimmung herrscht nachdem eine Zombiepandemie ausgebrochen ist. Dieses Mal steht Brad Pitt im Mittelpunkt, der als angesehener UN-Mitarbeiter aus seinem verfrühten Ruhestand zurückberufen wird und die ganze Last dieser Welt auf seinen Schultern trägt. Schließlich kann nur er ganz allein es schaffen, einen Weg zu finden, dieses Unheil zu beseitigen.

Die Story ist an und für sich fade, durchschaubar und mehr als unrealistisch. Die Fernsehproduktion „The Walking Dead“ funktioniert gerade dadurch, dass eine kleine Gruppe von Menschen in einem kleinen Teil EINES Landes ums Überleben kämpft. Die Serie geht demnächst in die vierte Staffel. Hier gelingt es einem einzigen Menschen während SCHLIMMSTEN Zuständen ganz entspannt einmal um die Welt und wieder zurück zu reisen. Dieses Jetsetgehabe wird spätestens bei der Zwischenlandung in Jerusalem zu einer enormen Belastung für das Logikverständnis.

Brad Pitt, der hier auch als Produzent fungiert, soll knapp sechs Jahre mit diesem Projekt beschäftigt gewesen sein. Und da das Filmchen auch unterm Strich nicht ganz so preiswert war, wollte man möglichst viele Zuschauer in die Kinosäle locken, vor allem die Jungen. Deswegen musste Marc Forster es irgendwie schaffen, Zombies zu kreieren, die bedrohlich wirken aber keinen Tropfen Blut verspritzen. Gut, das ist ihm durchaus gelungen. Doch sind wir ehrlich, wollen wie blutarme Zombies im Kino sehen? Schlimm genug, dass Vampire heutzutage coole Teenager sind die Indiemusik hören und Liebesbeziehungen zu Menschen unterhalten, aber eine ernstgemeinte Apokalypse mit zahmen Untoten ist einfach zu viel des Guten. Immerhin, in den USA hat es für das „Gütesiegel“ PG-13 gereicht, in Deutschland nicht ganz (FSK 16).

Doch nicht alles ist schlecht. Auch wenn der Film oft mit gewissen Unzumutbarkeiten aufwartet, ergeben sich immer wieder geschickt inszenierte Momente oder aufregende Bilder, die man in dieser Art und Weise noch nicht gesehen hat. Während der ersten Hälfte hält der Film ein enorm hohes Tempo. Da wären einerseits die spektakulären Szenen aus den Straßen von Philadelphia zu erwähnen. Doch vor allem die Szenen auf dem verregneten Landeplatz bei Nacht in Südkorea sind an dichter Atmosphäre nicht zu übertreffen.

Brad Pitt mag für viele in der Rolle des einzigen Retters befremdlich wirken. Da gibt es schon in vielen günstiger produzierten Heimvideofilmen stärkere Figuren, die das Genre hervorgebracht hat. Doch alles in allem gibt es kaum Szenen, in denen er negativ auffällt. An seiner Darstellung gibt es nicht viel auszusetzen. Dafür versagt der Film an ganz anderen Stellen viel zu oft.



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