Runaway
Girl (Hick)
7/10
2011 /
Derick Martini / mit Chloe Grace Moretz, Eddie Redmayne, Blake Lively, Juliette
Lewis, Alec Baldwin,…
Es müssen spannende Prozesse bei den deutschen Filmverleihen
sein. Wie es kommt, dass ein prominent besetzter Film erst zwei Jahre nach
erscheinen den Weg in die heimischen Videotheken findet und der englische
Titel, der dem Film durchaus einen gewissen Charakter und Wiedererkennungswert
gibt (Wie viele Filme namens „Hick“ gibt es denn noch?), durch einen anderen
englischen Titel ersetzt wird.* Doch aller Beschwerde zum Trotz sollte man
dankbar sein, endlich auch in Deutschland einen genaueren Blick auf „Hick“,
pardon, „Runaway Girl“ werfen zu dürfen.
Erzählt wird die Geschichte der 13-jährigen Luli McMullen.
Sie lebt genau die Kindheit, die man noch nicht einmal seinen schlimmsten
Feinden wünschen würde. Die Eltern scheinen nur selten außerhalb der Bar
stattzufinden, ansonsten schlagen sie sich mit den üblichen Problemen der
Unterschicht herum. Luli ist anders. Sie sucht einen Ausweg. In ihrer Freizeit
zeichnet sie und verarbeitet so die Tragödien ihres noch jungen Lebens. Als sie
im Fernsehen einen Las Vegas-Werbespot sieht, kennt sie ihr Ziel. In die Tasche
packt sie den gerade erst zum Geburtstag bekommenen Revolver und begibt sich
auf die Reise. Was folgt ist ein Roadmovie der ganz anderen Sorte.
Zwischenzeitlich scheint sie ihr Ziel aus den Augen zu
verlieren. Es geht irgendwann nicht mehr nur um die Glitzerstadt. Sie versucht
sich in der Welt zu beweisen und trifft
dort natürlich auf mehr als nur eine skurrile Gestalt. Sehr früh begegnet sie
dem zwielichtigen Jungen Eddie, der von nun an ein stetiger Begleiter wird.
Bei „Hick“ handelt es sich um alles andere als Wohlfühlkino.
Derick Martini gibt sich alle Mühe, diese Welt von ihrer hässlichen und
fragwürdigen Seite zu zeigen. Bis auf die junge Luli fällt es schwer, für
irgendeine Figur Sympathien zu empfinden. Es ist gewollt, dass wir uns auf das
junge Mädchen konzentrieren. Dabei erzählt sie aus dem off oder durchbricht die
vierte Wand. Martini inszeniert frisch, unerwartet und originell. Die Stärke
liegt auch in der handverlesenen Songauswahl des Soundtracks; viel Bob Dylan,
Folk- und Countrymusik.
Enttäuscht könnten sicherlich diejenigen sein, die eine
ständige Anwesenheit der Schauspieler erwarten. Wie es eben zu einem Roadmovie
gehört, tauchen viele Figuren immer nur für kurze Zeit auf. So sehen wir
Juliette Lewis nach den ersten fünfzehn Minuten überhaupt nicht mehr und
begegnen Alec Baldwin erst kurz vor Schluss.
Doch im Endeffekt kommt es nur auf Chloe Grace Moretz an.
Wie in jedem Film zeigt sie auch hier ein weiteres Mal ihr schier unglaubliches
Schauspieltalent. Auch wenn es immer etwas riskant ist, den weiteren
Karriereweg einer gerade einmal 16-järhigen Schauspielerin zu prognostizieren,
erahnt bei ihr schon früh, wo sie in zehn oder zwanzig Jahren stehen wird.
„Hick“ ist ein wichtiger und bedeutender Schritt auf diesem Weg. Dafür lohnt es
sich, dass der Film jetzt auch in Deutschland erscheint – meinetwegen auch als
„Runaway Girl“.
"Runaway Girl" ist seit dem 01.08.2013 als DVD und Blu-Ray im Handel und im Verleih erhältlich.
*Auch hier gilt wieder die goldene Regel: Unbedingt in der
englischen Sprachfassung ansehen. Fantastische Dialekte, die die
schauspielerische Leistung bereichern.
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