Jochen Rathmann's Bücher

Donnerstag, 18. Oktober 2012

GIRLS: Lena Dunham und das "Sex and the City" - Problem




Ich gehöre zu denjenigen, die Lena Dunham vor ihrer ersten Fernsehserie „Girls“ entdeckt haben. Als ihr zweiter Spielfilm „Tiny Furniture“ die amerikanischen Filmfestivals überrannte und die Indie-Szene aufmischte, hatte sie ein jeder auf seinem Plan.

Ähnlich ging es da wohl dem Produzenten Judd Apatow, der unbedingt mit ihr arbeiten wollte und anbot, zu produzieren, was immer sie machen wolle. Dunham entschied sich für eine Fernsehserie beim renommierten TV – Sender HBO, keine dumme Idee.

Bei „Girls“ handelt es sich um eine kleine Serie, die etwas im Schatten der sendereigenen Großproduktionen wie „True Blood“ oder „Game of Thrones“ steht. Virales Marketing und ein serienbegeistertes Publikum reichten allerdings, um einen gewissen Hype zu starten.

Der größte Fehler, den man als Zuschauer machen kann, ist gar nicht erst einzuschalten. Warum es sich bei „Girls“ um die beste Fernsehserie aller Zeiten (seit 1991) handelt, werde ich aber in weiteren Texten veranschaulichen.

Die Serie hatte gute Quoten. Sie waren nicht perfekt, natürlich noch steigerbar, aber fürs erste zufriedenstellend. Zumindest so zufriedenstellend, dass HBO direkt eine zweite Staffel bestellt hat. Aber warum konnte die Serie auf Anhieb nicht mehr Zuschauer begeistern? Ich glaube, ein großes Manko lag in der einseitigen Berichterstattung vorab, bei der auch HBO keinen Grund sah, einzugreifen.

Egal welches Interview man mit Mitgliedern des Casts und der Crew las, überall wurde die HBO – Serie „Sex and the City“ erwähnt oder sogar vergleiche gezogen. Problematisch wird es nicht nur, weil „Girls“ so rein gar nichts mit dieser Serie zu tun hat. Es ist naheliegend, dass dieser Vergleich auch viele Zuschauer gekostet hat.

Nehmen wir diejenigen, die Lena Dunham und ihre Kunst nicht kennen, aber zunächst Interesse zeigen. Sie hören von den Vergleichen und schalten den Fernseher gar nicht erst ein. Andererseits gibt Sex and the City-Fans, die sich nach einem Ersatz sehnen. Sie schauen sich die Pilotfolge an, merken, dass sie hier falsch sind und schalten in Zukunft nicht mehr ein. Durch einen dummen Fehler in der PR – Kampagne hat man zwei Zuschauergruppen vertrieben.

Hinzu kommt, auch wenn der Titel oberflächlich etwas anderes suggeriert, dass es sich bei „Girls“ um keine wirkliche Frausenserie handelt, die auch nur von Frauen gesehen werden sollte. Adam Driver, der Schauspieler mit dem stärksten Charakter in der Serie, hat in einem Interview davon berichtet, dass viele Männer auf ihn zukommen, die die Serie ursprünglich mit ihren Freundinnen schauen mussten und dann zu den größeren Fans geworden sind.

Deswegen ist es wichtig, dass jeder, ungeachtet von allem, was er im Vorfeld gelesen hat, sich einfach die ersten Episoden anschaut und sich von keinen missglückten Marketingkampagnen fehlleiden lässt. Dafür ist „Girls“ eine viel zu starke Serie!

Girls in Deutschland: Mittwochs, 21:10 Uhr auf glitz*

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