Jochen Rathmann's Bücher

Montag, 4. Juni 2012

[Filmkritik] Men in Black 3



In den vergangenen Jahren gab es wohl den ein oder anderen Kinobesucher, der sich nach einem neuen Film von Will Smith gesehnt hat. Sieht man einmal von der Präsens in der Boulevardpresse und dem Auftritt im Abspann von „Karate Kid“ ab, so hat er sich seit dem Schlamassel „Sieben Leben“ rar gemacht. Vielleicht lag es aber auch genau daran. Man muss aber auch daran denken, dass die Produktion seines neusten Filmes, der Rückkehr auf die große Leinwand, von etlichen Problemen begleitet war und es länger als sonst üblich gedauert hat, bis „Men in Black 3“ jagt auf Zuschauer machen konnte.

Ganze 15 Jahre ist es her, als wir das erste Mal geblitzdingst wurden, 10 Jahre, seit sich Agent J und K ein weiteres Mal auf Alienjagd machten. Nach so vielen Jahren einen dritten Teil der Reihe in die Kinos zu bringen ist mehr als mutig gewesen, verfolgt man die Unberechenbarkeit, die der Kinogänger mittlerweile an den Tag legt.

Für das Gelingen des Films spricht die Auswahl von Cast und Crew. Barry Sonnenfeld ließ es sich nicht nehmen, ein weiteres Mal Platz den Regiestuhl zu besetzen. Danny Elfman komponiert den Score und auch die beiden Hauptdarsteller, Will Smith und Tommy Lee Jones, sind wieder mit von der Partie.

Schaut man sich die erste halbe Stunde an, scheint es, als hätten sie die ersten beiden Filme viel zu früh gedreht. Nicht nur dass MIB³ die Zuschauer genau dort abholt, wo wir vor 10 Jahren zurückgelassen wurden; am Look der Sets hat man kaum etwas verändert, aber dennoch die heutigen technischen Möglichkeiten geschickt eingesetzt und problemlos das bewerkstelligen können, was man sich vor 15 Jahren nur gewünscht hätte.

Boris die Bestie ist aus dem eigens für ihm auf dem Mond errichteten LunarMax Gefängnis geflohen und verfolgt nur ein Ziel: In die Vergangenheit zu reisen und den Mann zu töten, der ihm vor Jahrzehnten den Arm weggeschossen und eingebuchtet hat: Agent K. Als ihm dies gelingt, ist Agent J der einzige, der sich an ihn erinnert. Er reist in die Vergangenheit.

Die Zeitreiseszene gehört sicherlich zu einer der kreativsten Dinge, die man in diesem Jahr sehen wird. Von einem typischen New York – Wolkenkratzer springt Agent J mit einem kleinen Apparat in die Tiefe. Er fliegt einmal quer durch die jüngere amerikanische Geschichte und landet schließlich im Jahr 1969. Dort begegnet er unter anderem Agent W, der mit verschiedenen Happenings in seiner „Factory“ versucht, seine Tarnung aufrecht zu erhalten.

Wie auch schon in den anderen Filmen ist die Quote der Berühmtheiten, die als Aliens entlarvt werden, relativ hoch. Achtet man aufmerksam auf die Bildschirme im Hintergrund des MIB – Headquarters entdeckt man neben Lady Gaga, etlichen Spielern der Basketballliga NBA auch Tim Burton, bei dem man es sich eigentlich hätte denken können.

Auch wenn der Film das Thema der Zeitreise nicht gerade neu erfindet, und sich auch den ein oder anderen groben Patzer erlaubt, gibt es einen interessanten neuen Aspekt, der bisher in kaum einem Film aufgetreten war. Ein Sidekick der Agents: Griffin, eine Art Seher, der permanent sämtliche Zeitlinien abrufen kann und unverstohlen in die Zukunft blickt. Hier wird mit dem typischen Gedanken gespielt, dass wenn man in die Vergangenheit reist und bei der Flucht vor einem Dinosaurier auf eine Pflanze tritt, würde es heute keine facebook geben. Und wie wir am Ende des Films lernen, sollte man auch immer darauf achten, Trinkgeld zu geben. Die Menschheit wird es einem danken.

Josh Brolin übernimmt die Rolle des jungen Agent K. Er ist durchaus eine Bereicherung und trifft genau den richtigen Ton der Figur, die anfänglich noch guter Laune ist und sich dafür interessiert, ob man im Jahre 2012 noch den Boogie tanzt. Der Zuschauer wird immer wieder darauf hingewiesen, dass etwas geschehen muss, was den „lebensfrohen“ Agent K von damals zu dem macht, was er heute ist.

Sieht man einmal von den groben Fehlern in Bezug auf den Zeitreisemythos ab, liegt dem Film ein überaus geschicktes und lustiges Drehbuch zugrunde. Es vergehen keine fünf Minuten, ohne dass eine wirklich lustige Pointe abgeschossen wird. Zwar wird Etan Coen als alleiniger Drehbuchautor genannt, eine kurze Recherche im Internet verrät aber, dass sich mehrere – darunter der grandiose David Koepp – am Buch versucht haben, es aber immer wieder zu Komplikationen kam.

Wer eine gesunde Portion Kitsch vertragen kann, wird besonders viel Spaß mit dem Ende haben. Ohne etwas vorwegnehmen zu wollen, haben sie die Kurve bekommen, der gesamten Reihe einen exzellenten Abschluss zu verpassen. Es wird ein ernster Ton angeschlagen, wir lernen mehr über die Charaktere, als man vielleicht hätte erwarten können und die Frage, was Agent K geprägt hat, wird beantwortet.

Im direkten Vergleich mit anderen Filmen, kann hier die 3D – Technik einige Highlights vorweisen. Allen voran Will Smith, der am Ende seiner Zeitreise dem Zuschauer näher als gewöhnlich kommt.

Ergänzt wird der Cast durch Emma Thompson, die als neue Chefin über die Men in Black wacht. In der Vergangenheit wir diese Rolle von Alice Eve übernommen, die beinah mit Agent K angebandelt hätte.

„Men in Black 3“ ist ein guter Film, und noch viel wichtiger, eine gute Fortsetzung. Es kommt nicht häufig vor, dass der dritte Teil einer Reihe noch einmal neue Kraft schöpft. Auch wenn jetzt ein Weg für weitere Filme geebnet ist, sollte man die Men in Black in den wohlverdienten Ruhestand schicken. Gerne auch ohne geblitzdingst zu werden.

8/10

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