Mutig war diese Herangehensweise von Marvel allemal, ein
großes Filmimperium rund um die Superheldentruppe „The Avengers“ aufzubauen.
Man kann tief fallen, Figuren oder Franchises, die in der Popkultur einen
gewissen Stellenwert haben, müssen nicht auch zwangsläufig auf der großen
Leinwand funktionieren. Und innerhalb einer Filmreihe ein eigenes Universum zu
erschaffen, welches sich über viele Jahre und viele verschiedenen Projekte
verteilt, ist durchaus ein Spiel mit dem Feuer.
Doch wie es scheint, ging der Plan von Marvel bisher auf. In
den vergangen Jahren brachten es die Titelhelden Iron Man, Thor und Captain
America auf ganze vier Film, die alle einen gewissen Erfolg verzeichnen
konnten. Das besondere an diesen Filmen war aber vor allem, dass etliche Charaktere
wie Nick Fury, Black Widow, Hawkeye, etc. hier ihre ersten Gehversuche
unternehmen durften. Das erste große Highlight dieser Reihe versammelt alle
Helden und den ganzen Rest, in dem von vielen erwarteten „The Avengers“.
In der Comicliteratur ist es keine Seltenheit, direkt
mehrere Superhelden in den Ring zu schicken. Im Film blieb dieses Vorhaben
bisher immer in einem überschaubarem Rahmen. In „The Avengers“ treffen so viele
Helden aufeinander, wie es sie bisher noch in keinem Live – Action Film gab.
Keine leichte Aufgabe. Marvel hat sich entschieden, dieses
Vorhaben der lebenden Geek – Legende Joss Whedon zu übertragen, der in seiner
TV – Vergangenheit bewiesen hat, auch ein großes Ensemble im Griff zu haben und
sich auch als ausgemachter Comickenner – und Autor einen Namen gemacht hat. Er
ist der einzige (!!!) aufgelistete Drehbuchautor, was bei einem Film von diesem
Ausmaß für eine Hollywoodproduktion eher untypisch ist. Vermutlich wusste man,
dass auch der Person Whedon solch ein Projekt zu sehr am Herzen liegt, als dass
er damit leichtsinnig umgehen würde.
Die Story ist quasi das indirekte Sequel zu Thor. Immerhin
ist Loki der Bösewicht, der die Avengers auf Trapp hält. Auch Professor Erik
Selvig, ein weiteres Mal von Stellen Skarsgard verkörpert, ist eine Figur aus
dem ersten Thor Film.
Es ist keine Handlung, die sonderlich in die Tiefe geht.
Auch wenn es sich vermutlich die meisten nicht eingestehen wollen, muss man den
Film in einem direkten Vergleich mit dem im Sommer 2012 erscheinenden „The Dark
Knight Rises“ sehen. Beide Filmen sind seit langem, und werden vermutlich für
eine lange Zeit, die größten und meisterwarteten Produktionen im Bereich der
Comicverfilmungen sein. Und zumindest diese Reihe um die Marvel – Helden ist
gar nicht darauf angelegt, besonders tief in die Psyche und finsteren Seelen –
soweit vorhanden – der Charaktere einzugehen. „The Avengers“ geht in die Breite,
ist knallbunt und gespickt mit viel Superheldenaction. Der Gehalt der Story
bleibt recht überschaubar, dennoch reiht sich ein Highlight an das nächste. Der
Kampf Thor vs. Iron Man im Wald, Captain America und Iron Man retten vereint
die Besatzung des Helicarriers, der erste Auftritt von Hulk, das große Finale
in New York.
Der heimliche Star dieses Film, der „Anführer“ der Avengers
und auch dieses Marvel – Franchises im Allgemeinen ist Tony Stark aka Iron Man.
(Man beachte: Jon Favreau ist Executive Producer) Favreau hat dieser Figur in den
ersten beiden Filmen neues Leben in die Seele eingehaucht. Robert Downey Jr. hat
die Paraderolle seiner Karriere gefunden und macht hier genau dort weiter, wo
er im letzten Film aufgehört hat. Es scheint sogar, dass er noch frischer und
schlagfertiger wirkt, auf je mehr Helden er trifft. Nicht zuletzt die komplexe
Beziehung zu Captain America, der im zweiten Weltkrieg ein Experiment aus der
Feder von Starks Vater und dem Gründer von Stark Enterprises war.
Eine große Überraschung des Films ist Mark Ruffalo, der nach
dem grandiosen Film von Ang Lee aus dem Jahre 2003 und einem etwas blassen
Edward Norton der mittlerweile dritte Hulk in zehn Jahren ist. Ruffalo gibt der
Figur des Dr. Bruce Banner viel, verleiht seinem Hulk eine frische Note. Einen
für 2015 angedachten Einzelfilm sollte er sich mit dieser Leistung definitiv
verdient haben. (Hier lohnt sich ein Blick auf die Heimkinofassung um den Film
in der Originalversion zu sehen: Ferrigno-Time!!!)
Die verschiedenen Charaktere finden schnell ihren Platz im
Gefüge. Joss Whedon hat bei seiner Inszenierung eine gelungene Balance in
Punkto Auftritt und Leinwandpräsens gefunden. Konflikte und Zusammenhalt, sie
funktionieren in der Gruppe. Auch im Kampf werden die Kräfte und Fähigkeiten
der einzelnen Individuen zu einem großen Ganzen zusammengeführt.
Samuel L. Jacksons Nick Fury muss sich etwas zurücknehmen,
er verlässt die Zentrale von S.H.I.E.L.D. kaum, navigiert und organisiert von
seinem Luftschiff aus. Natürlich hat er nicht viel im Nahkampf bei den anderen
zu suchen, aber etwas mehr Action hätte auch er verdient. An seiner Seite steht
Maria Hill, gespielt von Cobie Smulders aka Robin Scherbatsky aka Robin
Spakrles aus der populären Sitcom „How I Met Your Mother“. Ihr erster großer
Auftritt in einer Hollywoodproduktion. Auch wenn sie ihre Sache recht
ordentlich macht, wird dieser Ausflug auf die große Leinwand wohl eher eine
Seltenheit bleiben.
Alles in allem ist das Experiment mit dem großen
Superheldenfilm geglückt. Marvel sollte die positiven Einspielergebnisse und
Kritik zu Herzen nehmen und sich in Zukunft etwas mehr zutrauen. Neben
Fortsetzungen der schon bekannten Helden haben sich auch die restlichen
„Rächer“ eigene Filme verdient, und auf einen zweiten oder sogar dritten „The
Avengers“ warten wir sowieso.
8/10
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